blank

DOWNTIME: Dystopia [Eigenproduktion]

"Dystopia" ist – auch, wenn es im weitesten Sinne in die Sparte fallen würde – kein weiteres Metalcore-Plagiat oder Trendmonster.

Mal ehrlich, wie viele kleinere Bands kennt ihr, die in ihrer Bandinfo sämtliche bekannte Acts als Einflüsse nennen, aber nicht einmal ansatzweise so klingen? Zu viele wahrscheinlich. Auch DOWNTIME preisen sich als Mischung von DISMEMBER, HATESPHERE und HEAVEN SHALL BURN an, haben aber den oben genannten Bands eines voraus: sie haben Recht. Dystopia ist – auch, wenn es im weitesten Sinne in die Sparte fallen würde – kein weiteres Metalcore-Plagiat oder Trendmonster. Die fünf Jungs aus der Umgebung von Kassel machen energiegeladenen Metal, der sich größtenteils an der eingedeutschten, schwedischen Spielweise anlehnt, die HEAVEN SHALL BURN sich damals bereitet haben. Wuchtige, dick produzierte und melodiöse Gitarrenleads, die sich wie Kreissägeblätter aus den Boxen herausschälen, verbunden mit hämmernden Grooves und dem abwechslungsreichen Gesang von Sänger Philipp. Nach dem verstörenden Intro Dystopia, bei dem man zuerst denkt, man habe es mit einer extrem schlechten Produktion zu tun, folgt mit We Are quasi die Vorstellung der Band, gefolgt von dem starken So Called Humanity, das in bester THE HAUNTED-Manier nach vorne thrasht und mit stampfenden Moshparts und eingängigen Melodien aufwarten kann. Bei What Connects Us trifft DISMEMBER auf moderne Walz- und Stampf-Grooves. Raising The Ashes beginnt dann wieder mit einer Portion Thrash, die an HATESPHERE erinnert und mündet dann über knackige Stakkatoparts in melodischere Gefilde. Das abschließende Be Like Us prescht dann noch mal etwas überraschend vorwärts, beginnt mit straightem Death Metal-Geschredder, wie es von Amerika über die See getragen wurde und vereint dann wieder die getragenen, schwedischen Leads mit der druckvollen Heftigkeit des modernen Soundgewands.

DOWNTIME haben mit Dystopia ganz sicher ein solides Stück melodischen Death Metal eingespielt, das sich so nicht verstecken braucht und sich relativ locker im oberen Fünftel der deutschen Szene platzieren dürfte. Noch vor zwei Jahren hätten sich die Kasseler im aufstrebendem Metalcore-Strom sicher einen besseren Platz erspielen können, aber heute sieht in der kurzlebigen Musikwelt alles schon wieder etwas anders aus. Metalcore beginnt zu nerven, die ersten Bands wenden sich vom Trend ab und trotzdem schießen noch immer wie Sand am Meer schlechte, aber auch gute Bands aus dem Boden. DOWNTIME haben das Potenzial sich da durchzuboxen, aber, um sich einen festen Platz zu sichern, sind sie mit Sicherheit einige Jahre zu spät dran. Immerhin, die EP Dystopia bietet auf 17 Minuten erstklassige Musik, die man nicht einfach so wegwischen kann. Fünf Songs mit Herz, Qualität und Lyrics, die davon zeugen, dass man sich Gedanken gemacht hat und die Texte nicht nur lästiges Beiwerk sind. Und was will man eigentlich mehr, was soll das Gefasel von Plätzen, Trends und Erfolg? Weiß ich auch nicht, daher: Daumen hoch, für DOWNTIME!

Veröffentlichungstermin: 23. 12. 2005

Spielzeit: 17:22 Min.

Line-Up:
Philipp Ohlinger – Vocals

Sebastian Lammel – Gitarre

Simon Baltruschat – Gitarre

Dennis Hirth – Bass

Stefan Gröning – Dums

Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.downtime-metal.com

Tracklist:
01. Dystopia

02. We Are

03. So Called Humanity

04. What Connects Us

05. Raising The Ashes

06. Be Like Us

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner