NILE: Annihilation Of The Wicked

Mittlerweile liegt so viel Macht auf dem Name NILE, dass es wirklich schwer ist, sich zu der Musik auszudrücken. Gewaltig, brutal und doch irgendwie erhaben, trifft es vielleicht am Rande. Wo meine Worte versagen, da setzt "Annihilation Of The Wicked" umgehend an und trifft den Nagel auf den Kopf.

Mittlerweile liegt so viel Macht auf dem Name NILE, dass es wirklich schwer ist, sich zu der Musik auszudrücken. Gewaltig, brutal und doch irgendwie erhaben, trifft es vielleicht am Rande. Wo meine Worte versagen, da setzt Annihilation Of The Wicked umgehend an und trifft den Nagel auf den Kopf.

Es gibt keinen Zweifel, dass die Band auch mit diesem Output ihren Status verteidigen wird, den einige für ungerechtfertigt halten. Leute, die NILE aber schon immer verstanden und gemocht haben, werden sich von Stimmen, die die Band für überbewertet halten nicht stoppen lassen. Das gleiche gilt natürlich für die Band selbst.

Das neue Album, das den eher ungewöhnlichen Titel Annihilation Of The Wicked trägt, klingt von der ersten Millisekunde an – beim ägyptischen Intro Dusk Falls Upon The Temple Of The Serpent On The Mount Of Sunrise – hundertprozentig nach NILE. Doch das akustische Appetithäppchen baut im Grunde nur die Spannung auf, wie die Ruhe vor dem Sturm. Und der folgt auf dem Fuße, mit Cast Down The Heretic, das düster, knüppelig und erzbrutal jegliche eventuelle Zweifel aus dem Weg räumt. NILE sind einfach nur NILE und das bleibt auch auf Annihilation Of The Wicked so: Epische Songs treffen auf kompromisslose Härte und verschmelzen zusammen mit den ägyptischen Einflüssen zu etwas majestätischem, das man weder fassen, noch nüchterner beschreiben kann. Kurze, knackige Songs, wie Sacrifice Unto Sebek, das gerade einmal an der drei Minuten-Grenze kratzt und für NILE-Verhältnisse schnörkellos ist, sind da die Ausnahme, die Regel sind eher Monster im Stile von User-Maat-Re, ein achtminütiges Epos, das sich bombastisch und atmosphärisch zu einem Song aufbaut. Aber wo letzterer Track eher im Midtempo beheimatet ist, da geben NILE im Gegenzug mächtig Gas. Burning Pits Of The Duat und der Song mit dem wahnsinnigen Name Chapter Of Obeisance Before Giving Breath To The Inert One In The Presence Of The Crescent Shaped Horns sind Death Metal-Orgien Deluxe, die zwar anno 2005 keineswegs mehr bahnbrechend, aber dennoch verzückend sind. Das Stück mit den unglaublichen achtzehn Wörtern im Titel präsentiert NILE von allen Seiten, schnellstes Geknüppel und Technik treffen auf zähe, massige und düstere Passagen in unteren Geschwindigkeitsbereichen. Das bereits im Netz hörbare Lashed To The Slave Stick ist dagegen eher ein mehr oder weniger straighter aber abwechslungsreicher, moderner Death Metal-Song.

Dazwischen kommen die üblichen, vor Atmosphäre nur so strotzenden, ägyptischen Akustikpassagen zum Einsatz, die von Wind, Gongs und Gesängen alles abdecken. Trotzdem hat man manchmal den Eindruck, als wären NILE mit der Devise Weniger Ägypten, mehr Death Metal an die Scheibe herangegangen. Die Trennungen sind klarer als auf vorherigen Releases, die urigen Kompositionen fungieren deutlicher als sonst als Intros und Zwischenstücke, man findet weniger überraschende und spontane Einsprengsel und manchmal kommt es einem gar vor, als wären NILE etwas arg vorhersehbar geworden: Die Spannungsbogen bauen sich gekonnt und wirkungsvoll, aber nicht besonders unerwartet auf.

Da kann man aber getrost drüber hinwegsehen, wenn man Lieder, wie den achtminütigen Titeltrack hört, der von rasender Geschwindigkeit in walzendes Midtempo wechselt und darauf sogar teilweise in doomige Gefilde absinkt, die nur durch spontane Doublebass-Einsätze unterbrochen werden.

Zweifel am Können der Amerikaner gibt jedenfalls keine mehr, wenn das letzte Stück Von Unaussprechlichen Kulten der Platte schließlich die monumentale Krone aufsetzt. Eingeleitet von Gongs folgen schleppende Riffs und abgrundtiefe Vocals, die Düsternis ist kaum zu überbieten. Auch hier haben NILE ihren Hang zu doomigen Klängen erkannt und so schwingt sich der Song selten in hohes Tempo hinauf, sondern schraubt sich von Ton zu Ton tiefer in die alles verschlingende, dunkle Verzweiflung. Einzig das langatmige Ausklingen des Tracks ist als Albumende etwas arg unspektakulär und hätte anders ausfallen sollen.

Was bleibt ist ein Album, das unzweifelhaft die hieroglyphische Handschrift von NILE trägt und die typischen Stärken mit sich bringt. Wahnwitziges Songwriting, hohes technisches Niveau und eine dichte, finstere Atmosphäre endversiegelt mit einer fetten Produktion von Neil Kernon. Die Gitarrensoli sind noch eine Spur ekstatischer geworden und häufiger an der Zahl, aber im Grunde haben die Mannen um Karl Sanders natürlich wenig verändert. Was NILE 2005 machen ist Death Metal at it´s best, aber gemessen an den früheren Werken der Band ist die Scheibe allenfalls erwartungsgemäß gut, eine deutliche Schippe obendrauf legen kann sie hingegen nicht.

Veröffentlichungstermin: 23. 05. 2005

Spielzeit: 52:06 Min.

Line-Up:
Karl Sanders – Guitars, Vocals

Dallas Toler-Wade – Guitars, Vocals

George Kollias – Drums, Percussion

Joe Payne – Bass

Produziert von Neil Kernon
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.nile-catacombs.net

Email: fanmail@nile-catacombs.net

Tracklist:
01. Dusk Falls Upon The Temple Of The Serpent on The Mount Of Sunrise

02. Cast Down The Heretic

03. Sacrifice Unto Sebek

04. User-Maat-Re

05. Burning Pits Of The Duat

06. Chapter Of Obeisance Before Giving Breath To The Inert One In The Presence Of The Crescent Shaped Horns

07. Lashed To The Slave Stick

08. Spawn Of Uamenti

09. Annihilation Of The Wicked

10. Von Unaussprechlichen Kulten

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