HANOI ROCKS: Another Hostile Takeover

Das Album ist voller Highlights, aber Abzüge in der B-Note gibt es leider auch – zum Glück sind es nur wenige.

Auch wenn ich, fragt nicht warum, die HANOI ROCKS nie so gut finden werde, wie die zwischenzeitlichen Projekte von Sänger Michael Monroe (DEMOLITION 23, JERUSALEM SLIM oder die unter seinem Namen laufende Solokiste), so sind die Finnen immer noch eine geile Band, die leider – außer in Japan und England – nie die Anerkennung und den Erfolg einheimsen konnte, den sie verdient gehabt hätte.

Ich weiß zwar nicht, wie groß der Einfluss der Band auf das Werden und Wirken einer Band wie GUNS´N´ROSES war, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es einige der skandinavische Rotz´n´Roll-Bands (z.B. BACKYARD BABIES, GLUECIFER,
TURBONEGRO, HELLACOPTERS) ohne Alben wie Bangkok Shocks Saigon Shakes Hanoi Rocks, Two Steps From The Move oder Oriental Beat vielleicht in der Form nicht gegeben hätte.

Doch genug darüber geredet, was wann hätte vielleicht, wieso, weshalb, warum oder auch nicht sein können, wenn MÖTLEY CRÜE-Sänger Vince Neil nicht im Dezember 1984 und im besoffenen Kopp einen Autounfall verursacht hätte, bei dem Drummer Nicholas Razzle Dingley getötet wurde. Naja, dafür wurde Herr Neil ja auch, dank des immer auf Fairness bedachten US-Rechtssystems, hart bestraft. Immerhin musste er volle 30 Tage in den Knast und 2,6 Millionen $ Schmerzensgeld zahlen…

Kommen wir zum aktuellen und überraschend abwechslungsreichen Album, dessen Qualität für sich spricht. Zieht man fünf kurze Intros/Outros ab, so bleiben immerhin noch satte dreizehn Songs über, die zum Großteil als gelungen zu bezeichnen sind.
Mit dem guten und knackigen Opener Back In Yer Face beginnt das Album für HANOI ROCKS-Verhältnisse fast schon heftig und das ebenfalls hörenswerte knarzig-sperrige Talk To The Hand erinnert an frühe AEROSMITH. Dagegen erinnert The Devil In You an die australischen Ausnahmerocker INXS, während Love – genau wie das fast schon Schlager-mäßige Dear Miss Lonely Hearts – dezent an SHAKIN STEVENS denken lässt und auch von einem Eis Am Stiel-Soundtrack stammen könnte. You Make The Earth Move ist ein echter Gute Laune-Verbreiter und auch Heaven Is Gonna Be Empty (mit Honky Tonk-Piano) ist ein Punkt für die Habenseite. Ihr merkt schon, das Album ist voller Highlights, aber Abzüge in der B-Note gibt es leider auch – zum Glück sind es nur wenige.

Da wäre zum einen die Produktion der Herren Monroe und McCoy, die für diese Art von Musik zwar eigentlich genau die richtige ist, aber doch etwas fetter (a.k.a. gitarrenlastiger) hätte sein können. Mit Reggae Rocker und der dann aber doch 3,7 Prozentpunkte zu schmalzigen Ballade Center Of My Universe gibt es zum anderen auch kleinere Schwächphasen und ich hätte mir gewünscht, dass Herr Monroe öfter mal in sein Saxophon trötet.

Aber den durch und durch positiven Gesamteindruck können diese paar Haare in der Rock´n´Roll-Suppe nicht wirklich trüben. Starke Scheibe!

Veröffentlichungstermin: 18.11.2005

Spielzeit: 47:55 Min.

Line-Up:
Michael Monroe – Vocals

Andy McCoy – Gitarre

Conny Bloom – Gitarre

Andy Christell – Bass

Kari Lahtinen – Drums

Produziert von Andy McCoy & Michael Monroe
Label: Demolition Records

Homepage: http://www.hanoirocks.com

Tracklist:
Intro

Back In Yer Face

Insert I

Hurt

The Devil In You

Love

Talk To The Hand

Eternal Optimist

Insert II

No Compromise, No Regrets

Reggae Rocker

You Make The Earth Move

Insert III

Better High

Dear Miss Lonely Hearts

Insert IV

Center Of My Universe

Heaven Is Gonna Be Empty (Bonustrack)

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