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LYRIEL: Prisonworld

Wunderschön romantische Musik für stille Stunden.

Ähm ja. Ich sollte vorwarnen: Der folgende Text behandelt die neue Platte von LYRIEL. Es geht um Kitsch erster Güte. Das nur an die metallisch korrekte iiieh, mit Mittelalter-Kitsch kann ich ja so gar nichts anfangen-Fraktion unter euch. Ich spreche hier von WUNDERschöner, sehnsüchtiger, watteweicher Musik zum – hey ich kann auch nix für, es ist nun mal so – Träumen, zum Mitreißen-Lassen, zum… na ja, die Sache mit dem Pathos kennt ihr ja auch.

Noch ein Hinweis, falls nötig: Das Cover ziert eine ELFE und diese spielt GEIGE.

Nachdem nun sich alle, die mit dem Kram so überhaupt gar nix am Hut haben, freiwillig und wahrscheinlich im selbst für unglaublich gehaltenen Tempo weggeklickt haben, können die restlichen paar Menschlein, die diesen Artikel weiter lesen möchten, mit mir zum Wesentlichen kommen.

Kitsch ist toll. Nicht immer, nicht einmal oft, in diesem Fall aber schon. Die Band, von der ich rede, heißt LYRIEL und deren Musik ist das Romantischste und Zuckersüßeste, was mir seit langem unter die Finger gekommen ist. Schuld daran ist der dem Elfenthema angemessene, glockenhelle Gesang von Jessica Lyriel Thierjung, die die Band im Herbst 2003 zusammen mit ihrem Mann und Gitarristen Oliver Thierjung ins Leben gerufen hat. Ob dieser nun sein Label Black Bards Entertainment speziell für LYRIEL gegründet hat, weiß ich nicht, darauf sind aber genügend andere Bands vertreten (darunter DIE! und MINDCRIME), um den Alibicharakter zunichte zu machen. Nötig hätten es die Gummersbacher sowieso nicht, nach dem vorliegenden Erstwerk Prisonworld wäre sicher auch ein größeres Signing möglich.

Zuerst als Soloprojekt angedacht, wuchs die Band in der kurzen Zeit ihres Bestehens auf stattliche sieben Mitglieder an, neben der obligatorischen Konstellation inklusive Keyboard sorgen Geige und Cello für eine gelungene Mixtur aus Folk und (zahmem) Metal mit einigen klassischen Elementen.

Für einen Erstling kann Prisonworld ein erstaunlich konstant hohes Level vorweisen, die Songstrukturen sind immer wieder interessant verflochten instrumentiert, dabei mal simpel, mal klassisch-opulent strukturiert. Jedes Element scheint seinen Platz auf den Takt genau gefunden zu haben, was Emotionen pur transportiert und den dramaturgisch korrekten Rahmen für den Gesang von Jessica Thierjung bildet. Die Sängerin kann mit ihrer Stimme voll und ganz überzeugen, setzt diese gekonnt mit beachtlicher Bandbreite ein und beherrscht das Wechselspiel zwischen zartem Flöten und dominantem, kraftvollem Herrschen über die Songs.

Auch ein anderes Problem, dass ich immer mit Gothic Metal-Sängerinnen habe, stellt sich hier nicht: Jessica ist zwar ganz klar die Frontfrau, steht aber nicht mehr im Vordergrund als nötig, sondern kann sich den Songs unterordnen, wenn es diesen dient. Das können so wenige ihrer Kolleginnen, dass es dafür meinerseits ein zusätzliches Daumenhoch zu vergeben gilt.

Die 13 Tracks auf der Platte sind fast alle gelungen, den einzigen Ausrutscher erlauben sich LYRIEL mit dem leicht debil wirkenden There´s a Rainbow in The Rain, das zwar mit stimmungsvoller, an SCHANDMAUL erinnernder Geige aufwarten kann, sich dafür mit dem unsäglichen There´s a Rainbow In The Rain – Shalalalala la-Chorus (bis ins gefühlt Endlose wiederholend) selbst disqualifiziert.

Sich von SCHANDMAUL das Geigenspiel abzuschauen (netter formuliert hätte ich es ohne die Eingangspassage bei The Singing Nightingale, die mich etwas zu sehr an Kalte Spuren der Wie Pech und Schwefel-Platte erinnert) war eine verdammt gute Idee, die gemeinsam mit dem Piano außerordentlich viel Emotion produziert und projiziert.

Klar kann man weitere Parallelen wie etwa zu BLACKMORE´S NIGHT ziehen, LYRIEL werden sich aber mit Sicherheit in Zukunft genügend Prestige erspielen, um selbst als Referenz herhalten zu können. Klasse Album für alle, die mit den genannten Trademarks und Vergleichsbands etwas anfangen können.

Veröffentlichungstermin: 17.01.2005

Spielzeit: 46:11 Min.

Line-Up:
Jessica Thierjung – voice

Oliver Thierjung – guitar & back voice

Martin Ahman – keys

Claudia Schäfer – violin

Daniel de Beer – drums

Linda Laukamp – cello & back voice

Sven Engelmann – bass

Produziert von Burkhard Lipps
Label: Black Bards Entertainment

Homepage: http://www.lyriel.net

Email: info@black-bards-entertainment.com

Tracklist:
I. At The Mindnightsgate

II. Prisonworld

III. The Crown Of The Twilight

IV. Symmetry Of Disfiguration

V. The Singing Nightingale

VI. Lind E-huil

VII. There´s A Rainbow In The Rain

VIII. Fate Of Knowledge

IX. The Judgement Of My Harvest Heart

X. Day In June

XI. The Spring And The Flight

XII. Symmetry Of Disfiguration (Acoustic) (Bonus Tracks)

XIII. The Crown Of The Twilight (Acoustic) (Bonus Tracks)

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