THE DRESDEN DOLLS: Yes, Virginia

Kein Heavy Metal am Karfreitag? Aber deswegen muss Musikgenuss doch noch lange nicht fad schmecken…

Während manch einer anlässlich des Karfreitags auf den Genuss von Fleisch verzichtet, beschränke ich mich heute auf nicht-metallischen Musikgenuss. Somit stand heute das zweite Album des amerikanischen Duetts THE DRESDEN DOLLS auf dem Speiseplan. Schon mit ihrem Debüt konnten Amanda Palmer und Brian Viglione Kritiker wie Fans zu Begeisterungsstürmen hinreißen und werteten so manchen etwas belanglosen Sampler mit ihrer Eigenständigkeit auf. Yes, Virginia geht nun einen etwas massenkompatibleren Weg, ohne sich aber angepasst zu präsentieren.

Die musikalische Ausgangslage ist so simpel, wie herausfordernd: Amanda Palmer sitzt am Piano und singt, während Brian Viglione den Takt am Schlagzeug vorgibt. Auf dieser spartanisch anmutenden Instrumentierung zelebrieren THE DRESDEN DOLLS ein Stück Musik, das sich dank seiner Melodiösität zum Nebenbeihören eignet, dank seiner tiefgründigen, gedankenschwangeren Texte zum Nachdenken animiert, dank der ausgezeichneten Rhythmusarbeit zum Mitwippen anregt und dank Amanda Palmers charismatischem Gesang berührt. Musik also, die man auf dem Sofa liegend genießen, im Fauteuille sitzend mitverfolgen oder am Parkettboden schunkelnd mitsummen kann. Am besten aber käme die Wirkung von Yes, Virginia in einem kleinen, verdunkelten Club zur Geltung, wo das Duo vor einer Handvoll Leute ihre Songs zum Besten gibt.

Das musikalische Konzept trippelt auf der knappen Stunde zwischen kabarettistischen Passagen, avantgardistischem Pop und frechem Punk hin und her. Auch die erzeugten Stimmungen schwanken von kindlicher Heiterkeit, über betrübliche Melancholie bis hin zu bitterbösem Sarkasmus. Hand in Hand damit gehen die Lyrics aus der Feder von Amanda Palmer, die mitunter das persönliche Gefühlsleben entblättern, mit einer gewissen Nonchalance brisante Themen ansprechen oder pointiert das Lausmädchen, das wie ein Schalk hinter der Frontdame zu sitzen scheint, zur Geltung bringen.

Mit Yes, Virginia haben THE DRESDEN DOLLS einen weiteren Schritt in Richtung Ehrengalerie außergewöhnlicher Liedermacher, Entertainer und Querdenker gemacht. Die dreizehn Songs dringen auf verschiedensten Ebenen ein, berühren dort, wo es der Hörer zum jeweiligen Zeitpunkt will, und verbinden ungestümes Rebellentum mit sanfter Zurückhaltung. Somit ist die heutige Metal-Enthaltsamkeit keine Einschränkung gewesen, sondern eine Bereicherung musikalischer, gefühlsechter und lyrischer Natur.

Veröffentlichungstermin: 21.04.2006

Spielzeit: 55:22 Min.

Line-Up:
Amanda Palmer – Vocals, Piano

Brian Viglione – Drums, Vocals, Guitar, Bass

Produziert von Sean Slade & Paul Q Kolderie
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.dresdendolls.com

Tracklist:
1. Sex Changes

2. Backstabber

3. Modern Moonlight

4. My Alcoholic Friends

5. Delilah

6. Dirty Business

7. First Orgasm

8. Mrs. O

9. Shores Of California

10. Necessary Evil

11. Mandy Goes To Med School

12. Me & The Minibar

13. Sing

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