GJALLARHORN: Nordheim

Auch beim DOOMSWORD-Ableger GJALLARHORN wird bester Viking-Metal geboten, hier aber noch konsequenter an BATHORY angelehnt, als bei Deathmasters Hauptband.

Beim DOOMSWORD-Gig des letztjährigen Bang Your Head-Festivals wurden die Italiener von Bruder Clé als die legitimen Erben von BATHORY bezeichnet. Wer an diesem Abend anwesend war, der spürte, wie stark der Geist Quorthons Schöpfung über der Truppe schwebt.

Umso erstaunlicher, dass Bandkopf Deathmaster mit seinem neuen Projekt GJALLARHORN den Weg des Schweden noch konsequenter geht als mit seiner Haupt-Band. Gleichzeitig kehrt man aber auch zu den Ursprüngen von DOOMSWORD zurück und versucht eine mystische Aura um die Band zu erschaffen. Namen werden weder im Info, noch auf der CD-Verpackung genannt. Deathmaster selbst kann sich durch die Referenz DOOMSWORD als eine der Heimatbands von GJALLARHORN nicht verstecken, agiert aber dennoch unter dem Pseudonym Vali, ein zweites DOOMSWORD-Mitglied verbirgt sich hinter Gungnir. Zu deren Seite stehen Nidhoggr, ebenfalls aus Italien stammend, und Fenrir aus Norwegen.

Das Debütalbum Nordheim trieft also wie bereits erwähnt nur so von BATHORY-Zitaten, bringt aber noch weitere Einflüsse des Viking-Metals mit. GJALLARHORN selbst machen gar keinen Hehl daraus, welche Bands das konkret sind: FALKENBACH und AMON AMARTH.

Der erste Eindruck geht aber klar in die eine Richtung. The Day Odin stood Still beginnt kraftvoll und im Uptempo, die ersten Gesangslinien von Deathmaster folgen und dann kommen die typischen BATHORY-Chöre. In Blood over Asgard kommt die Mundtrommel zum Einsatz, im späteren Verlauf sollen dann auch noch die markanten Akustik-Gitarrenteile folgen, selbstredend hinterlegt mit Wind-Effekten. Und immer wieder die Chöre. Da wundert es nicht, dass der Gesang an vielen Stellen geradezu konsequent neben den Tönen liegt. Das erscheint bisweilen fast schon dreist, GJALLARHORN halten das Erbe Quorthons aber derart gut in Ehren, dass man es ihnen gar nicht übel nehmen kann. Zudem ist es so, dass die BATHORY-Einflüsse sehr gekonnt mit dem Sound von DOOMSWORD kombiniert werden, wodurch dennoch ein eigener Sound entsteht. Und spätestens beim Abschlusssong 200 Years of Fury kommen bei den Gitarren dann auch die angekündigten AMON AMARTH-Einflüsse durch, was der Musik noch mal zusätzlich Rohheit verleiht.

Nordheim ist also durch und durch ein Viking-Metal-Album geworden, dem zudem auch noch ein entsprechendes textliches Konzept zu Grunde liegt. Wenn man nun die Abgrenzung zu DOOMSWORD sucht, dann könnte man die vielleicht darin finden, dass sich die auf dem letzten Album in erster Linie mit den Wikingern als Volksgruppe auseinander gesetzt haben, während auf Nordheim mehr die mythologische Seite beleuchtet wird. Die Stücke sind thematisch und teilweise auch musikalisch ineinander verwoben, Kern ist dabei Ragnarök, die Götterdämmerung.

Eigentlich sollte sich die Frage nicht stellen, dennoch will ich sie beantworten: Deathmaster hat auf Nordheim wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Dieses Werk ist einmal mehr derart intensiv in seinem Viking-Feeling, dass einem das Herz beim Hören der Musik wild pocht, als ritte man auf Sleipnirs Rücken. Wer immer noch Probleme damit hat, dass sich ausgerechnet ein Italiener an derartige Musik ranmacht, der sollte das Thema Viking-Metal für sich endgültig abhaken. Ein solch ergreifendes Gefühl könnte die beste Skandinavien-Band nicht besser hinbekommen, Allvater Quorthon einmal außen vor lassend. Auf Nordheim wird der Hörer nicht einen einzigen Funken kommerziellen Kalkül finden, vielmehr ein durchweg ehrliches Musikgefühl, das von der ersten bis zur letzten Sekunde anhält. Einzig eine Frage mag erlaubt sein: warum Deathmaster für das Ausleben seiner Leidenschaft GJALLARHORN als zweites Standbein benötigt – ohne Probleme hätte man Nordheim auch als DOOMSWORD-Album akzeptieren können. Die Antwort soll allerdings an anderer Stelle erfolgen, mir bleibt nur, die volle Kaufempfehlung für dieses Werk auszusprechen.

Veröffentlichungstermin: 30. Mai 2005

Spielzeit: 39:06 Min.

Line-Up:
Vaili

Fenrir

Gungnir

Nidhoggr
Label: Dragonheart

Tracklist:
1. The Plane of Vigrid

2. The Day Odin Stood Still

3. Blood over Asgaard

4. Chaos Unleahed

5. Ragnarok

6. 200 Years of Fury

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