LICHT- UND SCHATTENSAITEN: Herbstwärts

Ist das schrottige "Herbstwärts" ein Beweis dafür, daß leere CDs und Recording-Software zu billig sind heutzutage?

Es gibt Bands, beziehungsweise Projekte, welche so tief im schwarzmetallischen Underground verwurzelt sind, dass sie ihre kreativen Ergüsse nur an Vertraute, Freunde und Würdige weitergeben, selbstverständlich ohne monetäres Interesse am Erfolg (das schickt sich nicht für Misanthropen). Bei LICHT- UND SCHATTENSAITEN wünscht man sich als Rezensent, es wäre so. Doch wie kommt man zu diesem Schluss?

Das Promo-Info von Herbstwärts lässt vorderhand auf wahren Kunstgenuss schließen. Von selbst erbauten Instrumenten und avantgardistischem Black Metal ist die Rede, das vorliegende Werk sei bereits das fünfte des Ein-Mann-Projektes LICHT- UND SCHATTENSAITEN und der Käufer könne selbst bestimmen, wieviel er für dieses Machwerk bezahlen möchte (der Mindestpreis liegt bei 4 Euro). Kaum rotiert das Album jedoch im CD-Player, bereut man jeden einzelnen Funken Optimismus, den man Herbstwärts entgegengebracht hat.

Uninspiriertes Gitarrengedudel, schwülstige deutsche Lyrics (Schlager ist direkt metallisch korrekt dagegen), ein schepperndes Percussionsinstrumentarium und belanglose, vor sich herdümpelnde Musikkreationen. Offenbar hat man unter anderem leider DORNENREICH als Vorbild auserkoren, doch die Österreicher Ausnahmemusiker existieren hörbar in einer anderen Galaxie als LICHT- UND SCHATTENSAITEN. Herbstwärts klingt stellenweise wie ein – ungewollt humoristischer – Mitschnitt in einem Übungsraum eines eingangs erwähnten, ach so geheimnisvollen Projekts. Dilettantische Ergüsse wie An die Freiheit (ich hoffe, sie wird dem malträtierten Bass bald geschenkt), Reise (Etüden muss man üben, bevor (!) man sie aufnimmt) und das holpernde Sonnenaufgang bestrafen den Hörer unbarmherzig für jede weitere Minute, welche er an dieses Werk verschwendet.

Fazit: LICHT- UND SCHATTENSAITEN hat weder mit Schwarzmetall noch mit Avantgarde auch nur das geringste zu tun. Das schrottige Herbstwärts ist vielmehr ein Beweis dafür, dass leere CDs und Recording-Software offenbar zu billig sind heutzutage. Das Geld wäre hier besser in einige Musikstunden und die Miete eines Übungsraumes (den man allerdings auch nutzen muss) investiert worden…

Veröffentlichungstermin: 2004

Spielzeit: 61:12 Min.

Line-Up:
Stefan Johannes: alle Instrumente, Gesang

Produziert von Stefan Johannes
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.licht-und-schattensaiten.de

Email: stefan@schwarz-metall.de

Tracklist:
1. Traum von Winter

2. Sonnenaufgang

3. Die Blüte im Sand

4. Weite Ebenen

5. Unausgeglichenheit, die Stille suchend

6. Weiterführung von Nr. 5

7. An die Freiheit

8. Spätsommertag

9. Reise

10. Herbstwärts

11. Sonnenuntergang

12. Trauerlied

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