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FOREVER SLAVE: Alice´s Inferno

Innovation: Fehlanzeige – Perfekter Sound: Fehlanzeige – Eigenständigkeit: Fehlanzeige – Hörgenuss: Reichlich vorhanden!

Meine erstes Tête à Tête mit FOREVER SLAVE liegt nun schon eine Weile zurück und entsprang zum Leidwesen meines männlichen Egos nur einer audiovisuellen Natur in Form von Bits und Bytes. Damals ließ die Band noch als unsigned act auf dem altehrwürdigen Portal mp3.com mit einigen guten Songs aufhorchen. Doch diese blieben mir weniger gut in Erinnerung als die professionellst gestaltete Website der Spanier mitsamt ihren Schwesterseiten, die jeweils von Lady Angellyca entworfen wurden und mitunter auch das facettenreiche Berufsleben der Frontfrau zur Schau stellten. Denn die dunkelhaarige Schönheit übt sich nicht nur im Gesang, sondern beweist auch Kreativität in Sachen Design, Fotografie und Lyrics. Dem nicht genug, steht sie auch noch Modell.

Doch genug der eindimensionalen Berichterstattung über FOREVER SLAVE. Schließlich ist Lady Angellyca nur ein Siebtel der Gothic Metal Band aus Spanien, die sich im Jahre 2000 zusammen gefunden hat und nach drei Demos mit Alice´s Inferno nun ihr Albumdebüt feiern. Das Album, das textlich eine Hommage-Symbiose an Lewis Carrolls Alice im Wunderland und Dante Alighieris Inferno aus der Göttlichen Komödie ausspricht, zeigt sich über die gesamte Spielzeit als lupenreiner, dick mit Bitumen angestrichener Zweig des Gothic Metals. Zwar wird dem herbstlich kahlen Baum durch Alice´s Inferno wahrlich kein neues Erscheinungsbild kredenzt, doch fügt sich das Album in denjenigen Verästelungen ein, an denen ich persönlich immer wieder hängen bleibe und mich nicht an den Alben von THE SINS OF THY BELOVED, alten TRAIL OF TEARS oder ebenso älteren TRISTANIA satt hören kann.

Den Auftakt macht eine getragen gestrichene Violine, verhalten berührte Tasten eines Klaviers und ein angstvoll gesäuseltes Gestammel, ähnlich dem unter Peitschenhieben leidenden Gewimmer auf COUNT RAVENs Erstling Storm Warning. Doch von einer Warnung vor einem nun anstehenden Metal-Gewitter kann nicht gesprochen werden. Zu melodisch und etwas zu weichgespült quellt der Opener aus den Boxen. Ein Waschgang, der sich auch bei anderen Songs des Albums immer wieder einschleicht. Der Grund dafür liegt in der verwaschenen Produktion, unter der vor allem das Schlagzeug leidet. Auch Lady Angellyca trägt ihren Teil dazu bei, indem sie ihre samtige Stimme über das gesamte Soundspektrum legt. Mit einem etwas energischerem Auftreten der Sängerin oder einem faireren Verhältnis zu den untergemischten Instrumenten wäre man diesem Übel eventuell enteilt. Denn instrumental müssten sich die Spanier keineswegs verstecken. Zum einen liefern sie eine tadellose Individual-Performance ab (man nehme nur die Gitarren-Soli in Reminiscences und Equilibrium oder die diversen Keyboard- und Violine-Interludes) und zum anderen steckt das Album voller dramatischer Melodien, die – der gerade eben erwähnten Kritik zum Trotz – mich veranlassen, das Album immer wieder durch die Anlage zu jagen. Die suchtspendenden Highlights zeigen sich dabei meist in kleinen Miniaturen, die die einzelnen 0815-Gothic-Nummern, aufpolieren: Etwa der Paukenwirbel in Across The Mirror, einzelne dramatisierende Melodiebögen oder die der Düsternis anheimfallenden, digitalen Stimmungsmacher, wie etwa der Auftakt zu The Circles Of Tenebra, die mit Abstrichen orchestraler Realität an THE VISION BLEAK erinnern.

Dies ist letztendlich auch ein guter Ansatzpunkt fürs Resümee: FOREVER SLAVE erfinden ihre Musikrichtung keinesfalls neu. Viel mehr haben sie reichlich das Blut eines von manchen schon für ausgeblutet gehaltenen Genres geleckt, das sie mit Alice´s Inferno gut kopieren. Ja, und mir gefällt dieser etwas zu glatt gebügelte Fleckerlteppich aus etwas zu theatralisch vorgetragenen Growls, etwas zu sanften Trällervocals und etwas zu innovationsloser Soundgestaltung trotzdem. Und mit mehr Budget, etwa für eine klangvolle Orchesterunterstützung, und einem allgemein druckvolleren Sound hätten FOREVER SLAVE in diesem Jahr an den noch verbliebenen Ikonen der Gothic-Granden rütteln können.

Veröffentlichungstermin: 26.09.2005

Spielzeit: 54:06 Min.

Line-Up:
Lady Angellyca – Gesang

Servalath – Gitarre

Leal – Keyboard und Klavier, Gesang

Michael – Bass

Oswalth – Gitarre

Edward – Schlagzeug

Ignacio – Violine

Produziert von Lars Ratz
Label: Armageddon Music

Homepage: http://www.foreverslave.com

Tracklist:
1. Lunatic Asylum

2. Reminiscences

3. In The Forest

4. Equilibrium

5. The Circles Of Tenebra

6. Dreams And Dust

7. Aquelarre

8. Across The Mirror

9. Tristeza

10. The Letter

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