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LOSA: The Perfect Moment (-)

Jederzeit kommt es einem dem Hören dieses Album vor, als sei jetzt wortwörtlich der beste Moment – auszuschalten.

Zur Plus-Kritik zu diesem Album von Captain Chaos

Kennt ihr das Gefühl, dass euch Musik so auf den Sack geht, dass ihr nichts lieber wollt, als einfach nur abzuschalten? Einfach nur die Stop-Taste drücken und Ruhe haben? Dieses Kribbeln im Bauch, diese wahnsinnige Ungeduld, dieses völlige Unvermögen den nächsten Ton wahrzunehmen und letztendlich die Aggressivität die dieses Dilemma mit sich bringt? Dann wisst ihr, was ich gerade durchstehe, denn gerade rotiert das Debüt der Amis von LOSA in meinem CD-Player. The Perfect Moment nennt sich das Teil und tatsächlich kommt es mir vor als sei jetzt wortwörtlich der beste Moment, um abzuschalten.

Wo LOSA angeblich authentisch sein und emotionale Tiefe zeigen wollen, da kommt bei mir nur ein kläglicher Versuch an, seiner eigene Nische zu finden. Zu allem Überfluss beginnt es nach dem austauschbaren Prelude mit dem Opener The Beginning gleich hart an der Schmerzgrenze. Was wie ein harmloser Thrasher beginnt, fällt dann in einem eher belanglosen Midtempo-Song ab, der zuerst nach völlig dilettantischem Metalcore klingt und dann mehr oder weniger seine eigene Schublade findet. Während die Musik langweilig dahinplätschert kreischt und schreit sich Sänger Michael Hall wie ein völlig wahnsinniger die Seele aus dem Leib. Ätzend und aufdringlich schneidet sich die Stimme ins Gemüt, aber der Song will und will nicht enden, sondern mündet dann schließlich in eine endmelancholische, softe Depression in der Michael seine emotionale Stimme auspackt. Die Emotionen, die hier geliefert werden sollen kommen aber leider nicht bei mir an, vielmehr wirkt alles einfach heuchlerisch und austauschbar.

Unsuspecting Mind schlägt in die gleiche Kerbe, stampfender Rhythmus und schrammelige Riffs bestimmen das Bild und LOSA lassen sich sogar kurz in CRADLE OF FILTH--Gefilde tragen. Das ruhig beginnende The Witness´s Account fährt sich recht bald in der selben losen Struktur fest und lässt ahnen, dass es LOSA nicht mehr schaffen werden etwas wieder gut zu machen, geschweige denn zu überzeugen. Und so kommt es dann auch. Selbst dem Stück From The Ashes of Infancy, das mit einigen guten Riffs aufwarten kann, gelingt es nicht den Spieß umzudrehen und so gräbt sich The Perfect Moment immer tiefer in die Agonie, die das Album ausmacht. Und wenn ich das üble Gefühl, das sich beim Hören in mir breit macht, versuche zu analysieren, dann frage ich mich, ob es nicht genau das ist, was manche vielleicht an LOSA mögen werden. Diese Undefinierbarkeit, diese Vielseitigkeit, dieses chronische Nicht-auf-den-Punkt-kommen, das mich in den Wahnsinn treibt, dieses paradoxe Wechselspiel zwischen Trauer und Hass, zwischen Ruhepolen und Ekstase. Man möge es mir ankreiden, aber zu keiner Zeit verstehe ich dieses Album auch nur ansatzweise, zu keiner Zeit kann ich es auch nur ganz kurz genießen und doch will ein Teil von mir das alles nicht so stehen lassen, da LOSA mit The Perfect Moment eine 40 minütige Kakophonie sondergleichen auf die Welt loslassen, die so nervtötend ist, dass es schon wieder außergewöhnlich ist. Und ich weiß, dass sie da draußen sind, die unverstandenen, verstörten Wesen, die sich von diesen Klängen angesprochen fühlen werden. Für euch ist dieses Album.

Ansonsten – fürchte und hoffe ich gleichermaßen – werden LOSA mit ihren sperrigen Kompositionen eher weniger Anklang finden.

Veröffentlichungstermin: 16. 05. 2005

Spielzeit: 40:41 Min.

Line-Up:
Chris Ramirez – Gitarre

Kory Koch – Gitarre

Michael Hall – Gesang

Joshua Urista – Bass

David Hall – Schlagzeug

Produziert von LOSA, gemastert von Alan Douches
Label: Metal Blade Records

Homepage: http://www.losa.nu

Email: urista@losa.nu

Tracklist:
01. Prelude

02. The Beginning

03. Unsuspecting Mind

04. The Witness´s Account

05. One Day, All Eyes Went Dim

06. From The Ashes Of Infancy

07. Linear Prophecy

08. Church Of Pitted Vipers

09. …Madness (Sentiment Of A Dying Man)

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