THE DEVIN TOWNSEND BAND: Synchestra

Auch das Ungewöhnlichste wird bei übermäßiger Wiederholung zum Alltäglichen. Genau das geschieht auf "Synchestra". Es fehlen trotz der eingangs erwähnten Kuriositäten Überraschungsmomente und – noch schlimmer – die Armeen von unwiderstehlich die Gehörgänge besetzenden Ohrwürmern.

Waren STRAPPING YOUNG LAD-Alben bislang brachialster, Musik gewordener Irrsinn, so boten die Soloalben von Meister Townsend stets ein harmonischeres, melodiebesessenes Bild von dem Inneren dieses wirren Kopfes mit der hohen Stirn. Und von wegen Überraschung, Synchestra unterstreicht diesen Kontrast und verstärkt ihn sogar bis hin zu Happy, happy, joy, joy-Geklimper (Hypergeek), Banjoeskapaden (Triumph) und an die Happy Tree Friends erinnernden Polkaanklängen (Vampolka). Bestens aufgelegt zeigt sich auch Steve Vai bei seinem Gastsolo in Triumph, das fröhlich vor sich hinblubbert. Selbst die plötzliche Wendung des erwähnten Hypergeek hin zu vorpreschenden Drums und Speedpickings bedient Harmoniesüchtige und Grinsebacken auf´s Fröhlichste. Der Herr Townsend hat hervorragende Laune und lässt alle Fans daran teilhaben. So weit, so gut für das gemarterte Hirn des Kanadiers, doch ähnlich wie bei STRAPPING YOUNG LAD macht sich auch hier ein gewisser Abnutzungseffekt bei den townsendschen Stilmitteln breit. Klar, kein anderer baut dermaßen gekonnt unüberwindliche Soundwälle auf, kein anderer reißt sie derart unkonventionell wieder ein, kein anderer vereinigt so gegensätzliche Extreme auf sich. Doch wenn man ehrlich sein soll: Auch das Ungewöhnlichste wird bei übermäßiger Wiederholung zum Alltäglichen. Genau das geschieht auf Synchestra. Es fehlen trotz der eingangs erwähnten Kuriositäten Überraschungsmomente und – noch schlimmer – die Armeen von unwiderstehlich die Gehörgänge besetzenden Ohrwürmern. Gleichförmig rauscht Lied um Lied an einem vorüber, ohne dass mehr hängen bleibt als der Eindruck, dass Devin sich von seiner guten Laune das objektive Urteilsvermögen hat eintrüben lassen. So überträgt sich die vormusizierte Euphorie nicht auf den Hörer, sondern wirkt wie eine seelenlos vorexerzierte, berechnete Darstellung von möglichst bizarren Ideen. Es wird Zeit, dass im Hause Townsend die bislang so begeisternde Vielschichtigkeit und Unberechenbarkeit wieder Einzug hält.

Veröffentlichungstermin: 27.01.2006

Spielzeit: 65:29 Min.

Line-Up:
Devin Townsend – Gesang, Gitarre

Brian Waddell – Gitarre

Mike Young – Bass

Dave Young – Keyboard

Ryan van Poederooven – Schlagzeug

Produziert von Devin Townsend
Label: Inside Out/SPV

Homepage: http://www.hevydevy.com

Email: hevydevy@shaw.ca

Tracklist:
Let It Roll

Hypergeek

Triumph

Babysong

Vampolka

Vampira

Mental Tan

Gaia

Pixillate

Judgement

A Simple Lullaby

Sunset

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