KING KONG [Filmkritik]

Die ganze Affenbande brüllt: "Für diese Technik gibt es einen Oscar – mindestens…"

Nach dem weltweiten und verdienten Erfolg seiner Lord of the Rings-Trilogie hat sich Peter Jackson einen Jugendtraum erfüllt und statt eines Hobbit-Films ein Remake des King Kong-Klassikers gedreht. Schauplatz ist das New York der 1930er Jahre, hier kommt es zum verhängnisvollen Treffen zwischen der hungrigen, zarten, arbeitslosen Schauspielerin Ann Darrows (Naomi Watts) und dem schmierigen, betrügerischen, idealistischen Regisseur Carl Denham (Jack Black mal in einer ernstzunehmenden Rolle). Er überredet sie dazu, bei seinem Film mitzuwirken, in Nacht und Nebel legt das Schiff zum vorgegebenen Drehort Singapur ab. In Wirklichkeit zieht es Carl jedoch zum sagenumwobenen Skull Island, da stört es ihn auch nicht, dass er seinen Drehbuchschreiber Jack Driscoll (Adrien Brody) gerade mitentführt. Humorvoll zeichnet Jackson die einzelnen Charaktere der Schiffscrew, beinahe satirisch wirkt der kurze Seitenhieb Richtung Titanic, als Ann im Abendrot am Heck steht (zum Glück ohne Leonardo di Caprio). Die Liebesgeschichte, welche sich zwischen Ann und Jack ergibt ist weder kitschig noch plakativ, kaum sind sie in der Kussphase angekommen, läuft das Schiff in einer nebligen Nacht auf Skull Island auf. Carl schippert mit seiner Crew zur Insel, um seinen Film zu drehen, der sämtliche Sensationsgelüste des Publikums befriedigen soll.

Doch es kommt anders, eindeutig kannibalisch veranlagte Eingeborene vergreifen sich am kleinen Filmgrüppchen. In letzter Sekunde retten Kapitän und Schiffscrew die Denham & Co., doch der ist weiterhin unbesonnen. Nachdem Ann nachts entführt wird, macht sich die gesamte Männertruppe auf die Suche nach ihr, doch die Opferung von ihr an den von der Urbevölkerung vergötterten Kong können sie nicht verhindern. Der erste Auftritt des Riesengorillas wird von Jackson horrorfilmtechnisch spannungserzeugend gelöst: Auf eine Komplettaufnahme wartet man erst vergeblich, nur Teile von Kong sind erkennbar, unter anderem sein schön gebürstetes Fell.

Beim darauffolgenden Wettlauf zieht Jackson alle Trickregister: perfekt animierte, realistische Brontosaurier rasen durch Schluchten, Kong legt sich mit gleich drei Tyrannosaurus Rex an, in einem Schlammloch hausen die schleimigen Verwandten der Raketenwürmer aus Tremors mit den kleinen Schwestern von Shelob, und sämtliche Krabbelviecher, welche seit Braindead in Jacksons Schränken hausen, dürfen auch wieder mal mitspielen. Im tricktechnischen Bereich zeigen sich in jeder Szene, wie weit der Fortschritt seit Jurassic Park gekommen ist, King Kong setzt neue Standards. Dennoch geht dem Film die Seele nicht verloren: Immer wieder kommen Reminiszenzen an die Ästhetik von Lord of the Rings auf, sei es wegen der Landschaften (Fangorn lässt grüssen), der typischen Kamerafahrten oder der grandiosen musikalischen Untermalung von Howard Shore. Man merkt, dass Jackson wieder auf sein WETA-Team vertraut hat und im Musikbereich seinem Komponisten und den Park Road Post Studios (wo bereits The Return of the King abgemischt wurde) treu geblieben ist.

Schließlich findet der unermüdliche Jack seine Ann in den Armen von Kong und entkommt mit ihr auf das rettende Schiff. Der haarige Verfolger wird mit genügend Chloroform betäubt, um sämtliche Messgeräte für krebserregende Substanzen zu sprengen und als achtes Weltwunder nach New York City verschleppt. Und dass es nicht gut kommen kann, einen acht Meter grossen Gorilla auf einer Bühne mit echten-Chromstahlketten zur Schau zu stellen, versteht sich von selbst…

Verdient King Kong also eine uneingeschränkte Filmempfehlung? Für Männer vermutlich. Nicht nur blonde Frauen dürften sich jedoch an der archaischen Machogeschichte stören. Die Opferungsszene von Ann auf Skull Island ist von Männerphantasien geprägt, die einen wie testosterongeladene Ausdünstungen benebeln. Ihr Dasein als zappelnde Barbiepuppe für den Riesengorilla ohne Goldkettchen quält, trotz der ablenkenden fulminanten Regiearbeit von Peter Jackson. Auch Anns hirnlose Klettertouren auf der phallischen Spitze des Empire State Building im weißen Kleid mit hochhackigen Schuhen lassen die Zuschauer ernsthaft an ihrem Geisteszustand zweifeln und die Blondinenwitze frohlocken. Einzige positive Ablenkung für das weibliche Gemüt ist der sich aufopfernde, aufrichtig an ihr interessierte und von Liebe getriebene Jack, ein wahrer Lichtblick.

Fazit: Peter Jackson hat sich einen Traum erfüllt und setzt mit seinem King Kong Referenzwerte für Tricktechnik, Animation und dafür, wie man in über dreieinhalb Stunden keine Sekunde Langeweile verspürt. Ausserdem vermag er es etwa in der Eisteich-Szene, nur mit Bildern und Musik grosse Emotionen zu erzeugen. Sensible, emanzipierte Frauen, welche sich nicht für Adrien Brody begeistern können, dürften allerdings kaum restlos begeistert sein von diesem Werk. Da hilft auch eine Verschleppung ins Kino nicht.

Veröffentlichungstermin: 14.12.2005

Line-Up:
Naomi Watts: Ann Darrow

Jack Black: Carl Denham

Adrien Brody: Jack Driscoll

Regie: Peter Jackson

Drehbuch: Peter Jackson, Fran Walsh u.a.

Musik: Howard Shore

Produziert von Peter Jackson
Label: Universal

Homepage: http://www.kingkongmovie.com

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