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VENI DOMINE: IIII – The Album Of Labour [Eigenproduktion]

Wer VENI DOMINE auf den ersten drei Scheiben mochte findet keine Ausrede, diese Scheibe ist dann ein Pflichtkauf. Wer auf anspruchsvollen epischen, stark doomigen Metal mit progressivem Touch steht sollte der Band eine Chance geben.

Unendlich lange hat’s gedauert, bis ich endlich dieses Schmuckstück als Original bekommen habe. Die letzten sieben Jahre waren die Schweden nicht gerade mit Glückseligkeit gesegnet. Dabei fing alles so gut an: das Debüt “Fall Babylon Fall” schlug 1992 gewaltig ein. Mit sehr starken QUEENSRYCHE-Parallelen traf man genau den Zeitgeist, und über allem stand die Stimme von Frederik Ohlsson. Mit einer Stimme, die der von Geoff Tate (QUEENSRYCHE) unglaublich ähnelte, sowohl klanglich als auch qualitativ, waren diese Vergleiche unvermeidbar. Hinzu kam noch als kleiner Exotenbonus, dass VENI DOMINE eine christlich orientierte Band sind. Allerdings wurde dies nie werbewirksam zur Schau getragen wie es Anfang der 90er noch üblich war.

Mit “Material Sanctuary” folgte 1994 ein Meisterwerk des epischen Doom-Metals, prall gefüllt mit schwerfälligen Gänsehautsounds. Frederiks Stimme sorgte hier wieder für Kniefälle vor den Boxen, so mancher hatte aber auch Probleme mit den oft sehr hohen Vocals.

Mit neuem Basser und Keyboarder kam dann 1998 “Spiritual Wasteland”. Die Scheibe war ebenfalls von einer doomigen Grundstimmung durchzogen, aber deutlich progressiver ausgelegt als “Material Sanctuary”. Extrem verspielt und (im positiven Sinne) schwer verdaulich, brauchte man viele Durchgänge, um die Größe der Songs zu erkennen. Zudem erreichten Frederiks Vocals einen Punkt, an dem man sie entweder gnadenlos lieben oder sie als nervig zu den Akten legen musste. So gab die Presse mit ihrer “Zapp und weg”-Arbeitsweise “Spiritual Wasteland” kaum eine Chance. Wirklich intensive Reviews waren kaum zu finden, es folgte ein gnadenloser Break in der Geschichte der Band.

Dieser zog sich dann auch durch die Entstehung der aktuellen Scheibe “IIII – The Album Of Labour”. Schon 1997 fing man an Songs zu schreiben, erst 2000 begannen die Aufnahmen. Es folgten Ausfälle: Frederiks Stimme ging in Rente, die Genesung brauchte fast ein Jahr, man verlor den Labeldeal und reichlich andere Geschichten verzögerten ein Weiterkommen immer wieder. Aber nun endlich ist die Scheibe doch erschienen, fast unbeachtet vom Rest der Welt.

Für VENI DOMINE ist “IIII – The Album Of Labour” ein Zeichen für Hoffnung und Dankbarkeit. Nach sieben großartigen Jahren folgten sieben Jahre Frust und Ratlosigkeit. Manch andere angesagte Band schafft es nicht mal, sieben Jahre durchzuhalten. So schaut diese Band nach vorn und setzt mit diesem Album ein Zeichen, dass es weitergeht und sie nicht ans Aufhören denken. Und das ist mehr als gut so, wie auch dieses im letzten Sommer erschienene vierte Album beweist.

Schon das Auspacken der CD entlockt ein Schmunzeln, die CD kommt in Vinyloptik daher mit passender Rillen- und Labeloptik. Ist vielleicht nicht neu, aber ich hab’s noch nie gesehen. Der Opener “Waiting for the bloodred sky” lässt die Warterei sofort vergessen, ohne Verzug kniet man vor der Box und die Birne bangt und zuckt langsam vor sich hin. Wie ein Hybrid aus den besten Momenten auf “Material Sanctuary” und “Spiritual Wasteland” dröhnt der Song sehr doomig aus der Box, bringt aber die Verspieltheit und recht progressive Parts mit. Das Teil groovt wie Sau und Frederiks Vocals bieten wieder all das, was man entweder liebt oder eben nicht. “Eli lema sabachtani” startet dann mit schrägem Sound durch, fällt aber schnell ebenfalls in einen Beat, der doomige Schwerfälligkeit mit Verspieltheit paart. Bei “Doom of man” sind dann auch wieder QUEENSRYCHE voll präsent. Sowohl musikalisch als auch gesanglich klingt es wie ein schleppender Song auf QUEENSRYCHEs “Promised land”. Auch der Anfang von “River of Life II” könnte als balladesker Song auf dieser Scheibe stehen. Allerdings wird es auch hier dann schleppend doomig, aufgelockert durch ein paar proggige Spielchen. Auch “Inner circle” mischt geschickt die Elemente der VD-Vergangenheit. Was auffällt: Wo VENI DOMINE auf “Spiritual Wasteland” die progressiven Elemente teils auf Kosten der Zugänglichkeit übertrieben haben, kommen sie auf dieser Scheibe schneller wieder auf den Punkt oder variieren die Elemente. Setzt die Gitarre zu wirren Spielchen an, nehmen sich die anderen Instrumente zurück. Wenn das sonst recht straight laufende Schlagzeug ein paar abstraktere Takte beisteuert, ist es meist die Gitarre, die mit geradem Riffing die Linie beibehält. Auch fällt auf, dass dem Gitarrenspiel von Torb teils eine “Scheiß egal”-Stimmung vorausging. Hier und da baut er Spielereien, Sounds und Leads ein, die man so nicht erwarten würde. Das bringt Abwechslung und zieht die Aufmerksamkeit zurück, wenn einem die Songs etwas entgleiten. Denn langsam kommt man an einen Punkt, wo es schwer fällt, bei den Songs zu bleiben, als “Nicht-VD-Verehrer” würde man sich jetzt sicher fragen: “War’s das nun?” Und anstatt dieses mit einem weiteren typischen VD-Stück zu bestätigen, folgt die Überraschung in Form des Highlights der Scheibe: smooth groovend fährt man einen waschechten Blues vor, bei dem man sich ratzfatz in einer schmierigen, verrauchten Pinte irgendwo Downtown wieder findet. Der Tresen gefüllt mit hoffnungslosen Losern, die wie man selbst am Sinn des Lebens zweifeln. Klasse, diese tiefgehende Stimmung! Zum Ende wird das Tempo nochmal angezogen mit einem typischen VENI DOMINE-Uptempo-Part. Mit “The healing, the mystery” folgt wieder ein schleppendes Doommonster. “River of life IIII” ist eine sonderbare Collage aus Keyboardgewabber und Frederiks gemäßigten Vocals. “Voice of creation” geht sehr in Richtung “Spiritual Wasteland”, ist recht progressiv. “Healers face” vereint dann noch mal recht ruhig alle Elemente des VENI DOMINE-Sounds. Der Rausschmeißer “The river of life I” irritiert dann doch etwas. Zum einen braucht man ewig, um den akustischen Anfangs/Endpart zuzuordnen (klingt wie die Melodie im Kult-PC-Game “Diablo”, wenn man in das Dorf kommt!), es gibt ein paar Unklarheiten im Gesang und die Teile wirken etwas zusammengeschustert, als hätte man hier die noch übrig gebliebenen Ideen in einem Song zusammengepackt, weil die Studiozeit zu Ende geht. Sicher der Schwachpunkt dieser Scheibe, auch wenn die Parts für sich stehend meist echt klasse sind. Der Sound der von Gitarrist Torbjörn Weinesjo selbstproduzierten Scheibe ist ebenfalls vom Feinsten.

Wer VENI DOMINE auf den ersten drei Scheiben mochte findet keine Ausrede, diese Scheibe ist dann ein Pflichtkauf. Wer auf anspruchsvollen epischen bis stark doomigen Metal mit progressivem Touch steht sollte der Scheibe eine Chance geben. Sicher, es bedarf dann mehrerer Durchgänge und sie hat nicht ganz die Größe der ersten beiden Platten. Die Scheibe ist aber gefüllt mit reichlich Highlights, auch wenn sie zum Ende hin etwas schwächelt. Ganz sicher haben VENI DOMINE Beachtung und Respekt für ihr Durchhaltevermögen verdient. Die Songs der nächsten Scheibe werden bereits abgemischt und gehen wieder stärker in die “Material Sanctuary”-Richtung, vielleicht steht uns da ja endlich wieder ein echter Doom-Hammer bevor. Vorerst sollte man sich aber “IIII – The Album Of Labour” sichern, vorab bietet die Homepage der Band kurze MP3-Files zum Reinschnuppern.

Hier im Deutschland bekommt man sie bei Stephan`s Buchhandlung, schnappt Euch dann auch gleich “Material sanctuary” zum Schnäppchenpreis!

Veröffentlichungstermin: 11.08.2004

Spielzeit: 56:44 Min.

Line-Up:
Frederik Olsson – Vocals

Torbjörn Weinesjö – Guitars, Vocals

Gabriel Ingemarson – Bass, Vocals

Mats Cederlund – Keaboards

Thomas Weinesjö – Drums

Produziert von Torbjörn Weinesjö
Label: Eigenvertrieb

Homepage: http://www.venidomine.com/

Email: venidomine@gmail.com

Tracklist:
1. Waiting for the bloodred sky

2. Eli lema sabachtani

3. Doom of man

4. River of life II

5. Inner circle

6. Deep down under

7. The healing the mystery

8. River of life IIII

9. Voice of creation

10. Healers face

11. River of life I

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