WACKEN OPEN AIR: Der Festivalbericht 2004

Fünfzehn Jahre WACKEN OPEN AIR. Den Wacken-Machern ist es beim 15-jährigen Jubiläum gelungen, ein Festival auf die Beine zu stellen, das tadellos organisiert war und das uns, also dem vampster-Team, so viel Spaß wie schon lange nicht mehr gemacht hat.

Freitag, 06.08.2004

ORPHANAGE | MNEMIC | CATHEDRAL | ARCH ENEMY | WEINHOLD |

BRAINSTORM | MAYHEM | GRAVE DIGGER | KOTIPELTO | DIO | ELÄKELÄISET | DORO / WARLOCK | AMON AMARTH

Samstag, 07.08.2004

MYSTIC PROPHECY | DEATH

ANGEL | UNLEASHED | ANTHRAX | CANNIBAL CORPSE | NEVERMORE | HYPOCRISY | THUNDERSTONE | CHILDREN OF BODOM | SAXON | SATYRICON / NOCTURNO CULTO | J.B.O.

WACKEN

Fünfzehn Jahre WACKEN OPEN

AIR. Wenn man sich die Entwicklung des Festivals einmal vor Augen führt, bleibt

nur zu sagen: Respekt! Den Wacken-Machern Sheree Hesse, Thomas Jensen und Holger

Hübner ist es beim 15-jährigen Jubiläum gelungen, ein Festival auf die Beine zu

stellen, das tadellos organisiert war und das uns, also dem vampster-Team, so viel

Spaß wie schon lange nicht mehr gemacht hat. Und bevor wir uns mit langen Vorreden

aufhalten stürzen wir uns einfach mitten ins Getümmel und beginnen mit…

ORPHANAGE

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WACKEN

Lange, lange hatte man nichts von ORPHANAGE

gehört. Vier Jahre lagen zwischen dem 2000er Album Insane und dem aktuellen

Album Driven, dazwischen

gab es nur eine kleine Toursingle als Lebenszeichen. Doch die Band hat eigentlich

nichts verlernt: Frisch, hoch motiviert und recht professionell präsentierten sich

die Niederländer auf dem Wacken 2004. Besonders Sänger George Oosthoek freute sich

wie ein kleines Kind über die zahlreich erschienenen Festivalbesucher, die die

undankbare Opener-Position der Niederländer schnell vergessen machte.

ORPHANAGE waren als Weckkommando eine gute Wahl. Statt das Festivalgelände in

Schwulst und Schmacht zu legen, gab es auf der Bühne eine Energie geladene

Performance mit viel, viel Power – da rieb man sich doch gerne die letzten

Schlafsandkörnchen aus den Augenwinkeln, um auch wirklich alles zu sehen. Denn

zumindest Sänger George war nicht zu stoppen, zog Grimassen, schäkerte mit dem

Publikum und lieferte nebenbei eine astreine Gesangsleistung ab. Das konnte man von

Sängerin Rosan van der Aa nicht behaupten. Nett anzusehen im Lackdress,

gestikulierte sie ziemlich unbeholfen und lag mit ihrer Stimme ein ums andere Mal

ziemlich daneben. Höhepunkt war die deutsche Version von „At the mountains of

Madness“, die komplett auf Deutsch gesungen wurde. Ein guter Song und eine nette

Geste der Holländer! ORPHANAGE waren zwar in der Versenkung verschwunden, ganz weg

vom Fenster sind sie noch nicht. Mit ihren orientalisch angehauchten Melodien

zeigten sie dem Wackener Publikum, dass Gothic Metal auch 2004 noch lebt und nicht

zwangsläufig auf purem Kitsch bestehen muss. Weiter so.

MNEMIC

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WACKEN

Es hat, zumindestens für Zuschauer wie mich, einen Vorteil, wenn Bands schon um

11.00 morgens auf die Bühne müssen: Es ist noch nicht so verdammmt voll. Da das

diesjährige Wacken in diesem Sinne sowieso alle Grenzen zu sprengen schien, war es

richtig angehm zu dieser frühen Zeit, inmitten einer (verhältnismäßig) sparlich

anwesenden Menge, eine Show zu erleben. Leider, leider, war die so ziemlich der

einzigste Vorteil des MNEMIC-Auftritts, denn mich hat dieser ein wenig enttäuscht. Zwar schienen direkt vor der

Bühne nicht wenige Fans ihren Spaß zu haben, aber wer nüchtern und kritisch etwas

weiter hinten stand wird mir vielleicht recht geben.
Auf Platte konnten die Dänen ja noch ziemlich überzeugen, aber live hat ihr Sound

den entschiedenen Nachteil nicht ordentlich rüberzukommen. Die Soundqualität war

gelinde gesagt unterdurchschnittlich und ließ die Song unfertig und halbgar wirken.

Ich behaupte einfach mal, dass der MNEMIC-typische Cyber-Future-Sound auf Platte

zwar machbar ist, aber für live Auftritte denkbar ungeeignet ist. Jedenfalls konnte

keines der Lieder mich richtig mitreißen oder begeistern, weder „Liquid“ noch das

starke „Ghost“ und auch der Titeltrack vom Debüt-Album „Mechanical Spin Phenomena“.
Um eine spätere Uhrzeit hätte der Pegel der Zuschauer sicher für die Dänen

gearbeitet, aber so war es einfach nicht genug. Vielleicht ist MNEMIC auch wirklich

nur eine der Bands, die in kleineren Locations einfach besser rüberkommen.

CATHEDRAL

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WACKEN

Lee Dorian hat vermutlich einen DeLorian DMC12 in seiner Garage stehen. Und wenn

der Fluxkompensator dieser aus amerikanischen Spielfilmen bekannten Zeitmaschine

nicht kaputt ist, fährt er damit zurück in die 70er Jahre. Dort klaut er dann ein

paar Songideen und das Outfit für seinen Basser. Unglaublich, was der Mann am

Viersaiter trug, das Stirnband muss einfach original-alt gewesen sein. Sowas gibt es

heute gar nicht mehr. Dafür gibt es heute Leute wie Lee Dorian, der heute alles

gaaaaaaaanz gemütlich angehen lässt. CATHEDRAL hatten an diesem Tag offenbar selbst

noch die Schlafmützen auf, denn technisch war dieser Gig nicht unbedingt

einwandfrei. Machte nichts, denn so ganz gemütlich rockten sich die Herren in Form.

Vollkommen unzeitgemäß und wahrscheinlich gerade deshalb so entspannt.

Quer durch die Diskographie groovten sich CATHEDRAL und nach und nach – natürlich in

angemessenem Tempo – fiel auch das Publikum in den Wiege-Rhythmus ein. Und so

dirigierte der Sänger mit britisch-blassem Gesicht eine wogende Menge, die von

ihren Bewegungsabläufen her betrachtet, gar nicht auf ein Metalfestival passen

wollte. Aber sieht man schon böse Blackmetaller im undergroundigen Shirt mit

unleserlichem Schriftzug gemütlich vor sich hin wiegen? Zwischendurch verloren sich

CATHEDRAL zwar etwas in ihren spontanen Jam-Einlagen, doch spätestens bei den Songs

„Congregation of Sourcerers“, „Ice Cold Man“ und dem unvermeidlichen „Wytchfinder

Gereral“ war wieder alles im Lot und mehr und mehr Menschen genossen die

Groove-Orgie zu High Noon.

ARCH ENEMY

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WACKEN

Dann waren ARCH ENEMY an der Reihe und es bestätigte sich der Verdacht, dass zahlreiche

Besucher das Augenmerk ganz besonders auf die schwedischen Melodic Deather um die

deutsche Frontfrau Angela Gossow gerichtet hatten – schon gegen 14:30 Uhr tummelten

sich vergleichsweise viele Metalheads vor der Bühne, um keine Sekunde des Spektakels

zu verpassen. Und dies sollte sich im Groben auch wirklich auszahlen: Pünktlich

startete das Intro des letzten Longplayers Anthems Of Rebellion und

kurz darauf legte das Quintett mit Silent Wars so richtig los – die Band entfachte

ein Inferno, das sogar die unbändigen Temperaturen in der prallen Mittagssonne noch

toppen konnte und die Fans reagierten mit tosendem Applaus und auch der ein oder

andere Moshpit machte sich in den Menschenmassen breit.

Auch Fräulein Gossow war an diesem Tag in absoluter Bestform – gut gelaunt machte

sie sämtliche Ansagen in ihrer Muttersprache, auch wenn diese ihren skandinavischen

Bandmitgliedern nicht geläufig ist – und es war eigentlich schon etwas schade, dass

man aufgrund des enormen Andrangs nicht noch ein paar Schritte näher an das

Geschehen herankam. Umso fataler war es jedoch, dass gerade in den hinteren Rängen

(Zeugen in den vorderen Reihen waren mit dem Sound restlos zufrieden) größere

Probleme mit der Abmischung die Runde machten, so dominierte das Schlagzeug beim

folgenden We Will Rise mit derartiger Intensität, dass man zeitweise seine Zweifel

hatte, ob die Amott-Brüder – eines der hoffnungsvollsten Gitarrenduos der Stunde –

nicht am Göteburger Flughafen schlichtweg vergessen wurden. Trotz dieser

Kritikpunkte spielte die Band einen einwandfreien Gig und lieferte mit Dead Eyes

See No Future und The Immortal einen weitereren Beweis dafür, das die

Frontblondine auch bei den Bandklassikern sehr gut abschneidet. Nun schienen die

Mühen des Mischers doch noch etwas Wirkung zu zeigen, jedenfalls konnte man nun

wieder den wunderschönen und facettenreichen Twin-Gitarrensoli lauschen. Deshalb

zündete das folgende Dead Bury Their Dead dank der erstarkten Gitarrenwand noch

einmal richtig gut, auch wenn man sich im Nachhinein natürlich ärgert, nicht über

die volle Länge des ansonsten wirklich eindrucksvollen Auftritts von ARCH ENEMY eine

solche Transparenz erfahren zu haben. Fazit: Technisch durchwachsen, spielerisch

brillant – trotzdem zeigen aber alle Daumen nach oben!

WEINHOLD

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WACKEN

Man sollte ehrlich sein. Und so bleibt nach dem Auftritt vom Jutta Weinhold auch nur ein mögliches Fazit: Selten habe ich gesehen, wie jemand den Platz vor

der Bühne so schnell leergeräumt hat. Das Fanaufkommen war ohnehin nicht besonders

groß, als die norddeutsche Sängerin die Bühne betrat.

Der ein oder andere ZED YAGO-Song ging ja in Ordnung – auch wenn die Stimme arg gewöhnungsbedürftig war.

Vielleicht hätte Frau Weinhold einfach ihre Ansagen etwas kürzen sollen – denn ihr

Geschwurbel von den „heiligen Feldern Wackens“, „Walhalla“ und den „hexischen

Weibern“ stieß größtenteils auf vollkommenes Unverständnis.

So gab es wenig Musik vor wenig Leuten – dafür war der Andrang an den Fess- und

Getränkeständen umso größer. Am vollsten war es dem Vernehmen nach zu dieser Zeit

übrigens auf dem Metalmarkt und der Händlermeile. Wer sich dort rumdrückte, verpasst

einen sehr eigenwilligen Auftritt einer Frau, die sich wenig um Klischees zu scheren

scheint – und damit viele Besucher in die Flucht schlug. Wenig halfen auch die

Gastauftritte von Sabina Classen und RECKLESS TIDE-Gitarristin Susanne Swillus, die als „hexische Weiber“ angekündigt,

dramatisch zu ebenso dramatischem Songmaterial herumfuchtelten. Eine sehr schräge

Angelegenheit – doch für die erste Reihe war dieser Auftritt offenbar ein Ereignis.

Allerdings auch wirklich nur für die erste Reihe.

BRAINSTORM

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WACKEN

Ich weiß, hier herrscht eine Bullenhitze – aber trotzdem sollt ihr heute alles

geben. Hier geht jedenfalls keiner mehr trocken nach Hause!. Andy B. Franck,

Frontmann von BRAINSTORM, scheint ganz genau zu wissen, wie man ein Publikum vollkommen

unter Kontrolle bringt. Kein Wunder also, dass auch die Meute in Wacken sofort von

seiner liebenswürdigen Ausstrahlung angetan war, die Shootingsstars ausgelassen

abfeierte und auch mit den eingeforderten Schweißtropfen nicht zu geizen wusste –

der Dauereinsatz der Wasserschläuche vor der Bühne sorgte sogar dafür, dass selbst

zögerliche Zeitgenossen vollkommen durchnässt zurück zum Zeltplatz pilgern mussten.

Doch nicht nur in dieser Hinsicht konnten die Schwaben die vielen Fans an diesem

Nachmittag wunschlos glücklich machen: Auch in musikalischer Hinsicht überzeugte das

eingespielte Quintett auf der ganzen Linie. Songs wie Blind Suffering, Hollow

Hideaway oder das unumstrittene Highlight The Leading sind nicht nur

hervorragende Live-Hymnen, sie sind mittlerweile klammheimlich sogar zu

Genreklassikern mutiert, was durch die grandiose Reaktion der Zuschauer

unmissverständlich bestätigt wurde. Da wird im Publikum kollektiv gesungen,

gesprungen und geklatscht, es werden zahllose Stagediver auf den Weg geschickt und

diese müssen gehörig acht geben, die unbändigen Moshpits unversehrt zu überqueren,

um anschließend von den kontinuierlich beschäftigten Securities mehr oder weniger

behutsam wieder auf die Erde befördert zu werden. In punkto Stimmung und

musikalischer Qualität kam also jeder Besucher absolut auf seine Kosten und

BRAINSTORM haben wieder einmal bewiesen, dass sie DIE Hoffnungsträger des deutschen

Power Metals sind. Besser gehts nimmer!

MAYHEM

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Hasst mich, Zerstückelt mich, verflucht mich oder lobt mich für dieses Review, es ist mir gleich. Konnten MAYHEM noch auf dem WITH FULL FORCE mit einem atmosphärischen Set (um 4 Uhr morgens) aufwarten, wo Sänger Maniac in Robe mit Kapuze erschien, so schien man den Auftritt auf dem WACKEN OPEN AIR wieder einmal gänzlich extremer gestalten zu wollen. Wahrscheinlich fiel den Jungs nichts anderes ein, ihre Show auch bei Tageslicht intensiv genug rüberzubringen. Auf jeden Fall kündigten die aufgespießten Reste von zig Schweineköpfen bereits im Vorfeld an, dass es nicht gerade harmlos zugehen würde. Als dann die Klänge des ersten Songs erklingen und Maniac mit einer theatralischen Doppelklinge die Bühne betritt, um seinem kalkweißen Gesicht die Vocals zum klirrenden Soundgewand zu entlocken, dass so gänzlich gar nicht zur tropischen Hitze passte, die zur Zeit auf dem Gelände herrschte. Die Show nahm ihren Lauf und tatsächlich fuhren anscheinend viele auf das kranke Image der Norweger ab. Maniac verletzte sich selbst mit der Klinge und posierte mit blutüberströmter Hand vor den Fans, schüttelte das tropfende Blut in die Menge oder leckt es ab. Hilfe in Form von Verband lehnte er selbstverständlich ab und zog es stattdessen vor Schweineköpfe zu liebkosen und abzuschlecken. MAYHEM ließen sich bejubeln, als Maniac die Tierreste aufspießte und einen nach den anderen ins Publikum befördert, sofern ihm dies gelang. Sobald sie ihren Weg dahin fanden, wurden sie scheinbar willig aufgenommen und sich vor der Bühne wie skurrile Stagediver zugeworfen. Sorry, Leute, aber Image und tatsächliche Abartigkeit sind zwei Paar Schuhe. Ach, da hat noch Musik stattgefunden? Die war sicher für viele Nebensache, wahrscheinlich einschließlich der Band selbst. Für mich nicht nur indiskutabel, sonder auch ein völlig inakzeptabler Auftritt. Ende.

GRAVE DIGGER

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Obwohl sie zweifelsohne zu den bekanntesten Acts des Festivals zählten, war bei den

Teutonen-Metallern GRAVE
DIGGER
an diesem Spätnachmittag deutlich weniger Andrang als sonst – da gibt es

auch leider keine Ausreden, zumal zur Zeit des Auftritts keine einzige

Parallelveranstaltung auf dem Plan stand und somit niemand den Totengräbern

letzteren durchkreuzen konnte.

Nichtsdestotrotz wurde der komprimierten Zuhörerschaft ein recht fettes Best Of-Set

geboten. Boltendahl und Co. boten einen Querschnitt durch sämtliche Schaffensphasen

und konnten dabei sogar noch ein wenig überraschen, indem sie endlich wieder Battle

Of Bannockburn ins Set integrierten und somit auch für den ersten Höhepunkt

sorgten. Der zweite war auch ziemlich schnell gefunden, denn Rebellion lud weniger

zum Marschieren als zum kollektiven Crowdsurfen ein – da gerät auch der nach wie vor

live schwächelnde Chorus fast schon in Vergessenheit, die mehrstimmigen Chorgesänge

der Studioversion kann die Band jedenfalls nicht adäquat umsetzen. Ansonsten konnte

man eigentlich nicht besonders viel an den Totengräbern herumnörgeln: Die Band ist

momentan wirklich sehr eingespielt, die Riffs werden punktgenau, die Soli

messerscharf an den Mann gebracht, auch wenn Herr Schmidt an der Klampfe meist

ziemlich steril auf der Bühne herumgeistert. Da man aber an diesem Tag keinen

DVD-Mitschnitt wie beim Auftritt vor drei Jahren geplant hatte, verzichtete man auf

diverse Show-Einlagen, schließlich hatte man das Publikum trotzdem felsenfest im

Griff. Dennoch hatte man nach dem Konzert einen ziemlich zwiespältigen Eindruck: Für

GRAVE DIGGER-Neulinge war dieser Auftritt also ein großartiger Stimmungsmacher und

der perfekte Anreiz, sich alsbald ein Album seiner neuen Lieblinge zuzulegen, für

die Veteranen (welche durch die reichliche Live-Präsenz der Combo wohl eindeutig in

der Überzahl waren) wurde allerdings auf der Bühne etwas zu wenig geboten – die Band

muss bei allem Respekt einfach aufpassen, auf Dauer nicht zu berechenbar und

unspektakulär zu werden.

KOTIPELTO

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WACKEN

Dann war es Zeit für den Ex(?)-STRATOVARIUS

-Frontmann Timo KOTIPELTO

, sich erstmals nach den Streitigkeiten seiner Hauptband mit seinem Solo-Projekt

in deutschen Landen zu präsentieren. Da der finnische Blondschopf mit seiner

jüngsten Veröffentlichung Coldness bisher nicht die

erwarteten Erfolge verbuchen konnte, sollte er sich diesen Auftritt eigentlich ganz

besonders zu Herzen genommen haben, schließlich bietet sich bei einem Festival

dieser Größenordnung in punkto Publicity eine recht viel versprechende Option und

kurz vor dem Auftritt versammelten sich auch entsprechend viele Leute vor der

Party-Stage. Doch schon nach wenigen Minuten wurde es klar, in welche Richtung sich

die Laune der Besucher entwickeln würde: Auch wenn sich KOTIPELTO mühten, etwas

Dynamik in ihr Set zu packen und mit Seeds Of Sorrow zeitweise ziemlich flink, mit

Waiting For The Dawn auch etwas gediegener zu Werke gingen, so zog es das

schrumpfende Publikum früher oder später doch eher vor, die Gunst der Stunde für ein

spontanes Abendessen zu nutzen, weshalb man an der angrenzenden Essensbude sein Geld

lieber in eine saftige Bratwurst investierte, als seine Aufmerksamkeit in einen

zumindest zu Beginn etwas schwerfälligen Auftritt.

Und man konnte sich sehr viel Zeit mit dem Verzehr lassen, denn KOTIPELTO spielten

insgesamt mehr als eine Stunde und somit spürbar zu lange, was viele Gäste auch zu

bemängeln wussten. So richtig in Fahrt kamen diese eigentlich erst wieder, als man

plötzlich mit großem Erstaunen eine vertraute Melodie vernahm und sich ehe man sich

versah in einer großartigen Interpretation des QUEENSR

YCHE-Klassikers I Don´t Believe In Love befand – plötzlich kehrte die gute

Stimmung dann doch wieder zurück und somit konnte das folgende Take Me Away den

bisher größten Applaus für einen KOTIPELTO Song ernten – die Band schien jedoch

schon zu fürchten, dass dies schnell wieder abreißen könnte. Jedenfalls schüttelte

man im Eiltempo gleich den nächsten Coversong aus dem Ärmel, dieses Mal war es der

STRATOVARIUS-Hit S.O.S., der durch den Originalsänger natürlich auch ziemlich nah

an der Vorlage klebte, dennoch oder gerade deswegen aber regelrecht abgefeiert

wurde. Reasons – einer der stärksten KOTIPELTO-Songs – beendete dann den

strittigen Auftritt noch mit einem letzten Paukenschlag, jedoch war man sich im

Nachhinein absolut einig, dass diese Band zumindest in der momentanen Form einfach

wenig Zukunftsperspektive hat. Um an die STRATOVARIUS-Erfolge anknüpfen zu können,

werden sich Herr KOTIPELTO und Konsorten also noch gehörig steigern müssen.

DIO

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WACKEN

Offenbar zog es mehr Leute zu DESTRUCTION als zur lebenden Legende. Selbst schuld, denn wer DIO an diesem

Abend nicht gesehen hat, hat eine einmalige gute Performance des kleinen Mannes mit

der großen Stimme verpasst. Ronnie James war gut in Form und extrem motiviert – und

das obwohl er mehr Jahre auf dem Buckel hat wie manch komplette Band. „King Of Rock

n Roll“ war zwar als Einstieg etwas hoch gegriffen – doch die Skepsis legte sich

schnell. Auch beim Publikum, denn alles, was DIO auf der Bühne machte, wurde euphorisch bejubelt. Nach „Sign of the Cross“ folgte

auch schon ein Drumsolo. Glücklicherweise recht kurz gehalten. Ist halt noch alles

alte Schule, was der Brite macht – und dazu gehört eben auch ein Schlagzeugsolo. Ob

es das Publikum nun hören will oder nicht.

Es ist kaum zu glauben, wie gut DIO noch bei Stimme ist. Es passte einfach alles

zusammen, eine spielfreudige Band, klassische Songs – die im Gegensatz zu vielen

anderen so genannten Klassikern nicht tot gespielt sind, weil sie immer und überall

laufen und eine tolle Lightshow, die in der einsetzenden Dämmerung wunderbar zur

Geltung kam. Zurück zu den Songs: „Rainbow at the dark“, „Man at the Silver

Mountain“ „Rock n Roll Children“ flossen ineinander über – bei diesen Songs konnte

man durchaus von einer ergriffenen Stimmung sprechen. DIO schob außerdem den RAINBOW

-Song „The gates of Babylon“ dazwischen, der sehr gut bei seinen treuen Fans

angekommen ist – und auch wer mit Alt-Herren-Vereinen wie RAINBOW nicht viel

anfangen kann, musste zugeben, dass der Track – wie auch „Man at the Silver

Mountain“ – eine Klasse für sich ist. Spätestens beim Pflichtprogramm „Holy Diver“

und „Heaven and Hell“ war das Publikum kaum zu bremsen und der kleine Mann auf der

Bühne mit dem Riesencharisma sah gerührt über die Menge. Ein toller Auftritt: DIO

machte zu keiner Sekunde den Eindruck eines alternden Rockers, der seine Songs zum

x-ten Mal spielt, weil es eben erwartet wird. Und auch wenn er klammheimlich

vielleicht doch lieber neue Songs spielen würde – vom aktuellen Album schaffte es

gerade „The Eye“ auf die Setlist – so zelebrierte er voller Inbrunst und

Leidenschaft eine zeitlose Rockshow mit vielen, vielen Klassikern.

ELÄKELÄISET

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WACKEN

Von einem ernsthaften Auftritt eines Klassemusikers ging es nahtlos über in Anarchie

und Alkoholdunst. ELÄ

KELÄISET baten zum Tanz.

Die Finnen sind ja mittlerweile schon fast Stammgast auf dem Wacken Open Air und die

Beliebtheit der Band steigt und steigt. Kein Wunder, denn die wie immer

gutgekleideten Herren sind anpassungsfähig und respektieren die Wünsche des

Publikums. „Was wollen Sie hören? „Was für Musik wollen Sie hören?“ ist zwar

grammatisch eigentümlich formuliert, zeigt aber, dass ELÄKELÄISET ihr Publikum ernst

nehmen. Vielleicht. Denn so genau weiß man ja nie, was die Band zwischen den Songs

redet. Es sei denn man spricht fließend finnisch. Vermutlich verpasst man einiges,

denn ELÄKELÄISET nutzen gerne aus, dass man sie nicht versteht und stellen

interessante Theorien über das Publikum auf. Dafür ist ihre Musik überall und auch

in jedem Alkoholisierungsgrad verständlich. Ein Vier-Viertel-Takt und die ein oder

andere bekannte Melodie drüber – fertig ist das Erfolgsrezept. Verhumppt wurden

dieses Mal „Living On A Prayer“, „Wings of Change“ oder “Smoke on the water“.

Stürmisch gefordert wurde “Humppalakki” – obs am Song an sich liegt oder eher daran,

dass man sich wenigstens den Titel ganz gut merken kann, will ich nicht beurteilen.

Die JUDAS

PRIEST-Adaption gab es jedoch vorerst nicht zu hören. Dafür „Running Free“ –

aber nicht in der bekannten Humppa Version, sondern als obskuren Folk-Song. Macht

nix, ELÄKELÄISET rocken immer. Das Publikum rockte mit, verbrüderte sich spontan

und tränkte den Boden mit Bier. Zum Schlucken kam kaum jemand – zwar hatten sich

fast alle im Voraus mit entsprechenden Vorräten ausgestattet, doch im kollektiven

Pogo-, Polonäise- und Wanktanz bleiben die Kehlen trocken. Eng wars, witzig wars und

auch die Bagage auf der Bühne hatte ihren Spaß.

DORO / WARLOCK

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WACKEN

Doro hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen für ihren Auftritt. Jedes Jahr

dieselbe Show mit ein, zwei neuen Songs zu spielen ist ja auch öde. Fürs Publikum –

und vermutlich auch für die Musiker. Deshalb stand 2004 die WARLOCK

Besetzung von 1986 auf der Bühne, ergänzt um klassische Musiker und Gastauftritte.

WARLOCK-Songs wie „I rule the Ruins“ wurden neu verpackt und als Schleifchen

obendrauf gabs Unterstützung vom Orchester. Ein gelungenes Experiment, denn die

kleine Frontfrau hat genug Power, um auch den getragenen Arrangements den nötigen

Pfeffer zu geben.

Zwischendurch gab sich außerdem als „Special Guest“ BL

AZE BAILEY die Ehre. „The Trooper“ und „Man on The Edge“ gab es als Duett – mal

was anderes und durchaus gefällig. „Deep inside my Heart“ und „Für Immer“ trieben

den Fans die Tränen in die Augen – und so mancher wischte sich verstohlen die

Feuchtigkeit von den Wangen. Dass die Balladen mit Orchesteruntermalung umso

dramatischer klingen, versteht sich von selbst. Doch diese Versionen waren wirklich

etwas Besonderes.

Besonders ist auch dass Frau Pesch in all den Jahren nichts von ihrer Bühnenpräsenz

verliert. Mir würde nicht im Traum einfallen, ein WARLOCK- oder DORO-Album zuhause

aufzulegen. Doch live ist sie immer gut – und dabei ist egal, vor wie vielen Leuten

sie spielt. Ob man auf dem Wacken nun Ansagen unbedingt fast ausschließlich auf

Englisch machen muss, ist Geschmacksache. Als Gruß an de vielen, vielen Gäste aus

dem Ausland ist es aber mit Sicherheit eine nette Geste. Übrigens, alle die

unbedingt „Humppalakki“ hören wollten, kamen jetzt auf ihre Kosten. Doro spielte

„Breaking The Law“.

Die von nahezu allen Anwesenden mitgebrüllte Hymne „All we are“ beendete einen

guten Gig, der sich endlich mal vom üblichen DORO-Festival-Programm unterschied.

AMON AMARTH

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WACKEN

Was war das denn? Bislang war ich der festen Überzeugung, dass AMON

AMARTH eine der besten Livebands überhaupt sind. Ich dachte, die Schweden

könnten live gar nicht schlecht sein. In etlichen Diskussionen hab ich sie

verteidigt. Wachgehalten habe ich mich bis um 2 Uhr nachts. Und wozu? Um zu sehen,

dass ich mich getäuscht habe. Denn was AMON AMARTH in dieser Nacht auf der Bühne

boten, war weit entfernt von den üblichen Triumphmärschen. Vielleicht waren sie

müde, vielleicht betrunken, vielleicht schlecht gelaunt. Vermutlich alles

zusammengenommen und dazu noch erkältet und hungrig. Im Publikum machte sich

bereits beim Opener „Victorious March“ Skepsis breit – kein Wunder, denn so lahm

hat man die Schweden noch nie gesehen. „Stabwounds in our Back“, „Fate Of Norns“,

„Death In Fire“ oder „Bleed for the ancient Gods“, „Vs the world“ – an der

Songauswahl hat es nicht gelegen. Der Sound war mies, doch auch daran scheiterte der

Abend nicht. Es lag an den Musikern: Doch Johann Hegg wirkt müde und langsam. Statt

ihr sonst übrliches, eindrucksvolles Synchronpropellerbanging vorzuführen, schlichen

die Gitarristen nur auf der Bühne umher. Der donnernde Schlagzeugbeat war zu

stolprigen Geklapper verkommen. Mir Müh und Not retteten sich Amon AMARTH über ihre

Spielzeit – eine kleine Steigerung war mit viel gutem Willen ab der Setmitte zu

spüren. Doch da war es zu spät. Von unbändiger Wikinger-Power war in dieser Nacht

nichts zu sehen.

Samstag

MYSTIC PROPHECY

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Mit Regressus konnten die deutsch-griechischen Power-Metaller MYSTIC PROPHECY im letzten Jahr mächtig für Furore sorgen und man

ernannte die Band schnell zu den Hoffnungsträgern der Szene. Dies war schließlich

nicht ganz unbegründet, konnte der Longplayer doch mit technisch brillantem Liedgut

und einer gehörigen Portion an Eigenständigkeit aufwarten – deshalb war man am

frühen Wackener Mittag auch ziemlich erpicht darauf, die Combo endlich einmal live

erleben zu können. Und dies wurde von der Band auch entsprechend belohnt, als sie

sich pünktlich mit dem starken Night Of The Storm im Gepäck auf der Bühne einfand

und mit einem überraschend heftigen Soundgewitter für haufenweise offene Mäuler

sorgte. Neben dem transparenten Sound konnte man dem Quintett auch in

spieltechnischer Hinsicht absolut nichts ankreiden und es bestätigte sich einmal

mehr, dass der mehrfach ausgezeichnete Gitarrero Gus G. berechtigterweise zu den

großen Nachwuchstalenten zählt – neben MYSTIC PROPHECY ist Gus schließlich auch bei

DREAM

EVIL und NIGHTRAGE

tätig und leistet auch dort ein überdurchschnittlichen Job. Auch Sänger R.D.

Liapakis – an diesem Tag erinnerte sein Outfit mit Sonnenbrille und ungewohnter

Kopfbedeckung nicht wenig an SCORPIONS

-Fronter Klaus Meine – war in bester Singlaune und leistete sich nicht den

kleinsten Aussetzer. Erstaunlich ist zudem die Tatsache, dass er live noch einen

ganzen Tacken kräftiger und kerniger als auf den beiden Studioalben wirkt, was dem

Gesamtsound eigentlich nur zugute kommt. Schade ist nur, dass das Spektakel leider

schon nach einer halben Stunde gezwungenermaßen beendet wurde, die Band hätte

nämlich problemlos eine doppelte Spielzeit absolvieren können. Mit Burning Bridges

lieferte man dann noch einen kleinen Ausblick auf die demnächst erscheinende

Langrille und da das Stück dem übrigen Liedgut wirklich in nichts nachstand, wird

der nächste Release mit ungetrübtem Optimismus erwartet…

DEATH ANGEL

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WACKEN

Mark Osegueda ist ein ziemlich guter Frontman. Um diese Erkenntnis kommt man einfach

nicht rum. Der gute Mann ist fit, hat Ausstrahlung und machte auch den Auftritt beim

Wacken zum Erlebnis. Im weit ausgerissenen T-Shirt – man soll den Erfolg des

Workouts ja auch sehen – hetzte er von einer Seite der Bühne zur anderen, reckte

sich in die Höhe, kauerte am Boden und ließ dabei immer seine Gesangspower hören.

Auch der Rest der Band stand ihm in nichts nach und so herrschte lebhaftes Gewusel

auf der Bühne. Der DEATH

ANGEL-Auftritt schient viele zu interessieren und so fanden für die Zeit

ziemlich viele Besucher zum Frühstücksappell vor der Bühne ein. „Same Old Story“,

“Man without anguish“, „Thicker Than Blood“, „I will sit down while you die“ und der

Rausschmeißer „Kill as one“ wurden dankbar angenommen.

Allerdings hätte Osegueda auf der Bühne vielleicht nicht unbedingt einen kräftigen

Schluck aus der Gin-Flasche (war doch Gin, oder?) zum Frühstück nehmen sollen, denn

seine Ansagen waren etwas dick aufgetragen: „Alle sagen, dass Wacken sei das coolste

Festival. Sie haben recht!“ Dabei hätte er es gar nicht nötig gehabt, sich so beim

Publikum einzuschleimen. DEATH ANGEL haben auch so überzeugt – allerdings haben sie

gegen die Kollegen von ANTHRAX

im Direktvergleich dann doch den Kürzeren gezogen. Denn DEATH ANGEL waren gut.

ANTHRAX waren unfassbar.

UNLEASHED

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WACKEN

Da DEICIDE

ihren Auftritt in Wacken abgesagt hatten, sprangen kurzerhand die schwedischen

Ur-Deather UNLEASHED ein – kein Problem, denn die Band ist ja nicht nur auf dem Papier ein mehr als

adäquater Ersatz, sie konnte zudem durch ein hohes Maß an Spiellaune positiv

überzeugen. To Asgard We Fly markierte den Beginn einer großartigen Stunde

Wikinger-Deathmetals, die ihren Platz allerdings – wie es ja in diesem Jahr bei

einigen Hochkarätern war (DEATH

ANGEL, ARCH

ENEMY oder auch NEVERMORE

sind nur ein paar Beispiele) – wieder einmal viel zu früh in der Running Order

wieder finden musste. Trotzdem ließ sich das Quartett durch diesen Umstand nicht

unterbuttern, sondern zelebrierte in der glühenden Mittagssonne ein klasse Best

Of-Programm, das alle bemerkenswerten Songs der Bandhistory in sich vereinte. Neben

Klassikern wie Berserk, The Immortals oder auch Death Metal Victory, welches

sich dank der Publikumsspielchen auch zum erwarteten Stimmungshighlight entpuppte,

gab es sogar noch Platz im Set für eine kleine Überraschung: ULEASHED performten den

DE

ATH-Song Evil Dead und auch hier war die Resonanz im Publikum extrem hoch und

es wurden musikalisch keine Gefangenen gemacht. Nach einer halben Stunde fand man

dann auch endlich Zeit, sich den etwas neueren Stücken zu widmen, weshalb die Band

zunächst das bejubelte Hell’s Unleashed abfeuerte und schließlich auch mal

zumindest einen einzigen Song vom aktuellen Album Sworn Allegiance zum

Besten gab. Der Opener Winterland war diesbezüglich eine ausgezeichnete Wahl und

musste sich glücklicherweise auch vor keinem anderen Klassiker verstecken – leider

kam man nicht in den Genuss, noch mehr Material von der neuen Langrille begutachten

zu dürfen, aber Sänger Johnny kündigte an, dass sich dies bei der kommenden Tournee

selbstverständlich ändern würde. Nach dem abschließenden Into Glory Ride hatte man

mit dem erstklassigen Auftritt eigentlich schon abgeschlossen, doch die Wikinger

entschlossen sich, noch drei (!) weitere Zugaben – namentlich Victims Of War, In

The Name Of God und Before The Creation Of Time – auf die immer noch hungrige

Meute loszulassen, bevor sie sich endgültig auf ihre liebenswürdige Art

verabschiedete. Daumen hoch für UNLEASHED!

ANTHRAX

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WACKEN

Das beliebte Diskussionsthema „Wer ist der coole ANTHRAX

-Sänger?“ hat eine neue Facette. Denn nach diesem Auftritt müssen sich Bush-Kritiker

eine neue Argumentation überlegen. An seiner Performance war nichts, aber auch gar

nichts auszusetzen. Im Gegenteil. In strahlendem Sonnenschein zauberten die Amis

ihren Fans ein ebenso strahlendes Lächeln auf das Gesicht. Das war rundum gelungen,

was Scott Ian und seine Mitstreiter hier auf die Bühne brachten. Mit richtig fettem

Sound legten die Bermuda-Fans los und bereits beim Opener „N.F.L.“ brüllte das

Festivalgelände mit. Der Energieaustausch zwischen Bühne und Publikum funktionierte

für eine Stunde reibungslos – Fans und Musiker stachelten sich gegenseitig an. Mit

dem Erfolg, denn am Ende des Sets kochte die Wiese. Dazwischen gab es „Got The

Time“, „Caught in a mosh“, “Sane Home“, “Antisocial“, „Indians“, Uralt-Kamellen wie

„Deathrider” vom ersten Album “Fistfull of Metal” und “State of Euphoria”. Das volle

Klassikerprogramm – das mehr als nur dankbar angenommen wurde. Und da Songs wie

„Antisocial“ ohnehin jeder kennt, tobte die Menge – Bush sah sich das nicht lange an

und sprang in die erste Reihe, um den Fans ganz nah zu sein. Bush gab den alten

Songs unglaublich viel Power und Ausdruck. Und mit jedem Stück tobten die Fans ein

wenig mehr – die Band, die bestimmt schon viel gesehen hat, stand fassungslos auf

der Bühnen und konnte sich gar nicht genug freuen über so viel Begeisterung. War

aber auch ein Spitzenkonzert.

CANNIBAL CORPSE

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WACKEN

Zu oft gesehen? Vielleicht. CAN

NIBAL CORPSE sind ja ständig unterwegs. Auch auf dem Wacken machten die Amis

Halt – und sie machten das, was sie am besten können: Sie spielten ein Set, das ohne

Überraschungen war. Das einzig Auffallende war die extrem hässliche Armbanduhr von

George Corpsgrinder Fischer. Solche Chronographen sieht man sonst nur als

Handgelenken von Rentnern in Gelsenkirchen. Nach zwei neuen Songs, widmete er „Fuck

with a knife“ allen anwesenden Damen im Publikum. Einen ähnlich langen Bart haben

auch die unablässigen Rufe nach „Hammer Smashed Face“, das CANNIBAL CORPSE ja nicht

spielen dürfen, weil… Ich spar mir die Erklärung, ist schließlich alles hinlänglich

bekannt.

Bekannt ist auch die Ansage vor „They Deserve to die“: „Next Song is a Fuck off to

censorship“. Dazwischen gab es “Bloodthirst”, ”Dorment Bodies Bursting”, “Gallery of

Suicide”, “Pit of Zombies” und “Wretches Spawn”. Zwischen den Songs herrschte

entsetzlich viel Leerlauf, offenbar setzte die Hitze auch den Musikern zu – oder sie

langweilen sich mittlerweile selbst bei der Songauswahl.

Wie auch immer, sobald sie dann endlich einen Song angefangen hatten, war die Welt

auch in Ordnung – da passte jedes Riff, jeder Urlaut aus Fishers Kehle. Wäre ja auch

schlimm, wenn es anders wäre. Schließlich spielen CANNIBAL CORSPE immer dasselbe.

Zum Beispiel noch „Staring in The Eyes Of The dead“ und „Devoured By Vermin“. Ein

Auftritt mit Höhen – den einzelnen Songs – und Tiefen – die langen Zeiten zwischen

den Songs, in denen die Musiker keinen Kontakt zum Publikum aufnahmen und auch sonst

nichts unternehmen, was aus dem Showallerlei etwas besonderes gemacht hätte.

NEVERMORE

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WACKEN

Wohl kaum eine Band wurde derartig herbeigesehnt wie die amerikanischen Power

Metal-Götter NEVERMORE

, jedenfalls waren schon eine Viertelstunde vor Beginn entsprechende Sprechchöre

zu hören. Klar, dass sich diese Euphorie bis ins Unermessliche steigerte, als der

exzentrische Fronter Warrel Dane schließlich mit Sonnenbrille und Hut verkleidet das

Publikum begrüßte und man sich nach einem eingespielten Intro auch sofort auf das

Wesentliche konzentrierte. Überraschenderweise handelte es sich bei den ersten

Stücken um die The Politics Of Ecstasy-Songs The Seven Tongues Of God und This

Sacrament – jene hatte man schon längere Zeit live nicht mehr erleben dürfen,

weshalb die beiden Stücke natürlich von den echten Fans umso mehr bejubelt wurden.

Auch wenn sich durch die strikten Sicherheitsvorgaben in Wacken keine Leute auf der

Bühne tummeln konnten, was ja ansonsten ein eindeutiges Markenzeichen der Band ist,

wirkten die fünf Musiker – Gitarrist Steve Smyth ist übrigens mittlerweile fest ins

Bandgefüge eingestiegen – in allen Belangen alles andere als dezimiert, das

Zusammenspiel mit dem Publikum schien auch so tadellos zu funktionieren. Das

absolute Stimmungshighlight war The Heartcollector – den Löwenanteil daran hatte

aber nicht nur das geniale Musikstück, sondern auch die humorvolle Ansage Danes The

Next Song is from the Dead

Heart in a Dead World-Album, and it starts with an H… Hammer Smashed Face!

über die nicht nur CANNIBAL CORPSE-Fans schmunzeln mussten.

Insgesamt war der Auftritt in Wacken also absolut zufrieden stellend – vergleicht

man die Live-Präsenz der Band mit den übrigen Akteuren, so wird man das Gefühl

einfach nicht los, dass NEVERMORE insgesamt gesehen einfach in einer anderen Liga

(durch die Ausstrahlung Danes vielleicht sogar auf einem ganz anderen Planten) als

der oft einfach zu vorhersehbare Rest des Festivals spielen. Das nächste Konzert

kommt bestimmt…

HYPOCRISY

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Die Bedingungen waren alles andere als optimal: Brütende Hitze, kaum Schatten, eine

Mischung, die in Verbindung mit Alkohol äußerst unangenehm sein kann. Zu einer

solchen Zeit musste dann die schwedische Institution HYPOCRISY an den Start. Aber HYPOCRISY schaffen es eigentlich fast jedesmal wieder einen

klasse Auftritt hinzulegen. Sie schaffen es allerdings auch jedesmal diesen ohne

nenneswerte Überraschungen über die Bühne gehen zu lassen. Ein routiniertes Set, ein

routiniertes Auftreten und ein ganzer Batzen bewährtes Liedgut, da kann eigentlich

nichts mehr schiefgehen.
Der Besetzungswechel war ja nicht mehr ganz so neu, (ex IMMORTAL /ex- GRIMFIST) Drummer Horgh gehörte mittlerweile zum Inventar, auch wenn es für viele

vielleicht das erste Mal war, dass sie HYPOCRISY ohne Lars Szöke sahen. Immerhin

erledigte der neue Rythmusgeber seine Arbeit äußerst souverän, auch wenn ich seinen

Weggang bei GRIMFIST als bedauernswert empfinde.
Auf jeden Fall boten die Schweden um Peter Tägtgren eine mehr als gute Show. Peter

selbst legte eine klasse Gesangsleistung hin, die wirklich kickte und der Sound

stimmte auch.
Liedtechnisch konzentriert man sich vor allem auf die neue Platte „The Arrival“, von

dem man Stücke wie „Born Dead, Buried Alive“, „Eraser“ oder „Slave To The Parasites“

zum Besten gab. Im Ganzen gesehen setzte die Band augenscheinlich auf langsamere

Nummer aus der „The Final Chapter“, „Abducted“ oder „Fouth Dimension“-Ära. Gerade

gegen Ende wurden die Songs zumehemend langsamer und atmosphärischer. Das

obligatorische „Wacken 47“ durfte natürlich auch nicht fehlen und so darf man auf

ein gelungenes Set zurückblicken.
Und eine Überaschung gab es eigentlich doch: Peter Tägtgren war nicht einmal

betrunken. Während der gesamten Show trank er Wasser und gab sogar selbst bekannt

„Not even drunk“ zu sein, was wohl bedeutete, dass er weniger als 10 Bier intus

hatte. Aber Alkohol hin oder her, wer HYPOCRISY dieses Jahr verpasst hat ist selber

Schuld.

THUNDERSTORM

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Mit Until We Touch The Burning Sun eröffneten THUNDE

RSTONE ihr Set, auch wenn die Zuschauer bei den selbst am frühen Abend noch sehr

hohen Temperaturen nicht unbedingt das Bedürfnis hatten, selbiges zu tun. Die Finnen

machten ihre Sache aber dennoch ziemlich gut, versuchten stets, das schwerfällige

Publikum zum Mitklatschen zu animieren und wirkten dabei auch immer sehr

sympathisch. Trotzdem fühlte man sich irgendwie an den Auftritt von KOTIPELTO am

Vorabend erinnert, denn auch hier wollte der Motor aufgrund des merklich

unausgereiften Liedguts irgendwie nicht so recht anspringen. Me, My Enemy und

Break The Emotions gehören noch zu den positiv herausstehenden Stücken, doch

wurden diese schon ziemlich früh verblasen und somit hatten die fünf Musiker das

Pulver für den sich wie ein Kaugummi ziehenden Rest des Auftritts schon verschossen.

Großes Problem der Finnen ist es einfach, eine eigene musikalische Identität zu

besitzen, jedenfalls hatte man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die THUNDERSTONE-Welt

habe irgendwelche eigenständigen Charakteristika, die man noch nicht bei mindestens

zehn anderen Acts auch schon gehört hätte. Auch wenn sich diese Eindrücke

tatsächlich über den gesamten Auftritt bestätigten, sei an dieser Stelle trotzdem

noch gesagt, dass zumindest noch Eyes Of A Stranger (anders als am Vorabend war es

diesmal allerdings kein QUEENSRYCHE-Cover!) und das dynamische Forth Into Black

positiv auffielen und von sehr feiner Gitarrenarbeit zeugten.

Zugegeben, die Musiker können allesamt mit ihren Instrumenten hervorragend umgehen,

doch reicht dieser Umstand alleine einfach noch nicht aus, um aus der Masse der

Melodic Metal-Bands auf irgendeine Weise hervorzustechen. Mein Vorschlag: Setzt euch

doch einfach mal mit KOTIPELTO zusammen in einen Proberaum und feilt ein wenig an

einer eigenen Dufnote, genug Potenzial dazu habt ihr allemal!

CHILDREN OF BODOM

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WACKEN

Dann war es Zeit für einen der Senkrechtstarter der letzten Jahre. Schon vor zwei

Jahren erfreuten sich CHILDREN OF BODOM an einer ziemlich hohen Resonanz im Wackener

Publikum und seitdem dürfte sich der Bekanntheitsgrad der Finnen noch einmal im

Quadrat gesteigert haben. Entsprechend viele Leute standen dann auch am Samstagabend

vor der Black Metal Stage, als pünktlich um 20:45 Uhr Hate Me auf die Meute

losgelassen wurde. Zwar war die Stimmung gleich richtig gut, doch der Sound an

diesem Abend hinterließ einen zwiespältigen Eindruck. Je nach eigener Position war

mindestens ein Instrument nur schwach oder überhaupt nicht zu hören. Dass dabei die

Gitarren- und Keyboardfrickeleien dadurch erheblichen Schaden trugen, war natürlich

ein recht großes Ärgernis, gehören diese doch ohne jeden Zweifel zu den

Aushängeschildern der Band. Trotzdem ließen sich die meisten Besucher durch diese

Querelen und die wie immer sehr wortkargen und monotonen Ansagen des Frontmanns

Alexi Laiho – das F-Wort fiel mindestens so häufig wie das Wort Schumi bei einer

Formel Eins-Übertragung – nicht weiter stören und das fröhliche Treiben nahm seinen

Lauf.

Auch die Anzahl der Stage-Diver nahm stets zu und irgendwann konnte auch unser Herr

Rezensent es nicht mehr unterlassen, deren Beispiel zu folgen und dabei schließlich

elementare Utensilien zu verlieren, womit er bei den intensiven Publikumslaunen aber

sicher nicht der einzige Pechvogel war. Klar, dass diese Betroffenen von nun an nur

noch mit einem Ohr den Geschehnissen auf der Bühne folgen konnte, jedoch reichte

dieser Eindruck, um beurteilen zu können, dass der Auftritt zwar überaus gelungen,

trotzdem aber relativ überraschungsfrei war. Songs wie Towards Dead End, Lake

Bodom oder Bodom After Midnight hat man mittlerweile einfach schon zu oft in der

Live-Setlist vorfinden müssen, während andere Großtaten der Band, wie Deadnight

Warrior, Children Of Bodom oder Warheart, stets außen vor gelassen werden. Für

den nächsten Auftritt sollte die Band in jedem Falle mal die ein oder andere

Änderung in der Playlist vornehmen…

SAXON

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WACKEN

Auch SAXON

sind Stammgäste auf dem Wacken. Ich gönn ihnen die Headlinerposition, schließlich

haben die Briten auch schon weniger gute Zeiten erlebt und Auftritte bei Bikerfesten

im Bierzelt sind bestimmt kein Zuckerschlecken. Doch das liegt zurück und

mittlerweile sind SAXON wieder unter den Großen. Zu Recht, denn was die alten Männer

auf der Bühne bringen, sollte auch den schärfsten Kritiker Respekt abnötigen.

Biff Byford ist ein routinierter Frontmann, doch bei aller Routine bringt er noch

immer so viel Begeisterung für die eigenen Songs mit, dass man SAXON die immer

gleiche Setlist nachsieht. Zumal es bei diesem Auftritt einige besondere Momente

gab. Zum Beispiel als Wacken-Veranstalter Jensen bei „Strong Arm Of The law“ den

Bass spielte. Oder als Jörg Michael bei „747 – Strangers in The Night“ hinterm

Schlagzeug Platz nahm und die Drums übernahmen. Oder als Chris Caffery und Festival-Dauergast Schmier von DESTRUCTION bei „Denim & leather“ mitsangen. Nicht ohne Grund lief der

Auftritt unter dem Motto: SAXON & Special Guests & Friends“.

Biff darf auch auf der Bühne hüpfen und so oft „fucking“ sagen, wie er will. Denn er

wirkt eigentlich immer ehrlich bei dem, Was er auf der Bühne tut. Schließlich

landete noch der berühmte Adler – mit dem passenden Song untermalt, weitere Punkte

auf der umfassenden Setlist waren „Heavy Metal Thunder“, „Backs To the Wall“, „Solid

Ball Of Rock“ und „20,000 Feet“ spätestens bei 20,000 Feet konnte Byford seine

Verärgerung über diverse Kameramänner und Kamerakräne, die die Show für eine DVD

mitschnitten, nicht mehr verheimlichen. „Is this fucking Steven Spielberg or what?

Those people came to see the show!“ lautete seine Ansage an die arme Filmcrew, die

doch eigentlich nur ihre Arbeit verrichtete. Bei „Dragonslayer“ gab es das

unvermeidliche Drumsolso – diesmal auch in der richtigen Länge, als Headliner kann

man meinetwegen ein paar Minuten für eine Könnensdemonstration opfern. „Motorcycle

Man“ und „Princess of the night“ folgten, „Crusader“ und „Wheels of Steel“.

Schließlich holten sich die drei Wacken Veranstalter Thomas Jensen, Sheree Hesse und

Holger Hübner ihren verdienten Applaus für ein schönes, gelungenes Festival ab,

bevor ein guter Auftritt mit „Forever Free“ endete.

SATYRICON / NOCTURNO CULTO

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Es war ja für viele eine Art historischer Moment. Es war ja für viele sogar ein Grund, die lange Anreise zum WACKEN OPEN AIR anzutreten. Und obwohl sich seit Donnerstag auf dem gesamten Gelände hartnäckig das Gerücht verbreitete, dass SATYRICON nicht spielen würden, schenkte keiner diesem so recht Glauben. Zu Recht natürlich, denn zu keiner Zeit war etwas Wahres daran, dass die Black Metaller um Satyr ihren Auftritt abgesagt hätten.
Als ob das nicht genug wäre sollte ja DARKTHORNEs Nocturno Culto den Auftritt vergolden und quasi einmalig machen.
Jedenfalls hatte sich eine beträchtliche Menge zu später Stunde vor der Bühne versammelt, um das Spektakel zu erleben, und als, noch während SAXON nebenan ihr Set runterleiern, das SATYRICON-Banner gehisst wurde, zerstreuten sich wohl die letzten Zweifel der Gerüchte-Gläubigen.
Ich hatte eigentlich eine Show erwartet, die SATYRICON und DARKTHRONE-Material zu einer Einheit verwurstet, auch wenn ich mir nicht ganz vorstellen konnte, wie das ausehen könnte. Jedenfalls war dem nicht so, denn das Set bestand aus mehr oder weniger drei Teilen. Zuerst der SATYRICON-Teil, dann der DARKTHRONE-Teil und letztendlich der Zugabe (könnte man auch „Mother North-Teil“ nennen).
Der SATYRICON-Abschnitt machte den Löwenanteil aus und bot Material aus so gut wie der gesamten Schaffensphase der Norweger, auch, wenn Die-Hard-Blackmetal-Fans sicher beanstanden würden, dass zu viel Lieder der letzten Zwei Full-Lenght Alben ihren Weg auf die WACKEN OPEN AIR-Setlist gefunden haben. Der fulminante Opener „Walk The Path Of Sorrow“ machte jedenfalls klar, dass es ein außergewöhnlich guter Auftritt werden würde, die geschminkten Gestalten auf der Bühne wurden in eine exzellente Lightshow gebadet und konnten so spielend die passende Atmosphäre zum apokalyptischen Soundgewandt schaffen. Es folgte mit „The Night of The Triumphator” eines der ältesten Stücke, bevor man zu neueren Dingen überging. „Angstridden“, “Filthgrinder” und schließlich sogar das umstrittene, weil recht rockige und Blackmetal-untypische „Fuel For Hatred“ (für mich trotzdem ein Klasse-Song). Danach gab`s mit „Forhekset“ vom „Nemesis Divina“-Output nochmal auf die Mütze, bevor mit „Repined Bastard Nation“ einer der Höhepunkte eingeläutet wurde (jaja, ich weiß, ist kein Blackmetal und so). Das Ende des eigentlichen SATYRICON-Blocks machte dann „Hvite Krists Død“, was sozusagen den finalen Todesdstoß bedeutet.
Danach kündigte Satyr an, dass ab nun Nocturno Culto die Vocals übernäme, und verdünnisierte sich auch gleich darauf an die Gitarre. Es folgt die DARKTHRONE-Packung, für viele geht es wahrscheinlich jetzt erst richtig los. Los ging es dann mit dem „A Blaze In The Northern Sky“-Opener „Kaatharian Life Code”, also gleich lang und intensiv. Es folgt „The Hordes Of Nebulah” und das (für viele) allmächtige “Transilvanian Hunger” bevor der DARKTHRONE-Part mit „Under A Funeral Moon“ auch schon zu Ende geht.
Als Zugabe kam das obligatorische „Mother North“ zum Einsatz, bei dem nun Nocturmo Culto die Gitarre übernam und ein erstklassiges Set, vor (angeblich) über 40.000 Zuschauern, sein Ende fand. Ein mehr als gelungener Höhepunkt für 15-Jährige WOA-Jubiläum!

J.B.O.

(nach oben…)

Zu später Stunde war es dann mal wieder an der Zeit, einem Auftritt der fränkischen

Ulknudeln J.B.O.

beizuwohnen. In gewohnter Wacken-Tradtion schloss wieder einmal eine Spaßband das

Festival – in den letzten Jahren wurde diese Ehre dem allseits bekannten ONKEL TOM

Angelripper zuteil – und man war sichtlich gespannt, ob es den vier

Instrumentalisten noch einmal gelingen konnte, die stark beeinträchtigten

Energiereserven des Publikums wach zu rütteln. Die Band ging jedenfalls gleich in

die Vollen und setzte ihren großen Hit Verteidiger des Blödsinns auch gleich an

den Anfang des Sets, jedoch hatte man im Publikum das Gefühl, dass sich dieser Song

eigentlich eher zu einem späteren Zeitpunkt voll entfaltet hätte. Auch zahlreiche

weitere Songs vermittelten irgendwie den Eindruck, die Band sei ausgebremst oder

schlicht und ergreifend unmotiviert und es fällt an dieser Stelle auch schwer, eine

angemessene Begründung zu liefern: Vielleicht war es die Müdigkeit, die sich nach

der dreitägigen Strapaze Wacken in Geblüt und Gebein zeigte, vielleicht waren aber

auch die eingeschobenen Sprüche beim in die Länge gezogenen Ein guter Tag zum

Sterben am heutigen Abend einfach zu flach geraten, auch wenn ich den Songtitel

jetzt nicht unbedingt auf den Gig der Franken beziehen möchte. Schließlich gab es

auch wieder die gewohnte Packung gute Laune, diesmal verkörpert durch Songs wie

Kuschelmetal, Arschloch und Spaß dabei oder Glaubensbekenntnis vom neuen Album

United States Of Blöedsinn. Negativ zu vermerken ist hierbei allerdings die Single

des besagten Tonträgers, jedenfalls konnte der Death Metal-Lovesong Gänseblümchen

keine einsamen Herzen für sich erobern, glücklicherweise haben J.B.O aber einen

Live-Song in petto, der ein jedes Konzert der Band doch noch zu einem Highlight

formen kann: Bei Ein Fest konnten dann nochmal sämtliche Leute ihre angeschlagen

Stimmbänder strapazieren, für etwaige Textprobleme hat die Band ja sowieso immer ein

großes Plakat auf der Bühne, und somit doch noch zufrieden die Heimreise antreten.

Trotzdem sei gesagt, dass J.B.O. in ihrer Vergangenheit schon weitaus bessere

Auftritte an den Mann gebracht haben – der letztjährige Auftritt von ONKEL TOM

konnte da doch mehr Wackener für sich begeistern…

alle Fotos & Layout: boxhamster

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