FEAR FACTORY: Transgression

Genial wie immer!

Man durfte ja wirklich gespannt sein, wie es mit der Angstfabrik weitergeht…Noch so ein Hassbrocken wie Archetype? Wieder HipHop? Oder was??? Bisher war Weiterentwicklung Programm, aber wohin würde die führen?
Die Antwort lautet: Melodie. Und das ist ein guter Weg. Die Band schafft es mit dieser fantastischen Platte eine weitere Nuance ihres Stils zu vertiefen, eine weitere Klangfarbe zu schaffen und sie sind verdammt noch mal immer noch nicht langweilig und nach wie vor genial.
Dass FEAR FACTORY schon immer eine Schwäche für Breitwand-Refrains hatten, um einen Gegenpol zum sonstigen Stakkato-Gehacke zu setzen, und damit zumindestens meinen Nerv immer genau trafen, ist ja bekannt. Aber was hier für ein Feuerwerk an Melodiebögen und genialen Arrangements abgebrannt wird ist schon umwerfend.
Ein Song wie Empty Vision, mit seinen massiven Stakkato-Riffs in der Strophe, fett und drückend, gekrönt von einem Burton in Bestform, mit absolut packenden Gesanglinien, ist schlicht und einfach genau das was ich von dieser Band hören will. Brutale Schönheit. Und das gilt im Endeffekt für die ganze Platte.
Ich kann das Gejammer, dass dieses Mal vielleicht etwas öfter clean gesungen wird, oder die Gitarren öfter mal in die melodiösere Kiste greifen beim besten Willen nicht nachvollziehen. Das haben FF schon immer gemacht, und sie haben es selten so gut gemacht wie auf dieser Platte. Und man konnte doch nicht ernsthaft erwarten, dass sie Archetype II abliefern, oder? Wiederholung und Ausruhen waren noch nie Teile des FF-Kosmos.
Das poppige Supernova, als Verneigung vor den von der Band so geliebten 80ern, ist die konsequente Fortführung des Titelstückes von Archetype in die melodiöse Richtung und geht als solches voll auf. Ob FF mit einem derart sympathisch altmodisch klingenden Stück auf einen Hit schielen, möchte ich doch bezweifeln. Hit geht heutzutage anders.
Auch die Ballade Echo of my Screams hat ihre Wurzeln im bisherigen Schaffen der Band, ist sie doch nur das Ersetzen des bisher üblichen, keyboardlastigen Rausschmeißers durch eine handgespielte Version. Die Platte steht in der Tradition von FF und setzt diese so fort, wie sie mit ARCHETYPE neu definiert wurde. Dass dabei Emotionalität und Melodie im Vordergrund stehen, mag auch an der Arbeit mit Toby Wright als Produzent gelegen haben, der FF half, Nuancen zu betonen, die aber immer schon da waren. Und diese Emotionalität steht der Band sehr gut zu Gesicht, denn diese Platte ist sicher die eindringlichste und Gänsehaut-mäßigste ihrer Karriere.
Und trotzdem ist diese Platte zum Teil auch verdammt hart. 540.000 Fahrenheit ist ein echter Kracher, das Titelstück schiebt dir die Gitarren in den Magen, dass es rauscht, Spinal Compression hat vielleicht das metallischste Riff, dass FF je benutzt haben und ist ein massiver Aggressionsbolzen von Archetype-Format. Und das sind nur die ersten drei Stücke. Ich kann keinen Ausfall auf dieser Platte entdecken und ich habe mir extra etwas Zeit mit dieser Kritik gelassen, um nicht in der ersten Euphorie vielleicht zu unkritisch zu sein. Dazu besteht aber kein Anlass. Diese Platte hat Substanz. Vielleicht auf Dauer sogar mehr als Archetype.
Einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass zwei Coverversionen eine zuviel sind, und Millenium von KILLING JOKE als die verzichtbarere von beiden auch hätte weg gelassen werden können. Es hätte diese Platte nicht weniger genial gemacht.
Erstaunlicherweise fällt das Fehlen von DINO immer noch nicht im Geringsten auf! FF funktionieren eben als Kollektiv.
Ich bin verdammt froh, dass es diese Band immer noch gibt und dass sie immer noch so geniale Platten machen wie diese!

Veröffentlichungstermin: 22.08.2005

Spielzeit: 53.00 Min.

Line-Up:
Burton C. Bell – Vox Martyr Automata

Raymond Herrera – Systematic Battery

Christian Olde Wolbers – Visceral Pentatonic Resonance

Byron Stroud – Intrinsic Low End Convergence

Produziert von Toby Wright
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.fearfactory.com

Tracklist:

1.540.000 Fahrenheit

2.Transgression

3.Spinal Compression

4.Contagion

5.Empty Vision

6.Echo of my Sreams

7.Supernova

8.New Promise

9.I will follow (U2 Cover)

10.Millenium (KILLING JOKE – Cover)

11.Moment of Impact

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