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ANGEL BLAKE: Angel Blake

Für THE CROWN-Anhänger, die die Brutalität der Band liebten ist ANGEL BLAKE wohl eher schwer zu fassen – ANGEL BLAKE geben kein Gas. Die Songs sind stampfende Rocker, düstere Balladen, und die Wut ist hier längst abgekühlt und Verachtung gewichen.

Es ist mir unverständlich, wie man sich nach einem der miesesten DANZIG-Songs benennen kann. Das ist aber schon die einzige Kritik am Debüt des ex-THE CROWN-Gitarristen Marko Tervonen. Die neun Songs erinnern zu keiner Sekunde an die namensgebenden Schnarchsong „Angel Blake“.

Marko Tervonen ist nicht untätig herumgesessen, seit sich THE CROWN aufgelöst haben. Er baute sein MT Studio auf und hat mit dem Debüt seiner neuen Band dort ein Referenzstück eingespielt.

Als Einflüsse nennt er METALLICA, PARADISE LOST, H.I.M., DANZIG und SENTENCED – was die Sache einigermaßen trifft. Wo einige der genannten Bands ihre Songs vielleicht etwas zu glatt gebügelt haben und mit der achten Wiederholung einer platten Melodien langweilen, türmen sich bei ANGEL BLAKE zwischen den Melodien schwere, schwarze Gitarrenwände auf. Ein altes Kontrastprinzip, das bei ANGEL BLAKE aber hervorragend umgesetzt ist. Die Songs sind durchdacht, schlüssig und überraschen dennoch mit der ein oder anderen Wendung. Großen Anteil daran hat Sänger Tony Jelencovich (TRANSPORT LEAGUE, MNEMIC), der von sanftem Timbre wie bei der Ballade „. . . till the end“ bis zur kalten Verachtung bei „Retaliate“ alle Register seiner Stimme zieht. Dabei ist gerade „. . . till the end“ ein gutes Beispiel für die Qualitäten dieser Scheibe, überrascht der Song doch gegen Ende – wenn man eigentlich schon nichts mehr erwartet mit einem traumhaften Gitarrensolo. Sehr simpel, aber sehr effektiv.

Der zweite große Wurf des Albums ist „Lycanthrope“, ein düster-eingängiger Rocksong, der mit einer unverzerrten Gitarrenspielerei unterlegt ist und zeigt, wie vielseitig Tony seine Stimme einsetzen kann. Und selbst wenn er in den lang gezogenen Parts nicht immer ganz auf der Höhe des Tones bleibt, zeigt sich hier, dass die Kombination aus Tervonens griffigem Gitarrenspiel und Tonys Stimme wunderbar funktioniert. Erstaunlich, denn zu THE CROWN-Zeiten hatte Tervonen seine melodiöse Seite zugunsten präziser Rhythmen versteckt – doch der Mann schüttelt hier Soli und Melodien aus dem Ärmel, die überzeugen. Für THE CROWN-Anhänger, die die Brutalität der Band liebten ist ANGEL BLAKE wohl eher schwer zu fassen – ANGEL BLAKE geben kein Gas. Die Songs sind stampfende Rocker, düstere Balladen, und die Wut ist hier längst abgekühlt und Verachtung gewichen.

Eingespielt hat Marko Tervonen das Album im Alleingang, nur den Gesang überließ er seinem Kollegen. Das war keine schlechte Ausgangslage, den man hört den Songs an, wie viel Liebe zur Kleinigkeit darin steckt – hier hat jemand lange, lange an seinen Ideen getüftelt und sie nach und nach zu vielseitigen Songs zusammengebaut. Lediglich „Solitude, my friend“ zieht sich ein bisschen sehr in die Länge, man vermisst bei diesem Song den Drive und die Tiefe der anderen Stücke. Dafür überrascht „Autumnal“, ein kleines trauriges Klavierstück im Sound eines LP, deren Rille durch ihr Alter leicht verzogen ist – entstanden an einem einsamen Abend und mit einem Diktiergerät aufgenommen.

ANGEL BLAKE waren als Projekt geplant, inzwischen hat Tervonen aber doch ein komplettes Line-Up um sich geschart – darunter Schlagzeuger Janne Saarenpää (ebenfalls ex-THE CROWN), einen zweiten Gitarristen und einen Mann, der einen verzerrten Kontrabass spielt. Das klingt spannend, das Songmaterial dürfte auch live funktionieren. Bis es soweit ist, kann man sich mit dem Album beschäftigen – es lohnt sich.

Veröffentlichungstermin: 10.03.2006

Spielzeit: 44:40 Min.

Line-Up:
Marko Tervonen – Gitarre

Tony Jelencovich – Gesang

Janne Saarenpää – Schlagzeug

Örjan Wressel – Kontrabass

Christian Älvestam – Gitarre.

Produziert von Marko Tervonen
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.angelblake.com

Tracklist:
The Force

-Retaliate

-Lycanthrope

-Self – Terminate

-Solitude My Friend

-Autumnal

-The Forsaken

-Thousand Storms

-Paint It Black

-Til The End

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