TWISTED SISTER: Under the Blade / You can´t stop Rock´n´Roll / Come Out and Play / Love is for Suckers [Re-Releases]

Der Backkatalog von TWISTED SISTER fast komplett auf CD. Das schont nicht unbedingt den Geldbeutel, dafür aber das alte Vinyl. Und Metal-Fans die was auf sich halten sollten nunmal zumindest die ersten drei dieser Alben im Schrank stehen haben – egal in welcher Form.

Nachdem viele Fans in Deutschland durch die legendären Auftritte von TWISTED SISTER auf dem Bang Your Head Festival und genauso auf dem Wacken Open Air wieder verstärkt Interesse an der Truppe bekommen haben, sind Re-Releases der alten Alben auf CD nicht nur aus kommerziellen Aspekten interessant. Sicher bin ich nicht der einzige Fan, der den TS-Backkatalog bislang nur auf Vinyl oder Tape zu Hause stehen hat und die neue Generation der Metal-Anhänger dürfte an der Musik von TWISTED SISTER auch verstärkt Interesse bekunden. Das Timing könnte nicht besser sein – die Ausführung im Detail vielleicht schon. Denn mit außergewöhnlichem Bonus-Material braucht man bei diesen Veröffentlichungen nicht rechnen. Um ehrlich zu sein: diese Re-Releases wirken etwas lieblos.

Das ändert aber an der Qualität der Musik überhaupt nichts und mir persönlich laufen diese Neuveröffentlichungen gerade richtig rein.

Under the Blade ist ein Debütalbum, das eindrucksvoll beweist, wie sehr sich die Musikindustrie in den letzten 30 Jahren verändert hat. Nachdem TWISTED SISTER bereits seit mehreren Jahren zusammen sind und sich durch Demos und Live-Auftritte einen Namen machen konnten, veröffentlichen sie 1982 ihr erstes Full-Length-Album wie man es sich heutzutage nur wünschen würde. Wirklich Wahnsinn, mit welchem Selbstverständnis, welchem Selbstbewusstsein, welcher Zielstrebigkeit und welcher kompositorischer Fertigkeit diese Band ihre Karriere so richtig ins Rollen brachte. TWISTED SISTER wussten genau was sie wollten und brachten ihre Message voll auf den Punkt – zumindest strahlt das ihre Musik aus. Und dabei war man eben von Anfang an TWISTED SISTER und nichts anderes. Under the Blade ist gespickt mit Hits, bietet eine außergewöhnliche Mischung aus Rock´n´Roll, Heavy Metal, Horror und Rebellion und lieferte dem jungen Heavy Metal Publikum genau die großmäuligen Außenseiter-Hymnen, nach denen es ihnen verlangte. Keine Kompromisse, wir sind was wir sind, wir sind wie wir sind und wer uns verbiegen will, der sieht den Stinkefinger! Ohja, das waren Zeiten – und anscheinend war auch noch vieles einfacher. Die Direktheit, mit der TWISTED SISTER ihre Fans mitreißen und dem Rest entgegenschreien wird mit der Musik perfekt umgesetzt. Härtere Stücke wie Destroyer wirken dagegen auf ihre Weise bedrohlich und gefährlich und vermitteln ihr ganz eigenes Flair. Dee Snider ist jetzt schon ein Frontmann wie man ihn nur ganz selten zu Gesicht bekommt. Und er weiß Akzente zu setzen, mit jedem Ton den er singt. Ein Entertainer vor dem Herrn.

TwistedDer Titel des zweiten Albums, You can´t stop Rock´n´Roll, verleitet dazu, den musikalischen Schwerpunkt der 83-er-Scheibe eindeutig festzulegen, das Cover sorgt für den entsprechenden Ausgleich. Tatsächlich beginnt das Nachfolge-Hit-Album deutlich metallischer als man das erwartet hätte. Die auffallend dumpfe Produktion drückt You can´t Stop Rock´n´Roll weiter in diese Ecke, textlich zeigt man zunächst keinen Bock auf große Party und Ride to Live, Live to Ride ist im Grunde die erste richtige Double-Bass-Nummer von TWISTED SISTER. Doch mit I am, I´m me kann dann auch die Fete starten, ein herzlich willkommener Gast in jedem Party-Raum. The Power and the Glory ist ein Galoppel-Bass-Stück in bester DIO oder SURVIVOR-Manier, We´re gonna Make it Rock´n´Roll pur. TWISTED SISTER haben nicht den Fehler gemacht, sich auf ein Trademark festzulegen oder festlegen zu lassen und präsentieren ein weiteres Album, das die Bandbreite vom Rocker über die herzzerreißende Ballade bis hin zum fiesen Metal sehr natürlich abdeckt. Kompositorisch zeigt man sich weiterhin treffsicher und selbstbewusst.

Nicht besonders üppig ausgestattet, aber immerhin: mit One Man Woman, Four Barrel Heart of Love und Feel the Power gibt es drei Bonustracks, die der You Can´t Stop Rock´n´Roll-12 von 1983 beilagen und somit die Sache rund machen – davon hätte man sich mehr gewünscht.

TWISTED SISTER bleiben Steigerungsfähig. Die eigenen Fertigkeiten lernt man besser zu beherrschen und so folgt 1984 das wohl perfekte TWISTED SISTER-Album Stay Hungry, das von vorne bis hinten mit Übersongs gespickt ist und nicht zu unrecht die komplette 2005-er-Bang Your Head-Show bestimmte.

TwistedDa kann man es der Band nicht übel nehmen, dass das Folgealbum Come out and Play nicht ganz mithalten kann. Nicht ganz mithalten heißt im Falle TWISTED SISTER: hell yeah!!!! Der Titelsong und Opener macht von Anfang an so viel Spaß, dass die Band eigentlich schon gewonnen hat. Das kultige vom Film The Warriors inspirierte Intro mit seinem Flaschengeklapper verdeutlicht, dass TWISTED SISTER weiterhin ihre Mischung aus Sex & Horror & Rock´n´Roll konsequent fortsetzen und den Spaß an ihrer eigenen Sache nicht verloren haben. Leader of the Pack ist ein sick motherfucker von einer Coverversion, die auch die humorige Seite der Band in den Vordergrund bringt. Was ich an den Kritiken zu Come out and Play allerdings nie so ganz verstehen konnte war, dass dem Album zum einen einen Hang zur metallischeren Seite der Truppe untergeschoben wurde, und zum anderen die Produktion so sehr in der Kritik steht. The Fire Still Burns wird dabei immer gern zum Beleg der ersten These hervorgeholt, wobei Rock´n´Rollige Stücke wie You want what we got, I Believe in Rock´n´Roll und das ALICE COOPER-Duett-Stück Be chrool to your school das Album stark prägen. Mit Out on the Streets und Lookin´ Out for Number One hat man zwei eher schwächere Songs am Start, dafür mit I Believe in you durch die enorme Traurigkeit die vielleicht beste TWISTED SISTER-Ballade.

TwistedLove is for Suckers kann ohne schlechtes Gewissen als Scheißalbum bezeichnet werden. Ein Scheißalbum, mit dem man heutzutage dennoch seinen Spaß haben kann. Mit alten Glanztaten ist Love is for Suckers nicht vergleichbar. Was man dem 87er-Werk zugute halten muss ist der enorme Druck, der aus den Boxen tönt, vor allem das Schlagzeug treibt mächtig nach vorne. Speziell das Titelstück holt einen so richtig aus der Reserve und ist schlichtweg der Höhepunkt des Albums. Mit Stücken wie Me and the Boys schielt man aber zu deutlich in Richtung AOR (auch wenn es den Begriff zu der Zeit vielleicht noch gar nicht so gab) und wer sich den Titel I´ll never grow up vom Debüt vor Augen hält, erkennt die Misere, die hinter dieser einfachen Aussage steckt. Es ist der Tatsache zu verdanken, dass TWISTED SISTER einfach gute Songwriter sind, dass Love is for Suckers nicht vollkommen abfällt. Die Ausstrahlung der Musik will den Funken aber einfach nicht überspringen lassen. Love is for Suckers ist ein seltsamer Zwiespalt zwischen erwachsen sein wollen,reifer werden und sich selber treu bleiben. Und dieses Spannungsfeld konnten TWISTED SISTER mit diesem Album einfach nicht auflösen. Somit bleibt ein Werk, das in der Rückblende einiges an Spaßfaktor mitbringt, das eingängige, fast schon poppige Songs vorzuweisen hat, das aber auf seine Weise auch verzichtbar ist.

Veröffentlichungstermin: 18. November 2005

Line-Up:
Dee Snider – Vocals

Eddie Ojeda – Guitars

Jay Jay French – Guitars

Mark The Anmial Mendoza – Bass

A.J. Pero – Drums

Joey Seven Franco – Drums (Love is for Suckers)
Label: Demolition

Homepage: http://www.twistedsister.com

Tracklist:
1.What you don´t know (sure can hurt you)

2.Bad boys (of rock ´n´ roll)

3.Run for your life

4.Sin after sin

5.Shoot ´em down

6.Destroyer

7.Under the blade

8.Tear it lose

9.Day of the rocker

10.I´ll never grow up now!

You can´t Stop Rock´n´Roll:

1.The kids are back

2.Like a knife in the back

3.Ride to live, live to ride

4.I am (I´m me)

5.The power and the glory

6.We´re gonna make it

7.I´ve had enough

8.I´ll take you alive

9.You´re not alone (Suzette´s Song)

10.You can´t stop rock ´n´ roll

11.One man woman

12.Four barrel heart of love

13.Feel the power

Come Out and Play:

1.Come out and play

2.Leader of the pack

3.You want what we got

4.I believe in rock´n roll

5.The fire still burns

6.Be chrool to your scuel

7.I believe in you

8.Out on the streets

9.Lookin´ out for #1

10.Kill or be killed

Love is for Suckers:

1.Wake Up (The Sleeping Giant)

2.Hot Love

3.Love Is For Suckers

4.I´m So Hot For You

5.Tonight

6.Me And The Boys

7.One Bad Habit

8.I Want This Night (To Last Forever)

9.You Are All That I Need

10.Yeah Right!

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