WACKEN OPEN AIR: Der Festivalbericht 2005

Nachdem es in den letzten drei Jahren auf dem größten Heavy Metal-Open Air nahezu durchgehend heiß und trocken war – von der kurzzeitigen Sturm-Apokalypse anno 2002 einmal abgesehen – sollten viele Besucher das WACKEN OPEN AIR anno 2005 zum allerersten Mal in einem gräulichen und nasskalten Gewand erleben. Und das sollte seine Auswirkungen haben…

Donnerstag, 04.08.2005:

NIGHTWISH

Freitag, 05.08.2005:

MERCENARY | NAGLFAR | MORGANA LEFAY | GORILLA MONSOON | SONATA ARCTICA | ENSIFERUM | METAL CHURCH | OBITUARY | SUIDAKRA | WITHIN TEMPTATION | MACHINE HEAD | STRATOVARIUS | APOCALYPTICA | CORVUS CORAX

Samstag, 06.08.2005

COUNT RAVEN | AGONIZER | OVERKILL | MACHINE MEN | HOLY MOSES | HARD TIME | FINNTROLL | MARDUK | HAMMERFALL | MARTIN KESICI | EQUILIBRIUM | KREATOR | AWARD CEREMONY | ACCEPT | SENTENCED | TORFROCK

WACKEN
Nachdem es drei Jahre überwiegend sonnig auf dem W:O:A war, regierte in diesem Jahr der Schlamm

Es ist schon immer wieder beeindruckend: Da glaubt der Mensch, er habe alles im Griff und könne gegen sämtliche Unpässlichkeiten der Natur problemlos anstinken, doch dann sind es häufig solche Kleinigkeiten, denen er schließlich doch immer wieder zum Opfer fällt: Das diesjährige WACKEN OPEN AIR stand jedenfalls ganz im Zeichen des Schlamm(assel)s, und das, obwohl es im Grunde nur sporadisch auf das metallische Haupt regnete. Nachdem es in den letzten drei Jahren auf dem größten Heavy Metal-Open Air nahezu durchgehend heiß und trocken war – von der kurzzeitigen Sturm-Apokalypse anno 2002 einmal abgesehen – sollten viele Besucher das Festival nun zum allerersten Mal in einem gräulichen und nasskalten Gewand erleben. Und das sollte seine Auswirkungen haben: Die für die meisten Besucher ohnehin schon überlangen Wege von Campingplatz zum Festivalgelände entwickelten sich zu kräftezehrenden Wattwanderungen und hätte man normalerweise um die 20 Minuten zur Hauptbühne benötigt, so musste man für das ständige Schlammwaten noch einmal bis zu einer Viertelstunde mehr Zeit draufpacken – Camper der hinteren Areale hätten fast schon von einem Tagesausflug sprechen können!

Aber wie es eben so ist: Je schlechter die Rahmenbedingungen (was in diesem Jahr definitiv NICHT auf die Organisation zurückzuführen ist!), umso eher lassen sich extrovertierte Zeitgenossen zu aberwitzigen Aktionen hinreißen, wie man es schon auf dem letztjährigen DONG OPEN AIR beobachten konnte. So war die Stimmung auf dem Zeltplatz wieder einmal hervorragend: Egal ob man nun dem schwarzmetallischen Feuerspucker, der kultigen Pocket-Band (einer vierköpfigen Truppe, die mit Drums, Mini-Verstärkern und Megafon komplett in einem kleinen Anhänger aufspielt) oder den zahllosen Schlammcatchern beigewohnt hat – der Campingplatz auf dem WACKEN OPEN AIR ist jedes Jahr eine richtige Attraktion, die in Deutschland ihresgleichen sucht! Und so war die Veranstaltung auch in diesem Jahr im Grunde wieder ein Riesenspaß, hatte man seine Enttäuschung über das Wetter erst einmal überwunden und den Willen gezeigt, das beste aus der Situation herauszuholen. Schließlich war das WACKEN OPEN AIR 2005 ähnlich wie in den beiden Vorjahren tadellos organisiert, Anstehzeiten wie Preise scheinen kontinuierlich abzunehmen und drei Euro für 0,4 Liter Bier sind zwar nicht als Geschenk, aber im Großen und Ganzen durchaus als angemessen zu bewerten.

Ein weiterer negativer Beigeschmack sollte in diesem Jahr jedoch nicht ausbleiben, denn leider kam es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zu einem tragischen Todesfall, da ein betrunkener Festivalbesucher unglücklicherweise vor einen mit Schritttempo fahrenden Rettungswagen gefallen und seinen lebensgefährlichen Verletzungen Stunden später im Krankenhaus erlegen ist. Was anfangs nur für ein Gerücht gehalten wurde, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Besuchern und wurde glücklicherweise auch sehr schnell offiziell gemacht – überhaupt beeindruckte die Reaktion der Veranstalter, schließlich wurde nach dem Open Air kurzerhand ein Spendenaufruf für die betroffene Familie gestartet.

Wacken

Musikalisch lässt sich eigentlich wieder genau das festhalten, was auch schon die Jahre vorher galt: Das Line-Up lieferte 2005 wieder einmal kunterbunt gemischte Hochkaräter und sorgte mit den Auftritten von APOCALYPTICA, COUNT RAVEN und vor allem BLOODBATH für vereinzelte Bands, die man eher selten auf Festivals dieser Größenordnung zu sehen bekommt, und wertete das Programm wie immer mit mehreren Überraschungs-Acts auf, darunter die neu formierten STRATOVARIUS und der auf Metallerseite mehr als umstrittene MARTIN KESICI. Im Grunde war also wieder für jeden etwas dabei, wie die einzelnen Bands insgesamt abgeschnitten haben, könnt ihr im Folgenden lesen:

Donnerstag, 04.08.2005:

NIGHTWISH:

(…nach oben)

Nachdem die finnischen Shootingstars schon 2001 in Wacken zu bestaunen waren, wurde NIGHTWISH in diesem Jahr die Ehre zuteil, die sogenannte Night to Remember zu headlinen, was aufgrund der exponentiell angewachsenen Popularität der Band auch niemanden so wirklich zu überraschen schien. Vom in der Metalszene alles andere als unstreitbaren Status des Quintetts war an diesem Donnerstagabend jedenfalls nichts zu sehen, denn die Besucher standen sich auf dem Festivalgelände bereits die Füße platt, als Tarja Turunen und Co. mit Dark Chest of Wonders ihre anderthalbstündige Show eröffneten. Und es sollte kein Fan vom Dargebotenen enttäuscht werden: NIGHTWISH lieferten ein Best Of-Programm ihrer letzten vier Alben (das Debüt wurde im Lauf der Zeit immer weiter ausgeklammert) und der Fokus lag erwartungsgemäß auf dem jüngsten Output Once, der neben erwähntem Opener mit den Hit-Singles Nemo und Wish I Had an Angel, den umfangreichen Planet Hell, The Siren und Ghost Love Score sowie der Ballade Kuolema Tekee Taiteilijan fast vollständig umgesetzt wurde.

Auch für das visuelle Moment wurde gesorgt, denn abgesehen davon, dass NIGHTWISH wohl die teuerste Pyro-Show des gesamten Festivals verballerten, ließ es sich Sängerin Tarja nicht nehmen, zweimal während des Auftritts in ein neues Gewand zu schlüpfen. Diese Umziehpausen machte sich Bassist Marco Hietala zu Nutzen, der ja ebenfalls eine salonfähiges Organ besitzt und in jüngster Vergangenheit schon beim coolen Symphony of Destruction-Cover zum Zuge kam. Dieses Mal machte sich der Blondschopf am PINK FLOYD-Klassiker High Hopes zu schaffen, was allerdings aufgrund der doch sehr gelangweilt gesungenen Strophe zumindest phasenweise nicht ganz so überzeugend herüberkam. Aber auch Fräulein Turunens Gesangsleistung war zumindest an diesem Abend nicht einwandfrei, wie man es von einer ausgebildeten Opernsängerin eigentlich erwarten durfte: Zwar performt die Frontfrau heutzutage wesentlich engagierter als in früheren Tagen, jedoch scheinen Laufwege und Hüftschwung dem fehlerfreien Singen alles andere als förderlich zu sein. Schade eigentlich, denn ansonsten präsentierten NIGHTWISH eine mehr als unterhaltsame Show, die mit dem vergleichsweise knüppelharten Slaying the Dreamer und dem ausnahmsweise einmal live gespielten GARY MOORE-Cover Over the Hills and Far Away ihrer absoluten Höhepunkte fand.

Freitag, 05.08.2005:

MERCENARY

(…nach oben)

MERCENARY:
Befinden sich auf dem besten Wege nach oben: MERCENARY

Den Festivalfreitag eröffneten für mich die Dänen MERCENARY, die als Supporter der letzten BRAINSTORM-Tournee einen mehr als positiven Eindruck bei mir hinterlassen hatten. Tatsächlich sollten die Mannen um Sänger Mikkel Sandager diese Impressionen auf dem WACKEN OPEN AIR noch einmal um Längen übertreffen können, jedenfalls präsentierte sich besonders der sympathische Fronter an diesem Vormittag in absoluter Topform: Jeder Ton war ein Volltreffer, dazu gab es eine intensive Performance sämtlicher Musiker zu bestaunen und ein glasklarer Sound setzte dem Geschehen auf der Bühne die Dänische Krone auf – unglaublich, zu welchen Leistungen die noch relativ neue Band mittlerweile schon imstande ist! Brecher wie Firesoul, der Everblack-Kracher Seize the Night oder das geniale 11 Dreams sind nur ein paar Beispiele für die spaßige und vor allem enorm abwechslungsreiche Mischung aus Power- und Deathmetal, die dem trotz der schlechten Witterungsverhältnisse zahlreich angerückten und bereits sehr euphorischen Publikums in einer viel zu kurzen halben Stunde vorgesetzt wurde. Als der sichtlich zufriedene Sänger gegen Ende schließlich noch die erfreuliche Nachricht verkündete, dass die Band bereits im Herbst zusammen mit NEVERMORE wieder die deutschen Konzerthallen unsicher machen würde, gab es noch einmal tosenden Applaus als Zeichen dafür, dass diese Band auf dem besten Wege ist und keineswegs aus den Augen verloren werden sollte. Daumen hoch für MERCENARY!

NAGLFAR

(…nach oben)

Nachdem ich wegen später Anreise am Vortag die Doomköppe CANDLEMASS verpassen musste und letztendlich nur den Zugabenblock von NIGHTWISH und das wirklich sehr starke, klasse ausbalancierte Feuerwerk genießen durfte, standen heute die Schwarznasen von NAGLFAR als erstes auf dem Programm. Bisher mir gänzlich unbekannt, konnten mich die Schweden durchaus überzeugen. Basser Kristoffer meistert seinen neuen Zusatzjob an den Vocals ordentlich, ist natürlich dadurch am Mikro gefangen und wirkt streckenweise etwas gebremst. Mit dem alten Frontmann Jens Rydén ging da wohl etwas mehr die schwarze Post ab. Aber auch sonst ist es sehr sonderbar, eine Black Metal-Band morgens um 11 Uhr auf der Bühne stehen zu sehen. Den schon überraschend zahlreichen Metalheads ist das aber egal und sie feiern die Band teils schon recht gut ab. Die Mischung aus nicht zu kaltem Black- und Death-Metal, normalen Metalriffs, fast eingängigen Gitarrenmelodien und guten Musikern gefällt mir gut und erinnert mich hier und da etwas an DARK FUNERAL. Klasse ist auch, wie der Drummer gelegentlich die Gitarrenparts auf den Drums begleitet. Das ist aber selten zu erleben bzw. zu erkennen, denn der Sound ist noch grottenschlecht und die Vocals und Gitarrenleads gehen im dumpfen Sound meistens unter. Mit einem amtlichen Sound wären NAGLFAR sicher noch fesselnder gewesen. Doch Hammersongs wie The 12th Rising, When Autumn Storms Come, The Perpetual Horrors und I Am Vengeance kommen auch bei schlechtem Sound und Schmuddelwetter echt gut. Und dass das Publikum noch nicht so recht abgeht, liegt wohl auch an den Geschichten, die die vergangene Nacht geschrieben hat. Zumindest sah so manches Gesicht blasser aus als die meisten Blackies auf der Bühne dieses Festivals. (WOSFrank)

MORGANA LEFAY:

(…nach oben)

MORGANA
Der WOA-Fashion-Award geht an: Schlappen-Tony, MORGANA LEFAY

Kaum abwarten konnte ich die Show der Spaßvögel von MORGANA LEFAY. Es ist schon lange her, dass ich die Jungs gesehen habe, die LEVAY-Phase ging leider irgendwie an mir vorbei. Aber die Band macht vom ersten Ton an klar, dass sie nicht daran denkt, sich zu verändern. Das Volk kriegt den ganz eigenen Power-Metal vor`s Hirn geblasen und man packt automatisch die Luftgitarre aus. Egal ob Nummern wie das harte I Roam oder der Titeltrack Grand Materia des aktuellen Albums, das heute natürlich im Vordergrund steht, oder andere Highlights der immerhin auch schon mehr als 15jährigen Bandgeschichte wie Maleficium (mit fröhlich mitsingendem Publikum), die Songs der Schweden können nur begeistern. Trotz aller Härte und unbarmherzigem Groove machen die Stücke einfach gute Laune. Diese trägt auch die Band selbst mit sich, mit sichtlichem Spaß beackern sie die Bühne. So muss man einfach Songs mit packenden Hooks wie Angels Deceit mitsingen! Blickfang ist natürlich Sonnyboy Charles Rytkönen. Der sehr gepflegt wirkende Sänger wickelt das Publikum schnell um den kleinen Finger und ist ganz klar ein Sympathiebolzen, wie ihn sich jede Schwiegermama wünscht. Auch Basser Frederik zieht mit seinem footballmäßigen schwarz-rotem Outfit die Blicke auf sich. Todschick auch Gitarrist Tony Eriksson, der sich mit seinen braunen Hausschuhen (natürlich stylisch inkl. Totenkopf-Socken) den WOA-Fashion-Preis gesichert haben sollte. So haben Band und Headbanger viel Spaß und feiern zusammen eine amtliche Metal-Party. Wenn wir jetzt nach Hause gehen müssten, wäre die MORGANA LEFAY-Show für die meisten Anwesenden schon den Wacken-Besuch wert gewesen. (WOSFrank)

GORILLA MONSOON:

(…nach oben)

GORILLA
Rotzfrech, saustark und einfach besser: GORILLA MONSOON, Gewinner des Metal Battles



Dann ist es Zeit für eine amtliche Dröhnung: Die Sachsen GORILLA MONSOON haben sich vorgenommen, das noch mager besetzte Zelt zum Schwitzen zu bringen. Und das schaffen sie ohne Umwege mit einem Schlag direkt in die Magengrube, nein, eigentlich ist der Gig ein Tritt in den Hintern! Auf einem Festival wie dem W.O.A. stehen die Jungs mit ihrer furztrockenen Mischung aus viel 70er-Doom, einer Prise Stoner-Sound und öfters einem Hauch Psychedelic ziemlich einsam da. Das ist ihnen sicher bewusst, aber anscheinend total egal. Mit Brocken wie Night Of The Wolverine, Damage King, Death Revolution, Codeine Commander und Born To Lose hauen sie dem stetig anwachsenden Publikum eine Ladung Dreck ins Gesicht. Auf der Bühne geht`s voll ab, die Band ist sehr agil und spiegelt mit ihrem Outfit und dem Acting die Mucke wieder, die sie auf der Bühne zelebrieren. Drumtier Drumster ist im Nebel selten zu sehen, Basser Chris findet man meistens am Bühnenrand mit Direktkontakt zur heftig mitgehenden Meute, Phil bekämpft fern dieser Welt seine Gitarre und Sweetheart Jack Sabbath trifft wieder direkt ins Herz der Fans, pöbelt das Publikum an und ausziehen will er sich auch nicht, nur für Mutti und die F…-Freundin vom Drumster. Na ja, kann man verstehen, irgendwo muss man Prioritäten setzen! Und der Mann braucht die Energie ja für die Bühne, ist genauso aktiv wie der Rest, brüllt seine Texte mit Leidenschaft raus und beackert seine 4-seitige Gitarre. Aber lieb hat er sie nicht, zum Ende der Show wird mit ihr der Bühnenboden poliert. Eine klasse Show, ehrlich, glaubhaft und leidenschaftlich! Das sieht auch das nun fast volle W.E.T.-Zelt und schickt die Jungs mit reichlich Jubel nach Hause. Schade, dass so eine untrendy Band wohl kaum Chancen hat, im Rahmen des Metal Battles, an der sie hier teilnehmen, ein Kräutertöpfchen zu gewinnen. (WOSFrank)

SONATA ARCITICA:

(…nach oben)

SONATA
Hatten mit fatalen Soundproblemen zu kämpfen: SONATA ARCTICA und Keyboarder Henrik Klingenberg

SONATA ARCTICA waren auf dem WACKEN OPEN AIR das perfekte Beispiel dafür, wie ein grottenschlechter Bühnensound einen ganzen Auftritt vermiesen kann. Jedenfalls war die Abmischung bei den ersten beiden Songs derartig matschig, dass man selbst als Fan der Band am liebsten auf dem Absatz herumgedreht und zurück zum Zeltplatz gestürmt wäre. Zwar konnte der werte Herr hinter dem Mischpult auch in der folgenden Dreiviertelstunde niemanden wirklich zufrieden stellen, doch konnten die Leute in den hinteren Reihen ab der Hit-Single Victoria´s Secret das Gitarrenspiel von Jani Liimatainen sowie die Tastenmanöver von Henrik Klingenberg zumindest wieder erahnen. Etwas schade eigentlich, zumal SONATA ARCTICA – im Gegensatz zu ihrem Auftritt beim diesjährigen ROCK HARD FESTIVAL – im Vergleich zu den ersten Freitagsbands ein deutlich stärkeres, allgemeines Interesse verbuchen konnten. Die Besucher ließen sich aber glücklicherweise nicht an den schlechten Bedingungen stören, sondern sich vielmehr vom eingängigen Melodic Metal der Finnen schnell mitreißen. Besonders die letzte Singleauskopplung Don´t Say a Word eröffnete einen wahren Mitklatsch-Reigen. Das erneut mit kurzer KISS-Einlage vorgetragene My Land sorgte für ein paar Lacher und der wiederum mit Überlänge auflaufende Rausschmeißer The Cage für einen bombastischen Schlusspunkt, der trotzdem nicht über die, aus welchem Grund auch immer, fehlenden Fullmoon und Wolf And Raven hinwegtrösten konnte. Unterm Strich war der Auftritt also zwar keine Enttäuschung, man hat SONATA ARCTICA aber definitiv schon in besserer Form erleben dürfen!

ENSIFERUM:

(…nach oben)

ENSIFERUM:
Die großen Abräumer des Freitagnachmittags: ENSIFERUM

Bei aller Objektivtät eines Online-Rezensenten gibt es glücklicherweise auch immer wieder einmal Momente, in denen jegliche Form der seriösen Journallie schlicht und ergreifend unmöglich ist. So zum Beispiel bei den ersten Klängen des ENSIFERUM-Gigs auf dem WACKEN OPEN AIR – dem wunderschönen Intro der immer noch aktuellen Iron-Scheibe, von dessen epischer Galanz es sich einfach nicht entziehen lässt, man sich immer wieder selbst beim Träumen von weiten Steppen und dahingaloppierenden Wildpferden erwischt und erst von den Anfangschords des darauffolgenden Titeltracks geradezu ruckartig wieder zurück in die Realität geholt wird. Besser kann man ein Konzert eigentlich gar nicht beginnen, zumal der Opener Iron ein ebenso großartiges, wenn auch deutlich metallischeres Stück Musik ist und mittlerweile eigentich schon zum Genre-Klassiker mutiert sein dürfte. Die Besucher ließen sich jedenfalls sofort mitreißen und bekamen mit Guardians of Fate, Tale of Revenge oder LAI LAI HEI auch die erwarteten Hits geboten. Als Reaktion konnte man zahllose Stagediver und emporgestreckte Hände beobachteten, die tatsächlich über die gesamte Länge des einstündigen Gigs nicht mehr nachlassen sollten. Die Musiker präsentierten sich in gewohnter Bestform, Mastermind Markus Toivonen und Co. sind ohnehin allesamt extrem versierte Musiker und auch der nicht mehr ganz so neue Sänger Petri Lindroos, der an diesem Nachmittag übrigens ausnahmsweise ohne seinen kultigen Kuhhut auflief, hat sich mittlerweile ebenfalls hervorragend in die Band eingliedern können. Was die Auftritte am Freitagnachmittag betrifft, so können ENSIFERUM getrost als die großen Abräumer angesehen werden!

METAL CHURCH:

(…nach oben)

METAL
Auch mit kraftlosem Sound echter Power-Metal: METAL CHURCH

METAL CHURCH habe ich zum letzten Mal gesehen, als sie mit VICOURS RUMORS auf Clubtour waren, das ist sicher schon hundert Jahre her. Also war auch hier die Neugier groß.
Überraschend legt die Band das Programm hauptsächlich auf die alten Klassiker der ersten zwei Scheiben Metal Church und The Dark mit Sänger David Wayne (REVEREND, WAYNE), angereichert mit zwei Tracks der aktuellen Scheibe The Weight Of The World. Die Songs der Platten mit Mike Howe werden leider komplett ausgelassen. Dabei macht Neu-Sänger Ronny Munroe (ROTTWEILER) eigentlich alles richtig: die Wayne-Songs singt er wirklich gut (allerdings ohne Wayne`s Ausstrahlung), und die eigenen Songs kommen auch amtlich. Zudem ist Munroe ein sympathischer Frontmann, der sich aber nie in den Vordergrund drängt. Aber das braucht er auch nicht, denn der Rest der Band ist durchaus etwas hüftlahm. Klasse Songs wie der Opener Tons Of Bricks, Start The Fire, die Ballade Let The Children Play (dem verstorbenen Wayne gewidmet), die aktuellen Tracks Leave Them Behind und Cradle To Grave und der Oldie-Hammer Battalions (unterstützt von einem dritten Gitarristen, keine Ahnung, wer das war!) lassen trotzdem so ziemlich jeden Nacken zucken.
Etwas ausgebremst wird die Power von den viel zu leisen und soften Gitarren. Metallischer Druck kommt über weite Strecken nicht auf, von der Bühne hört man fast mehr aus den Monitoren als aus den Gitarrenboxen. Daher ist auch ein leichtes Abwandern der Leute zu beobachten, was natürlich auch am stärker werdenden Regen liegt. Selber Schuld, denn rechtzeitig zum Showdown kriegt der Mischer doch mit, das dies eine Power Metal-Band ist. Gods Of Wrath knallt dann schon etwas mehr, und mit den Jahrhundertsongs Beyond The Black und (natürlich) Metal Church wird mit endlich kraftvollem Sound eine Show ausgeläutet, die mit komplett druckvollem Sound so manchen Power-Metaller in den siebten Himmel getrieben hätte. So war es leider nur eine gelungene Reise durch die Pioniertage des echten Power-Metal. (WOSFrank)

OBITUARY:

(…nach oben)

OBITUARY:
Walzen alles platt: OBITUARY

Jawohl, dann war es Zeit für eine Runde Dampfwalzen-Death, auch wenn ich nicht damit gerechnet hätte, dass sich so viele Leute von OBITUARYs Oldschool-Death plattrollen lassen würden. Die neue Scheibe Frozen In Time ist sicher eine coole Platte, an die Klassiker der Band kommt sie aber nicht ran. Aber die neuen Tracks werden geschickt ins Programm gemischt, das einen Band-Klassiker nach dem anderen bietet. In diesem Gesamtbild kommen dann auch neue Songs wie Frozen In Time mehr als gewaltig. Dementsprechend ging unten im Schlamm ordentlich die Post ab. Wo man hinschaut bangende Köpfe und fliegende Haare, natürlich passend zum Sound etwas langsamer, dafür intensiver. So sind es dann auch ausschließlich die Songs, die für Stimmung sorgten. Auf der Bühne passiert nicht viel, etwas reserviert zockt die Band ihre Stücke runter. Einzig Basser Frank Watkins ist viel unterwegs, der Rest bewegt sich im Radius eines Gitarrenplektrums. Das verzeiht man nur Sänger John Tardy, der in seiner typischen schiefen Haltung, umwoben vom Bühnennebel, ins Mikro keift. Schade, bei entsprechender Beleuchtung kommt das natürlich besser rüber als auf der noch recht hellen Bühne.
Ein kurzer Abstecher zu DOOM FOXX, die auf der Party-Stage für HANOI ROCKS eingesprungen sind, beschert uns einen ewig langen Monolog über die Vorteile unrasierter Muschies. Hm…, darauf steh ich echt nicht… Äh…, auf das Gelaber…
Also wieder zurück und aus der Weite noch mal bei OBITUARY die Rübe schütteln. Zwar scheint das Publikum etwas ruhiger geworden zu sein, dafür ist auf der Bühne etwas mehr Bewegung. Mit dem Death Metal-Klassiker Slowly We Rot beschließen OBITUARY eine gute Show und zeigen, dass sie ihren ganz eigenen Sound der Metal-Welt unbedingt erhalten müssen. (WOSFrank)

SUIDAKRA:

(…nach oben)

SUIDAKRA:
Brachten das prall gefüllte Zelt zum Kochen: SUIDAKRA und Mastermind Arkadius

Klar, es ist schon irgendwie etwas Besonderes, einen großen Act nach dem anderen auf den beiden Hauptbühnen des WACKEN OPEN AIRs bestaunen zu dürfen. Allerdings muss ich zugeben, dass mir in der Vergangenheit gerade die Konzerte im Zelt, der sogenannten W.E.T.-Stage, am meisten Freude bereitet hatten. Und dies sollte sich bei den deutschen Black-Melodic-Deathern SUIDAKRA auch nicht ändern. Arkadius und Co. waren nämlich wieder einmal in Topform und auch ziemlich motiviert, den zahlreich erschienen Besuchern (das Zelt war an diesem Wochenende so gut wie immer gerammelt voll!) ordentlich einzuheizen. Auch wenn ich als Anhänger der älteren CDs doch etwas von der Setlist enttäuscht war – der Fokus lag doch recht deutlich auf dem für mich durchwachsenen Command To Charge-Album – so rissen mich die teilweise sehr euphorischen Besucher der ersten Reihen schnell mit und es war schließlich doch ein Leichtes, über diesen kleinen Störfaktor hinweg zu sehen. Zu meiner Freude gab es ab der Mitte des Konzerts dann doch noch die erhofften Kracher á la Darkened Times und Wartunes – selbst die Zugabe A Vision´s Demise wurde richtiggehend abgefeiert! Weiterhin positiv hervorzuheben ist sicherlich die Leistung des nicht mehr ganz so neuen Sängergitarristen Matthias, dessen Growls mir eindeutig besser als die von Kompanion und Bandkopf Arkadius gefallen, auch wenn der klare Gesang besonders live immer noch nicht so richtig ausgereift scheint. Alles in allem lieferten SUIDAKRA einen rundum gelungenen Auftritt ab, der zwar alteingesessen Fans sicherlich wieder einmal etwas vor den Kopf gestoßen ist, jedoch im Großen und Ganzen niemanden so richtig enttäuscht haben dürfte!

WITHIN TEMPTATION:

(…nach oben)

Einen kleinen Abstecher zu WITHIN TEMPTATION kann man ja mal mitnehmen. Die Bühne ist schick dekoriert mit großen Runensteinen und efeubehangenen Säulen, sieht durchaus nett aus. Das kann man heute auch von Sharon den Adel sagen: statt Elfenkleidchen gibt es Lederkorsage, man(n) hätte doch in den Fotograben gehen sollen. Musikalisch passen sich WITHIN TEMPTATION dem härteren Publikum an und ziehen recht viele ältere, noch etwas härtere Songs aus. Aber natürlich werden auch die poppigeren Hits gespielt.
Das Publikum feiert nette Nummern wie Mother Earth, See Who I Am und Ice Queen gut ab. Sharons Stageacting wirkt immer noch etwas hölzern, im Vergleich zu meiner letzten Show der Niederländer vor Jahren auf dem SUMMERBREEZE 2002 singt sie aber deutlich stabiler, wirkt längst nicht mehr so unsicher und geht gut auf das Publikum ein. Eine nette Show mit klasse Pyroshow, aber speziell mit den neueren Songs komme ich nicht so recht klar, die sind mir zu kitschig. Aber das sehen zum Glück viele anders und bestätigen den Status, den WITHIN TEMPTATION (auch dank MTViva) mittlerweile haben. (WOSFrank)

Wacken
Obwohl der Sound bei vielen Bands eher enttäuschte, ließen sich die meisten Besucher die grenzenlose Euphorie nicht nehmen

MACHINE HEAD:

(…nach oben)

Auf Rob Flynn und seine Jungs von MACHINE HEAD habe ich mich im Vorfeld ganz besonders gefreut, schließlich bekommt man die US-Modern-Thrasher zumindest auf Festivals nicht alle Tage zu Gesicht. Da ich beim letztjährigen ROCK HARD FESTIVAL so begeistert von der Live-Performance des Quartetts war, lag meine persönliche Messlatte natürlich ziemlich hoch, gerade weil auch die übrige Menge, in der immer wieder verschiedenste MH-Shirts hervorstachen, geradezu gierig auf die Männer aus Oakland zu sein schien und so eigentlich überhaupt nichts schief gehen konnte. Als kurz darauf die ersten Klänge des Openers Imperium zu vernehmen waren, bestätigte sich dies auch ziemlich schnell, denn die Leute rasteten sofort aus und vorne in den ersten Reihen eröffnete sich schnell der erste Moshpit. Auch im Folgenden ließ die Stimmung nicht nach, mit den starken Take My Scars, The Blood, The Sweat, The Tears und dem Groove-Monster Old jagte ein Kracher den nächsten, bevor man mit dem gnadenlosen Bulldozer den ersten vorläufigen Höhepunkt der einstündigen Show markierte. Nächster Halt war ein umfangreiches Coversong-Medley aus Creeping Death (geil!), Territory, den PANTERA-Hits A New Level und Walk sowie The Trouper, wobei man jedoch sagen muss, dass die Band in dieser Phase des Konzerts einen ziemlich wackeligen Eindruck machte. Das Medley wurde bei weitem nicht das erste Mal in dieser Form vorgetragen, weshalb man eigentlich erwarten könnte, dass ein alter Hase wie Rob Flynn die jedem Anfänger vertraute Leadgitarre in letzterem Stück im Schlaf beherrscht. Hinzu kamen die häufig etwas neben der Spur liegenden cleanen Gesangspassagen, die bei Old und Bulldozer noch verzeihlich, beim vollkommen durchwachsenen Vortrag der Halbballade Descend The Shades Of Night jedoch fast schon peinlich waren und mein Bild der eigentlich allesamt herausragenden Musiker leider etwas getrübt hat. Glücklicherweise konnten sich MACHINE HEAD aber bei der Schlussnummer Block wieder fangen und beendeten so einen Auftritt, der im Grunde richtig Spaß bereitet und eine enorme Energie im Publikum ausgelöst hat, in rein technischer Hinsicht aber eher als Ausrutscher zu bezeichnen ist. Schade, beim nächsten Mal wird es bestimmt wieder besser…

STRATOVARIUS (SURPRISE ACT):

(…nach oben)

Ein wenig Rätselraten gab es im Vorfeld ja schon um dem Surprise Act, aber nachdem man sie im Backstage entdeckt hatte, war die Überraschung nicht mehr so groß: nach ihrer Versöhnung war es an STRATOVARIUS, den Wackenesen zu zeigen, dass wieder mit ihnen zu rechnen ist. Und das taten sie durchaus. Mit Hunting High And Low, Black Diamond und dem aktuellen Song Maniac Dance rockten sie eindrucksvoll die Fans. Besonders Sänger Timo Kotipelto (KOTIPELTO) war gut in Form, dagegen schockte Bandkopf Timo Tolkki etwas mit mehr als unsportlicher Figur und wirkte auch außerhalb der Bühne nicht wirklich fit. Aber der Quickie macht Lust auf mehr und dürfte so manchen auf die STRATOVARIUS-Herbst-Tour locken. (WOSFrank)

APOCALYPTICA:

(…nach oben)

APOCALYPTICA
Von hart bis zart, einfach traumhaft: APOCALYPTICA



APOCALYPTICA in Wacken, da war ich doch etwas skeptisch. Ob so eine zart-harte Musik dort passt? Auf jeden Fall war es proppevoll auf dem Platz, der mittlerweile so durchgeweicht war, dass man mindestens 5 cm im Schlamm versunken war, wenn man einen Moment auf einer Stelle stand. Noch etwas verhalten stiegen die Finnen in ihren Set ein, spielten sich aber im Laufe der Show immer mehr in einen Rausch. Betont durch die dezente, aber effektvolle Lightshow und die Throne der vier Chellisten war es ein Leichtes, eine magische Atmosphäre aufzubauen. Die Musiker gingen immer mehr aus sich heraus und die Unterstützung durch den Drummer gab manchen Songs mehr Pepp. Allerdings legten APOCALYPTICA das Programm stark auf das reine Metal-Publikum und schob (leider, aber zu erwarten) ein METALLICA-Cover nach dem nächsten raus. Und entsprechend ging gerade bei diesen Nummern wie Enter Sandman und Nothing Else Matters mächtig die Post ab, während das Publikum textsicher die instrumentalen Nummern mit Gesang begleitete. Aber natürlich kommen auch die eigenen Nummern nicht zu kurz, wunderschöne Lieder wie Farewell, Bittersweet, Drive und Conclusion werden ebenso beeindruckend rübergebracht, wie harte Abgehnummern á la Betrayal/Forgiveness, No Eduction, Resurrection und Fisheye oder der Klassik-Klassiker Hall Of The Mountain King.
Mehr als gebremst wurde der Spaß allerdings von den Schlammbirnen, die ausgerechnet bei einer Band wie APOCALYPTICA, bei deren Musik man gerne zuhören und zu gerne dem Spiel der Künstler zuschauen möchte, mit Crowdsurfen nerven müssen. Statt die Musik zu genießen und die Atmosphäre aufsaugen zu können, genießt man schmierige Körper über sich und saugt eher den abtropfenden Schlamm von Stiefeln als die schönen Klänge von der Bühne. Den Blick auf der Bühne zu lassen, ist unmöglich. Es mag ja Bands geben, bei denen das dazu gehört, aber bei APOCALYPTICA? Vielen Dank, dass Ihr vielen Fans diese wirklich großartige Show versaut habt! (WOSFrank)

CORVUS CORAX & ORCHESTER:

(…nach oben)

Auf dem Weg von APOCALYPTICA kann man ja noch eine Runde CORVUS CORAX mitnehmen, denn das Projekt, die Camina Burana umzusetzen, macht dann doch neugierig.
Recht schwerfällig kommt das Ganze in Gang, es dauert eine ganze Weile, bis der in weiße Roben gekleidete Chor und das Orchester mit fast 60 Leuten eingestellt sind und die Hauptakteure die Bühne entern. Als dann aber Schlagwerke, Schalmeien, Dudelsäcke usw. dazukommen, nimmt die Show langsam Fahrt auf. Es lässt sich schnell erkennen, dass man mit dem klassischen Arrangement der Stücke viel Arbeit investiert hat, vieles ist gut umgesetzt und bildet in Verbindung mit dem mittelalterlichen Klangbild eine interessante Mischung. Der Chor weiß nicht ganz zu beeindrucken, und auch das Orchester kommt etwas verhalten rüber, sodass die Stücke meistens dann Wirkung zeigen, wenn CORVUS CORAX ihre tanzbaren Rhythmen auspacken. Dann kommt Stimmung auf und viele Leute schwingen das Tanzbein. Zum andächtigen Zuhören fehlt irgendwie die Ausstrahlung, magische Momente sucht man vergebens. In manchen Momenten erinnert die Aufführung eher an neuzeitliche Klassikprojekte wie ERA und die Mittelalterklänge wirken zeitweise auch etwas deplaziert und übertönten die klassischen Instrumente, die zudem sehr unvorteilhaft abgemischt waren. Aber da kann man dem Soundmann kaum einen Vorwurf machen, wie oft hat man schon ein echtes Orchester auf der Bühne? So war es eine angenehme Show: das bunte Treiben auf der stimmungsvoll ausgeleuchteten Bühne und die treibenden musikalischen Momente, eingepackt in ein angemessenes, aber nicht vollends überzeugendes klassisches Samttuch, konnten das Publikum berühren und hinterließ bei einigen dann doch einen bleibenden Eindruck. Und wenn man auf diesem Wege ein paar mehr Metaller an die Klassik führen kann, dann kann man diese Show durchaus als Erfolg sehen. Nur die in das Projekt gesetzten hohen Erwartungen konnten CORVUS CORAX – live und zumindest hier – noch nicht erfüllen. Aber wenn Spielleute, Chor und Orchester eingespielter sind, mag man vielleicht doch so manche Bühne zum Beben bringen. Ein tolles Feuerwerk beendet dann den Freitag auf den Hauptbühnen. (WOSFrank)

Samstag, 06.08.2005:

COUNT RAVEN:

(…nach oben)

COUNT
Doom intensiv, da weint sogar der Himmel: COUNT RAVEN

Hauptgrund für diesen Wacken-Besuch war für mich ganz klar der Gig von COUNT RAVEN: die Band hier auf der Bühne stehen zu sehen und zu unterstützen, ist da ja fast Pflicht. So verwundert es auch kaum, eben genau die Leute vor der Bühne zu treffen, die man im Voraus schon erwartet hatte. Aber was will man erwarten, wenn eine Kultband wie die Schweden Doomhymnen wie Until Death Do Us Part, Lost World, Master Of All Evil, Children`s Holocaust (Gänsehaut ist angesagt), The Divided World oder den vielversprechenden neuen Track Scream im Gepäck hat. Natürlich sieht die Band etwas verloren aus auf der Bühne. Eine taghelle Bühne ist selbstverständlich nicht der passende Ort für diese ergreifenden Songs. Trotzdem machen alle das beste daraus: Dan Fondelius genießt sichtlich die Reaktionen des Publikums und Hippie Renfield zimmert tight seinen schweren Takt. Einzig Basser Wilbur stecken private Ereignisse in den Gliedern, er ist heute nicht ganz dabei. Das tut der herrlich schwerfälligen Stimmung aber keinen Abbruch und die Band spielt viel besser und wirkt sicherer als noch auf dem DOOM SHALL RISE II. Die im Laufe des Gigs immer zahlreicher werdenden Zuschauer genießen Songs und Atmosphäre und bestätigen, dass die Reunion von COUNT RAVEN zwingend nötig war. Wünschte man sich die Show anfangs noch in die intimere W.E.T.-Stage, so hätte man ein Highlight verpasst: all dies wird noch gekrönt, als Dan zum Abschluss mit Cosmos allein auf der Bühne seine höchst eindringliche Spoken-Words-Nummer vorträgt, und um die Tiefe dieses Momentes zu manifestieren, öffnet der Himmel seine Schleusen und es gießt in Strömen. Das ist pure Magie – und die Gänsehaut bei vielen kommt sicher nicht nur vom kühlen Regen. (WOSFrank)

AGONIZER:

(…nach oben)

AGONIZER:
Konnten sich beim internationalen Metal-Battle nicht durchsetzen: AGONIZER und Fronter Mody

Nachdem es am Vortag vor der W.E.T.-Stage eigentlich immer recht voll war und man ziemlich früh zu seinen Lieblingsbands pilgern musste, um sich das Spektakel nicht außerhalb des Zelts anhören zu müssen, war es an diesem Nachmittag geradezu erschreckend leer. Scheinbar war das allgemeine Interesse am internationalen Metal Battle, bei dem die fünf Bands STIGMA, UNLEASH THE FURY, MANIFEST, AGONIZER und TUATHA DE DANANN stellvertretend für ihr Herkunftsland gegeneinander antraten, bei weitem nicht so hoch wie bei den deutschen Underground Acts vom Vortag und daher war es ein Leichtes, beim Auftritt der Finnen AGONIZER einen Platz in den ersten Reihen zu ergattern. Mein persönliches Interesse an dieser durch und durch sympathischen Combo war im Vorfeld bereits recht hoch, schließlich hatte ich deren Demo CD World Of Fools im vergangenen Jahr rezensieren dürfen und meine helle Freude an der Musik der Mannen um Frontbrocken Modi gehabt. Auch wenn die Band nicht sonderlich eigenständig agiert und rein technisch noch nicht ganz an die unsäglich große Konkurrenz im Heimatland heranreicht, sind es doch die einzelnen Songs, die den rockigen Melodic Metal so interessant machen. Und so konnten mich auch an diesem Nachmittag das ausgezeichnete World Of Fools, das etwas ältere Lord Of Lies und Say Love (für mich der ganz große Übersong dieser Band!) mühelos mitreißen, auch wenn die Musiker selbst eher schüchtern wirkten und ihre Enttäuschung über die wenigen Zuschauer leider auch nicht so richtig verbergen konnten. Schade eigentlich, denn Songs können AGONIZER in jedem Falle schreiben. Es bleibt einfach zu hoffen, dass der mögliche große Durchbruch sich positiv auf die Ausstrahlung des Sextetts auswirkt!

OVERKILL:

(…nach oben)

Wenn OVERKILL vorbeischauen, weiß man eigentlich schon im Voraus, dass man eine amtliche Vollbedienung bekommt. Heute macht es sich die Wrecking Crew jedoch ganz einfach und zockt ein reines Klassiker-Programm runter, einzig Old School schafft es von der aktuellen Scheibe ReliXIV auf die Wackenbühne. Dass es bei Hits wie Rotten To The Core, Wrecking Crew, In Union We Stand (natürlich mit ausuferndem Mitsingpart) und Hello From The Gutter heftigst abgeht, ist da keine Überraschung mehr. Auch die Band ist super drauf, allen voran natürlich Blitz, der mit seiner unverwechselbaren Stimme auch mal nerven kann. Aber so lieben wir ihn! Neu-Drummer Ron Lipnicki (HADES) macht ebenfalls einen klasse Job. OVERKILL sind nach 20 Jahren Erfahrung live immer noch eine Macht, überraschen selten, weil sie eigentlich immer gleich gut sind, und bringen das WOA zum Kochen. Dem setzen sie mit dem ebenfalls wenig überraschenden Fuck You stilecht die Krone auf. Klasse wie immer! (WOSFrank)

HOLY MOSES:

(…nach oben)

HOLY
80er Thrash, zeitlos und cool: HOLY MOSES

Noch mehr Oldschool, diesmal auf der Party-Stage. Als Intro tönt der Reggae Holy Moses von … vergessen … und schon hinter der Backline sorgt Frontfrau Sabrine Claasen für Stimmung. Klar, es ist Zeit für HOLY MOSES. Das ist auch unschwer zu erkennen, die ganze Band trägt HOLY MOSES-Shirts. Aber die Band haut mächtig auf den Putz, schubbt reichlich ihre 80er Thrash-Klassiker runter und auch die neueren Songs sägen ordentlich.
Sabrina gibt sich mal wieder wenig weiblich und lässt auf ihre ganz eigene Art die echte Metal-Braut glaubwürdig raushängen. Ihre wenig zarte Stimme tut ihr übriges; wer dieses Organ nicht schon kennt, wird kaum dahinter eine überaus sympathische Frau vermuten.
Aber wer Sabrina bei Lifes destroyer oder SSP über die Bühne toben sieht, die in ihrer Kutte immer wieder gut für echtes 80er Gepose ist, der kann HOLY MOSES gut abfeiern und muss sich auf die Zunge beißen, damit nicht wieder das bööööse Damals war alles besser über die Lippen rutscht. Trotzdem geht es nach ein paar Songs rüber zur W.E.T.-Stage, wo MACHINE MEN gerade ihre letzten Songs zocken. (WOSFrank)

MACHINE MEN:

(…nach oben)

MACHINE
Überraschend stark: MACHINE MEN

Kollege Oddy vom Tinnitus.de lockte mich erfolgreich in die W.E.T.-Stage, schwärmt von den Rockern HARD TIME. Aber wir sind zu früh, es stehen noch MACHINE MEN auf der Bühne, von denen ich noch zwei beeindruckende Nummern mitkriege. Die sehr junge Band rockt mit überraschender Routine das Zelt und agiert sehr professionell, und trotzdem frisch und unverbraucht. Blickfang ist Sänger Anthony, der stimmlich so nahe an BRUCE DICKINSON ist, dass man wirklich erstmal verunsichert auf die Bühne schaut. Da muss man wirklich gespannt sein, wohin ihn diese noch junge Stimme führen kann. Auch der Rest der Band ist sehr aktiv und nicht die Bohne schüchtern. Die Songs klingen, Überraschung, stark nach DICKINSONs Solosachen und IRON MAIDEN, nur einen Hauch härter. Schade, hätte man ganz ansehen sollen. Also noch kurz zurück, den Schuß der HOLY MOSES-Show anschaunen. (WOSFrank)

HARD TIME:

(…nach oben)

HARD
Rocken ganz kräftig die W.E.T.-Stage: HARD TIME

Dann ist es Zeit für die Kroaten HARD TIME, im W.E.T.-Zelt das Kriegsbeil auszugraben. Sänger und Drummer (beide etwas ältere Rocker) lassen ein wenig die Südstaatenrocker raushängen, machen äußerlich einen auf Indianer-Fan. Als Sidekicks haben sie an Bass und Gitarre zwei Jungspunde, die mit Jeans und Shirt einen totalen Kontrast zu den Bandköpfen bieten. Aber es ist gerade der 17-jährige Gitarrist Miha, der auf seinem allerersten Gig mit der Band mehr als einmal für große Augen sorgt. Das liegt nicht nur an seinem seltsamen angedeuteten Kniefall, den er in seine Bewegungen einbaut, er zockt auch so manches Solo runter, das einige der Helden auf den großen Bühnen sehr alt aussehen lässt. Vor allem ist es Wahnsinn, wie viel Rock `n`Roll dieser junge Knabe schon in den Fingern hat, ein mehr als hoffnungsvolles Talent. Anfänglich etwas unter Beobachtung der vergleichsweise alten Männer der Band, spielten sie sich schnell frei und boten eine starke Mischung aus Hard Rock, CINDERELLA-Klängen, etwas Südstaaten-Rock, THIN LIZZY-Twin-Guitars und Biker-Rock. Ain`t Nobody klingt nach MOLLY HATCHET, Everyone Wants To Go On ist eine ergreifende, gänzlich unkitschige Ballade und selbst vor einer in kroatisch gesungenen Uptempo-Nummer machen HARD TIME nicht halt. Nebenbei verteilen sie Promos ihrer CD, die bisher nur in Kroatien zu bekommen ist. Mit dem THE TROGGS-Cover Wild Thing (ein Teil des Publikums fängt an zu hüpfen!) und dem MOTÖRHEAD-mäßigen Rausschmeißer Kiss My Ass And Go To Hell beenden die Kroaten eine großartige und sympathische Show, die in dem fast leeren W.E.T.-Zelt leider viel zu wenig Leute gesehen haben. Selber Schuld und danke Oddy für den Tipp! (WOSFrank)

FINNTROLL:

(…nach oben)

Was bitte war das? Man kann als Organisator einer Großveranstaltung nun wirklich einiges falsch machen – kauft man beispielsweise zu wenig Essen ein oder stellt man zu wenige Dixiklos zur Verfügung. Was aber im Gegensatz zu diesen im Vorfeld schwer einschätzbaren Kalkülen wohl mehr als offensichtlich war, ist dass die besonders in den letzten Jahren so erfolgreichen FINNTROLL auf der kleinen Party-Stage vollkommen überrannt würden. Und so war es schließlich auch, denn war man nur etwas später als drei Stunden vor Konzertbeginn zum westlichen Teil des Festivalgeländes marschiert, so konnte man sich das Konzert nur noch aus weiter Ferne ansehen. Abgesehen davon, dass ein Konzert aus dieser unglücklichen Position immer deutlich schlechter aufgefasst wird, als es womöglich gewesen ist und man besonders auf großen Festivals bei unterdurchschnittlicher Körpergröße eigentlich immer nur das mitbekommt, was in der näheren Umgebung so vor sich geht, geht der Auftritt von Wilska und Co. jedoch definitiv in Ordnung. Ohne für größere Überraschungen zu sorgen, spielten die Trolle ein pralles Best Of-Set und ernteten wie üblich bei Jaktens Tid, Trollhammaren und Rivader die beste Resonanz. Wohl kaum eine Band auf dem Wacken Open Air dürfte jemals lauter auf der Party-Stage bejubelt worden sein. Und wenn die Organisatoren schon vielen FINNTROLL-Jüngern den Auftritt ihrer Lieblinge vermiest haben, so düfte zumindest die Band selbst nach der großen Stimmungsorgie so richtig zufrieden gewesen sein! Daumen hoch für eine solide, wenn auch überraschungsfreie Show der Finnen!

MARDUK:

(…nach oben)

MARDUK:
Regenbogen und Blutgesabber, voll romantisch: MARDUK

So kann es gehen, wenn man den ersten Schwächeanfall des Tages hat: statt an der Party-Stage mit FINNTROLL und Kollege Pohl zu Hummpa-Folk-Metal die Sau rauszulassen, stehe ich irgendwie jetzt vor der Black-Stage, wo statt den Waldkobolden die Deibel von MARDUK den Ziegenkopf huldigen. Der neue Sänger Mortuus wirkte noch etwas unsicher, stimmlich war er durchaus ein befriedigender Ersatz für seinen Vorgänger Legion. Die Band hämmerte sich bitterböse durch ihre Hassattacken wie Slay The Nazarene und Satan Is Coming, begleitet von Regen, Sonne und romantischem Regenbogen. Motuus schmiert natürlich ordentlich mit Blut rum, was aber beim immer wieder durchdrückenden Sonnenschein nicht wirklich gruselig rüberkommt. Eine gute Show, die aber bei Tageslicht und zu leisem Sound zumindest mich nicht ganz fesseln kann. Die richtigen Black Metaller haben aber sichtlich ihren Spaß. (WOSFrank)

HAMMERFALL:

(…nach oben)

HAMMERFALL:
Glänzten durch eine dynamische Bühnenshow: HAMMERFALL

Obwohl HAMMERFALL seinerzeit einer der größten Wegweiser meiner persönlichen Metalkarriere waren, gehörten sie definitv zu den Bands, die mich im Vorfeld am wenigsten auf dem WACKEN OPEN AIR 2005 interessieren sollten. Zu unspektakulär waren die letzten beiden Alben Crimson Thunder und Chapter V… in meinen Ohren gewesen, sodass ich eigentlich auch nichts Weltbewegendes erwartete, als ich am frühen Samstagabend das Gelände vor der True Metal Stage aufsuchte. Doch dies stellt sich schnell als ein Irrtum heraus, denn ich sollte die größte persönliche Überraschung des gesamten Festivals erleben. Was Joacim Cans und Co. an diesem Tage ablieferten, konnte wohl selbst die wesentlich höher angesiedelten Erwartungen der Die Hard-Fans noch deutlich übertreffen! Auch wenn das Bühnenbild recht auffällig an das schicke Artwork des jüngsten Outputs der Schweden angepasst war, wirkten die zig Eisberge zwar in Relation zum Ritter-Image der Band etwas deplaziert, sorgten aber trotzdem für eine coole Atmosphäre und entpuppten sich als hervorragende Grundlage für die energiereiche Performance der Musiker. Und diese war tatsächlich sehr engagiert und holte spürbar das allerletzte aus Hymnen wie Let the Hammer Fall, Renegade oder von mir aus auch Crimson Thunder heraus. Als Highlight ließ sich ganz deutlich das überragende Fury of the Wild vom aktuellen Album ausmachen, jedenfalls ließen sich selbst die Fans der hinteren Reihen von der packenden Dynamik mitreißen. Als dann noch bei der ersten Zugabe Templars of Steel (göttlich!) ein riesengroßer Hammer vom Bühnendach heruntergelassen wurde, war die Stimmung dann endgültig über den Siedepunkt hinausgeschossen und ein wesentlich schneller als auf Konserve gespieltes Hearts on Fire beendete einen denkwürdigen Auftritt, der für mich klar gezeigt hat, dass HAMMERFALL als Retter oder Revolutionäre des Heavy Metals zwar übertituliert, trotzdem aber eine verdammt starke (Live-?)Band sind!

MARTIN KESICI (SURPRISE ACT):

(…nach oben)

MARTIN
Wird von der Metallergemeinde offenbar kategorisch abgelehnt: MARTIN KESICI

Waren FINNTROLL zumindest auf der viel zu kleinen Party-Stage eine Fehlbesetzung, so war Star Search-Gewinner MARTIN KESICI auf dem gesamten Festival völlig deplaziert und die meisten Besucher dürften im Nachhinein heftigst darüber debattiert haben, was die Veranstalter des WACKEN OPEN AIRs denn geritten haben mag, EmKay als Surprise-Act für den Samstagabend zu buchen. Ironischerweise hatte HAMMERFALL-Sänger Joacim Cans eine halbe Stunde zuvor für seine Ansage Wir befinden uns auf einem reinen Metalfestival: Kein Techno, kein HipHop, kein Pop! noch tosenden Applaus geerntet. Doch nun war tatsächlich der Moment gekommen, im dem nach LOTTO KING KARL, den BÖHSEN ONKELZ und JUTTA WEINHOLD in den Vorjahren ein weiterer (und noch viel größerer) Exot die Wackener-Bühne besteigen sollte. Und was sich in der folgenden halben Stunde abspielte, kann durchaus als denkwürig bezeichnet werden, obwohl Herr Kesici, der an diesem Abend von seiner vierköpfigen Solo-Band assistiert wurde, selbst gar nicht allzuviel dazu beitragen musste. Diese Aufgabe fiel nämlich jemand ganz anderem zuteil, nämlich einer komplett im Bunnykostüm auflaufenden Besucherin, die sich kurzerhand auf jemandes Schultern nehmen und von nahezu der gesamten Belegschaft vor der Party-Stage gründlich abfeiern ließ – Kultalarm! Dabei dachte der gute Martin zunächst, Sprechchöre wie Wir wollen den Hasen sehen! wären vielleicht seinen gar nicht allzu schlechten, allerdings nicht selbstkomponierten Songs gewidmet. Doch bekam er schnell den Hass der Fans zu spüren, die eigentlich nur auf ihre (noch?) Underground-Helden EQUILIBRIUM warteten und mit diesem Surprise-Act einfach nicht klar kommen wollten. So kehrten die ersten Reihen im Laufe des Konzerts bis auf wenige Ausnahmen dem an diesem Abend extra mit entblöster Bangermatte auflaufendem Sänger kollektiv den Rücken zu und schreckten zum Großteil auch nicht dafür zurück, den obligatorischen Mittelfinger hochzustrecken. Anfangs reagierte EmKay eigentlich noch überraschend gelassen: Diese Finger sehe ich im nächsten Jahr nicht mehr… wartet es einfach mal ab!. Doch gegen Ende merkte man dem eigentlich schon bemitleidenswerten Popstar einfach an, dass ihm die gnadenlose Ablehnung der Metalfans doch sehr zu schaffen machte. Dass der Sieg in einer Castingshow im Grunde nichts als nur kurzzeitigen Ruhm einbringt, scheint Herrn Kesici jedenfalls mittlerweile klar zu sein, doch ein Metallerpublikum lässt sich eben nicht so leicht weichkochen wie pubertäre VIVA-Teens. Schade eigentlich, denn von seinem strittigen Werdegang einmal ganz abgesehen ist Martin ein richtig guter Sänger…

EQUILIBRIUM:

(…nach oben)

EQUILIBRIUM:
Solider Auftritt, auf kleineren Bühnen jedoch um Längen stärker: EQUILIBRIUM

Nachdem die Fans der Underground-Durchstarter EQUILIBRIUM in der halben Stunde zuvor recht eindrucksvoll bewiesen hatten, wie unerschütterlich ihre Trueness doch ist, waren diese nun augenscheinlich bereit dafür, ihre Lieblinge angemessen empfangen zu können. Ein Die-Hard Fan machte sich sogar vor Beginn des Konzerts schon bei den meisten Besuchern bemerkbar, indem er insgesamt vier (!) Mal völlig ohne musikalische Begleitung über die Köpfe der verblüfften Zuschauer hinweggetragen wurde. Als es dann endlich soweit war, gab es im Publikum tatsächlich kein Halten mehr. Die Leute sprangen, sangen, tanzten und schubsten, sodass es eine helle Freude war, dem munteren Treiben beizuwohnen. EQUILIBRIUM verkauften sich insgesamt sehr gut, spielten mit Unter der Eiche und Met selbstverständlich auch ihre großen Hits und vermittelten dennoch den Eindruck, dass sie in familiärer Zelt-Atmosphäre (wie beispielsweise auf dem letztjährigen DONG OPEN AIR) wesentlich besser aufgehoben zu sein scheinen als auf besagtem Monster-Festival. Die Gründe dafür mögen im Verborgenen bleiben, aber der Fotograben und die damit verbundene höhere Distanz zum Publikum wirkten erschreckend befremdlich. Schade eigentlich, denn rein musikalisch war alles im Lot und auch der Sound war im Vergleich zur Konkurrenz tadellos, auch als die ehemalige HAGGARD-Sängerin Gabi Koss (die mit Sprechchören der Fans begrüßt wurde, obwohl die meisten wohl gar nicht wussten, wem sie da gerade huldigen) bei Widars Hallen ihren Gastauftritt verzeichnete. Insgesamt ist der Auftritt durchaus als solide zu bezeichnen, auch wenn er mir persönlich klar aufzeigen konnte, dass EQUILIBRIUM der Underground-Status wesentlich besser als der momentane, eventuell leicht überzogene Hype zu Gesicht gestanden hat!

KREATOR:

(…nach oben)

Beim Herumirren auf Futtersuche werde ich netterweise von den Thrash-Veteranen KREATOR begleitet. Mit dem aktuellen Enemy Of God steigt die Band mächtig ein, bietet dann einen bunten Querschnitt der Bandgeschichte bis hin zur ersten Scheibe. Violent Revolutions, People Of The Lie, Extreme Aggression, Pleasure To Kill bis hin zu Oldies wie Flag Of Hate und Tormentor werden technisch einwandfrei vorgetragen. Die Band selbst steht aber weit hinter der Energie der Songs zurück, viel Bewegung gibt es auf der Bühne nicht. Da kommen auch die großen Leinwandbilder langweilig rüber, mit denen man die Show von überall gut verfolgen kann. Spielerisch gibt`s aber nichts zu meckern, und wenn die Kamera auf`s Publikum zeigt, geht es da in den ersten Reihen mächtig rund. (WOSFrank)

AWARD CEREMONY:

(…nach oben)

Dann ist es an der Zeit, auf der True-Stage die Gewinner des Band Battles auf der W.E.T.-Stage zu küren. Wirklich viele Leute interessiert das leider nicht, sie sind schon unterwegs zu den nächsten Shows oder noch schnell vor dem Headliner ACCEPT ein Bier oder was zu Futtern abzugreifen. So fällt die Zeremonie dann auch etwas mager aus. International haben es die Brasilianer Power-Metaller TUATHA DE DANANN geschafft, eine Überraschung gab es bei den deutschen Bands: das es auf diesem Festival voller Normalo-Metaller eine Band wie GORILLA MONSOON schafft, auf`s Treppchen zu kommen, ist dann doch mehr als klasse. Aber wer die Show der räudigen Doom-Psycho-Sonstwas-Frechdachse gesehen hat, kann der Jury nur zustimmen. Ein absolut verdienter Sieg! (WOSFrank)

ACCEPT:

(…nach oben)

Von COUNT RAVEN im Backstage gefangen genommen (Vorsicht, gebt nie einem Schweden einen Tequilla Sunrise!) bekomme ich die ACCEPT-Show fast ausschließlich akustisch mit. Natürlich wird die Band in fast Originalbesetzung ordentlich abgefeiert und
gibt sich headlinerwürdig. Es gibt rockstarmäßig Soloeinlagen der Musiker, Udo Dirkschneider (U.D.O.) hat seine Reibeisenstimme gut im Griff, und die Pyros knallen, dass sogar der Backstagetisch erbebt. Dem gegenüber sind die Reaktionen des Publikums aber eher verhalten. Sicher liegt es auch an der Songauswahl, denn wirklich prickelnd waren die ersten Songs nicht und die wirklichen ACCEPT-Gassenhauer kamen erst spät auf den Tisch. Nicht jeder Titel wusste die Menge zu bewegen, da standen TV War, Love Child und Monster Man auf der einen Seite, wogegen es später bei echten Klassikern wie Fast As A Shark, Restless And Wild, Princess Of The Dawn und Metal Heart heftig abgeht und die Gesänge des Publikums übertönen fast die Band. Natürlich wurden passend beim Abschluss Balls To The Wall wieder ausgiebigste Singsang-Spielchen gemacht. Sogar der uralte Rock`n`Roller Burning wurde noch mal als Zugabe ausgegraben. Ein wirkliches Highlight war die Show sicher nicht, eine geschicktere Songauswahl hätte mehr draus gemacht. (WOSFrank)

SENTENCED:

(…nach oben)

Hatten SENTENCED auf dem diesjährigen ROCK HARD FESTIVAL durch ihren wirklich großartigen Auftritt zum vorletzten Mal Danke und auf Wiedersehen gesagt, war es nun also endgültig an der Zeit, sich von den Fans in Deutschland zu verabschieden. Natürlich waren die Erwartungen groß und obwohl der musikalische Abschiedsbrief The Funeral Album kein großer Klassiker der Bandhistory geworden ist, konnte man bis zuletzt den Sonderstatus der fünf Finnen heraushören. Und nachdem ACCEPT ihr bis zur Unendlichkeit ausgedehntes Balls to Wall schließlich doch noch zu Ende gebracht hatten, sollte es also soweit sein: Als hätte der Metalgott die pathetische Feierlichkeit dieser Situation erkannt, prasselte tatsächlich genau ab den ersten Tönen des Intros Where Waters Fall Frozen ein Wolkenbruch los, der auch den weniger Sentimentalen schnell einen waschechten Schauer über den Rücken jagte. Was folgte, war eine Setlist, die erwartungsgemäß der des letzten Deutschland-Gigs sehr ählich war, doch trotzdem mit einigen Überraschungen aufwartete. Ganz besonders freute ich mich, dass ich noch einmal in den Genuss des packenden Broken vom für mich völlig unterbewerteten Crimson-Album kommen durfte, das glücklicherweise auch eine enorme Atmosphäre verbreiten konnte. Die größte Überraschung des Auftritts erreichte die Fans jedoch beim Kultsong No One There, als der hoffnungslos alkoholisierte Sänger Ville Laihiala die zweite Strophe mit der dritten statt der ersten Zeile begann, nach wenigen Sekunden bemerkte, dass ihm der Text ausgeht und sich schließlich vollkommen bloßgestellt Richtung Schlagzeug bewegte, um erst beim folgenden Chorus wieder ins Geschehen einzugreifen. Es mag überzogen klingen, einen solch menschlichen Fehler bei einer einstündigen Show derartig dick anzukreiden, jedoch war gerade dieses Malheur sinnbildlich für den gesamten Auftritt. So richtig motiviert schienen die Finnen nun wirklich nicht zu sein und das Publikum nahm scheinbar auch ziemlich schnell davon Notiz, viel Bewegung gab es zur späten Stunde jedenfalls nicht mehr zu verzeichnen. Nicht einmal zu einer Zugabe waren Ville und Co. noch zu begeistern, obwohl man zum Schutz der Band doch sagen kann, dass End of the Road tatsächlich der perfekte Abschiedssong war und auch von den meisten als solcher wahrgenommen wurde. Und dennoch: nach dem Gig beim ROCK HARD FESTIVAL war mir bewusst, dass ich SENTENCED als eine großartige (Live-)Band in absehbarer Zeit vermissen würde – jetzt kann man eigentlich nur sagen: die Band hat sich selbst zu Grabe getragen… es wurde auch höchste Eisenbahn!

TORFROCK:

(…nach oben)

Auch die Spaßvögel von TORFROCK bekommen wir nur von der Rückseite mit, aber selbst das macht schon mächtig Spaß. Die Band zockt routiniert ihre Songs, spielt mit dem gutgelaunten Publikum und es herrscht eine gute Stimmung, die sich auch auf der Rückseite der Bühne bemerkbar macht. Selbst COUNT RAVEN wippen bei Presslufthammer BBBBBernhard und Volle Granaaade, Renaaade mit und schwingen die Bierdose. Dem Gejubel nach tanzt dann auch vor der Bühne trotz Regen und spätester Stunde noch mächtig der Bär. (WOSFrank)

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner