WITH FULL FORCE 2000

Das WFF hat mal wieder richtig Spaß gemacht – und wenn auch das Wetter nicht so ganz mitgespielt hat, war es ein rundum gelungenes Festival. Hier unser ausführlicher Bericht..!

WITH FULL FORCE 7 Summer Open Air, 23.- 25.06.2000, Flugplatz Roitzschjora bei Delitzsch/Leipzig

Für die bessere Übersicht:

Der kleine WITH FULL FORCE VII-Wegweiser:

EINLEITUNG | [FREITAG] | DIRTY DEEDS | VIU DRAKH | CANNIBAL CORPSE | ENTOMBED | IRON MAIDEN | [SAMSTAG] | PRIMORDIAL | GLUECIFER | SODOM | PAIN | [SONNTAG] | MANOS | ANGEL DUST | KNORKATOR | J.B.O. | SLAYER | Time to say Goodbye



EINLEITUNG

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Nachdem wir unsere Siebensachen (also 5 Paletten Bier und zwei Zelte) in Fiercens Festivalgolf gequetscht hatten, nach einer netten Fahrt, auf der sich mal wieder herausstellte, dass Jungs nicht zwingend den besseren Orientierungssinn haben (aber die Landpartie über die sächsischen Dörfer war durchaus interessant) [Anm.: vampi, Nürnberg liegt nicht in Sachsen!!! *g*], kamen wir am späten Nachmittag in Roitzschjora an. Dort herrschte ein ziemliches Chaos. Wir dachten uns, donnerstags zu fahren, sei eine gute Idee, weil einen Tag vor dem eigentlichen Beginn des Festivals weniger los sei. Nun, das dachten sich außer uns auch noch ein paar wenige andere (tausend) mit dem Resultat, dass sich vor dem Einlass lange Schlangen bildeten.

Einige der Besucher erzählten uns, dass sie bereits seit sechs Stunden warteten. Organisatorisch nicht gerade eine Glanzleistung, zumal Reglementierungen wie 12 l Getränke für drei Tage für mich immer etwas nach Abzocke riechen. Es muss aber auch gesagt werden, dass hier eigentlich der einzige Schwachpunkt in der Organisation lag, alles andere verlief problemlos, zumindest haben wir keine anderen Erfahrungen gemacht und uns kam bisher auch nicht gegenteiliges zu Ohren. Einmal mehr bewiesen die Veranstalter ein gutes Händchen mit ihrer Security, wir hatten keinen Anlass zu Beschwerden, im Gegenteil, die Sicherheitskräfte waren ausgesprochen nett und beantworteten alle Fragen freundlich und falls sie etwas nicht wussten, so verwiesen sie uns weiter. Kompliment.

Weniger freundlich hingegen waren die Maikäfer (wir gehen zumindest davon aus, das es welche waren und wir sind alle keine Städter!). Mit Vorliebe nisteten die Brummer, die überall durch die warme Abendlust schwirrten, in langen Haaren in Ohrnähe und waren nur durch heftiges Headbanging zu vertreiben. In den folgenden Stunden sollte sich herausstellen, dass sich nicht nur zahlreiche Fans auf dem Gelände eingefunden hatten, sonder auch zahlreiches Krabbelgetier. Heuschrecken und Käfer sorgten dafür, dass der Abend noch so manchen komischen Moment bot. Menschen sprangen wie wild umher und untersuchten penibel ihr Zelt, bevor sie sich in den Schlafsack trauten.



[FREITAG]

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Der Freitagmorgen begann wie auf Festivals üblich. Einer der vampsters äußerte lautstark seinen Unmut. Nein, es war nicht der weiblich Teil der Redaktion, sondern diesmal zeigte sich unser Fierce etwas ungehalten. Stein des Anstoßes war ein Vogel. Dieser zeigte sich äußerst kreativ, was seinen musikalischen Output anging. Und wirklich, es erinnerte schon entfernt an Prog Rock, was das Federvieh so vor sich hin pfiff. Dazu begeisterte er mit Flugwegen, die an Hyroglyphen erinnerten. Ein netter Geselle, an dem wir noch viel Freude haben sollten. Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf zum Festivalgelände, wo als erstes die Dirty Deeds aufspielten.



DIRTY DEEDS

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Diese Band ist ein ewiger Opener besser als Boxi kann man den Auftritt von den Dirty Deeds nicht zusammenfassen. Das ist ja alles ganz nett, was die Band live bringt, doch weder Stageacting noch Musik kann richtig mitreißen. War mir die Band noch in nebulöser Erinnerung von der Iron Maiden Tour 1998, als sie auf der Virtual XI-Tour als Opener (was auch sonst?) fungierten, so blieb auch von ihrem Auftritt beim WFF nicht viel hängen. Als Einstieg für ein Festival mag ihr schnörkelloser, geradliniger, leider aber auch eintöniger Heavy Rock taugen, mehr ist aber wohl nicht drin. Nur unser Fierce hatte richtig viel zu maulen, war er doch der Meinung dass die ruhig noch einen zweiten Song hätten spielen können. Neben Berufsnörglern fanden sich aber auch ein paar Leute zusammen, die richtig viel Freude am Auftritt hatten. Mit den Dirty Deeds konnte man sich als Nicht-Fan der Band dennoch ganz gemütlich auf weitere Bands und Festivalatmosphäre einstellen.



VIU DRAKH

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Eigentlich wollte ich mir die Band ganz gerne ansehen, doch nach den ersten Takten der ostdeutschen Bolzer wurde klar, dass auch ihr Auftritt nicht gerade ein Reißer war. Der derbe Metalmix kam zwar recht brachial rüber, dennoch konnte uns die Band nicht davon abhalten, weiterhin Witze zu erzählen und das Festivalgelände zu erkunden. Und spätestens als Jensen von Witchery ganz unbehelligt über das Gelände latschte, wurde die Aufmerksamkeit auf andere Personen als die Bandmitglieder von Viu Drakh gezogen, die sich – was fairerweise gesagt werden muss – offensichtlich Mühe gaben, aber dennoch nicht übermäßig fesseln konnten.



CANNIBAL CORPSE

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Mit den Kannibalen enterte dann auch die erste Band die Bühne, auf deren Auftritt ich mich gefreut hatte. Die Jungs enttäuschten eigentlich auch nicht – eigentlich deshalb, weil es doch die ein oder andere Kleinigkeit zu bemängeln gab. Doch zunächst mal zur Haben-Seite: das Stageacting der Prügelknaben war beeindruckend, die Nackenmuskulatur der Herren Corpsegrinder, Owen, O`Brien und Webster scheint auf jeden Fall gut ausdefiniert zu sein, und gäbe es Synchron-Bang-Wettbewerbe, wären Cannibal Corpse ganz vorne mit dabei. Wie sagte Herr Wesbster beim Interview so schön: Und ich weiß wirklich nicht, ob mein Nacken in zehn Jahren überhaupt noch mitspielen wird, vielleicht fällt mein Kopf ja einfach ab…. Nach diesen Auftritt war klar, dass diese Gefahr wirklich besteht. Dem Publikum in den vorderen Reihen hat die Show auf jeden Fall gefallen, die erste meterhohe Staubwolke wurde im Moshpit aufgewirbelt – ein Bild, das man in den folgenden Tagen noch öfter bewundern konnte. Neben neuen Songs von Bloodthirst spielten Cannibal Corpse auch Stücke wie Sentenced to Burn (von der Gallery of Suicide), Perverse Suffering (Vile) und Fucked with a Knife (The Bleeding), angekündigt von der geschmackvollen Ansage, dass dieser Song allen Frauen gewidmet sei. Nun ja…. Auf der anderen Seite wirke der Auftritt etwas zerfahren, statt einen Song nach dem anderen runterzuholzen, machte die Band immer wieder viel zu lange Pausen zwischen den Songs, in denen die Musiker etwas planlos auf der Bühne umherirrten. Schade, denn somit ging einiges von der gewohnten Brutalität der Band verloren.

[…]
Weiter ging dann mit Madball, einer Band, die bei der vampster Mannschaft nicht gerade auf große Gegenliebe stieß und so beschlossen wir, einen Abstecher zu unserem Zelt und unseren Angler-Camping-Stühlen zu machen. (Ich will nichts hören, bei einem Festival auf einen Klapphocker zu sitzen ist NICHT spießig – die neidischen Blicke der vorbeischlendernden Menschen bestätigen das!)



ENTOMBED

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Tja, und wie das im Leben so ist: Scheiße passiert! Ärgerlicherweise hatten Madball und Entombed ihre Plätze im Billing vertauscht, so dass wir, als wir gemütlich zu Entombed watschelten, die letzten Klänge von Left Hand Path vernahmen…

Doppelt gefrustet hatte ich natürlich erst recht keine Lust, Madball und die folgenden Such A Surge anzusehen, so unternahmen wir stattdessen einen Abstecher in Richtung Fresszelte und warteten geduldig auf Iron Maiden.



IRON MAIDEN

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Es hatte uns zwar schon ziemlich gewundert, dass Iron Maiden ausgerechnet auf dem With Full Force und nicht in Wacken oder auf dem Bang Your Head auftraten, wo sie eindeutig besser zu Billing und Publikum gepasst hätten, aber auch auf dem With Full Force schien es genug Leute zu geben, die sich für die Eisernen Jungfrauen interessierten. Und bei der Klasse der Band kann man wohl immer von einem Heimspiel reden, egal wo sie spielen. So auch in Roitzschjora. Das Publikum war also zahlreich erschienen, als die ersten Klänge von The Wicker Man, dem Opener des neuen Albums Brave New World aus den Boxen kamen. Vom ersten Ton an wurden die Briten mächtig abgefeiert – die Lautstärke des Publikums war immens – und das sollte auch das ganze Konzert über so bleiben. Weiter eingeheizt wurde mit den ebenfalls neuen Stücken Ghost Of The Navigator und Brave New World, das Live wirklich zu überzeugen weis, bis endlich mal die alten Klassiker wie 2 Minutes To Midnight oder The Trooper zum Zuge kamen. Wirklich geil waren die Reaktionen der Fans, die sobald ein Song zuende war, massive Maiden-Sprechchöre anstimmten und jeden einzelnen Song abfeierten.

Dave, Steve, Adrian, Nicko und Jannick waren wie gewohnt in guter Form und bester Spiellaune und wirbelten in bester Tradition über die Bühne, wobei ich aber ehrlich gesagt von Bruces Acting etwas enttäuscht war. Es fällt mir etwas schwer zu beschreiben was es genau war, aber Bruce wirkte wie jemand, der auf der Bühne eben so agiert, wie man es von ihm nun erwartet. Sein Acting kam nicht von Herzen, wie man es aus alten Maiden-Tagen kennt, sondern wirkte einstudiert und abgespult. Die Gesangsleistung war wirklich super, keine Frage – aber ich frage mich, in wie weit Herr Dickinson wirklich hinter dem steht, was er derzeit bei Maiden macht. Manchmal kam es mir so vor, als absolviere er sein Pflichtprogramm und sehnt sich nebenbei schon nach dem gemütlichen Schaukelstuhl nach dem Auftritt. Naja, so ist mal wieder eine kleine Welt für mich zusammengebrochen, gehören Maiden für mich doch eigentlich zu den Bands, die jeglicher Kritik erhaben sind. Steve Harris dagegen (und natürlich auch Nicko McBrain) sah man die Energie, die in ihnen steckt, förmlich an und Jannick Gears ist ja sowieso ein kleiner Derwisch auf der Bühne. Apropos Nicko: Ich musste vampi natürlich gleich aufs Auge drücken, dass Mr. McBrain KEINE Doppelfußmaschine für die Bassdrum benutzt (siehe Brave New World-Review). Pah, wie kann man so was auch nur behaupten?! 😉 .

Und wer die mangelnde Originalität der drei Gitarristen bisher bemängelt hat, wird live jetzt gut bedient. Viele alte Melodiestimmen wurden umgearbeitet, so dass man sich über manch neue Idee in den alten Klassikern freuen konnte. Die Show an sich aber war für Maiden-Verhältnisse unspektakulär, das Licht war sehr gut, ansonsten gab es außer einem fahnenschwenkenden Bruce Dickinson oder einem Mr. Dickinson, der an ein Kreuz gebunden hinten an der Bühne in die Höhe steigt – und dem üblichen Auftauchen des überdimensionalen Eddies beim Song Iron Maiden nicht viel an Show zu sehen. Nachdem dann noch Stimmungsgaranten wie Number Of The Beast, Hallowed Be Thy Name, The Clansman oder natürlich das abschließende Sanctuary zum Besten gegeben wurden, ging ein einerseits guter, andererseits auch recht gewöhnlicher und wie oben beschrieben auch ernüchternder Maiden-Gig zu Ende.

Nachdem wir uns bei Maiden so richtig vorausgabt hatten (ich bin erstaunt, wie viel Maiden-Texte vampi kennt *g*), wollte nur noch eine halbherzig zur Knüppelnacht, allerdings stieß sie mit dem Vorschlag allenfalls auf mitleidige Blicke und konnte so zwar maulen, sich aber dennoch entspannt und erleichtert in den Schlafsack verkriechen.



[SAMSTAG]

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Der Samstag begann wie der Freitag, ausgerechnet unser dem progressiven Bereich der Rockmusik nicht abgeneigter Fierce beschwerte sich über den Vogel. Der macht mich wahnsinnig. Nach einem Abstecher in die Stadt – die Herren hatten den Kaffee zuhause vergessen!!! frühstückten wir gemütlich und beschlossen, ein wenig Bands zu schauen – schließlich waren wir ja dazu hergekommen. Unter anderem 😉



PRIMORDIAL

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Can we have your fucking attention? brüllte es um kurz vor 15 Uhr über das Gelände. Aber sicher, wir harrten gespannt der Dinge, die da kommen sollten – und das obwohl sich der Himmel bedrohlich verfinsterte. Primordial waren für mich DIE Überraschung des Festivals. Sänger Averill erinnert stark an den jungen Martin Walkyer (Skyclad). Doch er ist beileibe nicht nur ein Abziehbild, sondern hat eine eigene, gewaltige Ausstrahlung. Weit entfernt von klassischem Metal Posing schaffte er es das Publikum in seinen Bann zu ziehen – wobei das wörtlich zu verstehen ist, es hat etwas magisches wie er die Songs zelebriert. Passend zu den stimmungsvollen Folk/BlackMetal Songs kam ein kleiner Sturm auf, der die Musik der Iren viel, viel eindrücklicher machte. Schade, dass sich viele dieses Erlebnis entgehen ließen, indem sie vor den Regentropfen und Windböen flohen – die neuen Songs wie The burning season . The soul must sleep oder The calling (von The burning season) inmitten eines kleinen Unwetters zu erleben, war einmalig. Den Wasserscheuen gab Averill noch ein wenig Kritik auf den Weg, seiner Meinung nach ist es Not very metal sich unter den Verkaufständen vor den Naturgewalten zu schützen. Diejenigen, die ausharrten wurden mit einer ungewöhnlichen Show belohnt, das Wetter hätte passender nicht sein können, und Alan Averill wurde zu recht nach der leider viel zu kurzen Spielzeit von nur 40 Minuten zu recht abgefeiert. Ein Wahnsinnsauftritt, der auch noch in einem Rahmen stattfand, der passender nicht sein könnte.

[…]
Dismember und The Exploited fielen dann den Bedürfnis, mal wieder feste Nahrung zu sich zu nehmen zum Opfer. Naja, für Exploited hatten wir ehrlich gesagt auch nicht so viel übrig. Sind zwar irgendwie schon kult, aber Punk ist halt doch irgendwie dead… Und noch eine kleine Bemerkung zum Thema Nahrung: im großen und ganzen war die Verpflegung auf dem WFF in Ordnung, die Preise waren zwar nicht gerade moderat, aber sie hielten sich wenigstens im Rahmen. Mit der Zeit hatte man sich auch an die Hunderte von Hühnerknochen, die auf dem ganzen Gelände verteilt waren, gewöhnt. Die Händlermeile bot das übliche Festivalwarenangebot feil, CDs, Schmuck, Klamotten zu den üblichen preisen, wobei sich wieder mal zeigte, dass man nicht unbedingt auf einem Festival Klamotten kaufen sollte, es sei denn man muss illegale Kohle so schnell wie möglich und so umfassend wie möglich loswerden …



GLUECIFER

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Es war an der Zeit, auch mal einen Blick in die Tentstage zu werfen, wo das Hardbowl-Festival stieg, das weniger Metalheads als Skater anzog. Gluecifer schafften es aber, für eine bunte Mischung zu sorgen und so fanden sich neben all jenen, die ihre Hosen gerne mal fünf Größen zu groß kaufen auch diejenigen, die wissen, wie eine normale Hose auszusehen hat. (Angesichts der vielen Strechjeans, die umherstolperten, liegt jedoch die Annahme nahe, dass auch die Menschen in den Baggys davon ausgehen, dass Metaller nicht wissen, in welcher Größe man eine Hose kauft 😉 ). Biff Malibu hingegen schert sich einen Dreck um Kleiderordnungen und betrat im schwarzen Anzug mit weißer Krawatte die Bühne. Mit liebenswerter Arroganz kommunizierte er mit dem Publikum und verfehlte mit seinem Mikroständer mehrmals nur knapp seine Mitstreiter. Seine Show erinnerte an eine Mischung aus Bluse Brothers und amerikanischem Fernsehprediger, mit übertriebener Gestik und vollem Einsatz gab er einen Querschnitt durch die Alben der Rocker zum besten, wobei die Songs vom Debut Ridin` the Tiger einfach noch immer am besten ankommen. In 35 Minuten machten Gluecifer klar, dass sie wirklich Rock `n Roll sind – allerdings wurde aber auch deutlich, dass sie sich damit in engen Grenzen bewegen, die sie nicht ohne weiteres verlassen können. Die Show der norwegischen Amerikaner war wieder einmal Power pur, Rockstar-Gepose in Vollendung. Besonders Captain Poon hatte einen guten Tag erwischt und zeigte, dass er alle gängigen Rocker-Körperhaltungen aus dem FF beherrscht. Gluecifer machen immer Spaß, das liegt an der unbändigen Spielfreude der Band. Doch leider gleicht jede Show den anderen, die Band hat einfach kaum Möglichkeiten sich anders zu präsentieren als auf die gewohnt rotzige Rocker Manier. Doch solange sie das mit soviel Einsatz macht, ist das Publikum glücklich. Die geforderte Zugabe gab es leider nicht und so machten verließen wir das gut besuchte Zelt, in dem zumindest bei Gluecifer in den vorderen Reihen eine Bombenstimmung herrschte und machten uns wieder auf den Weg zur Mainstage.



SODOM

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Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Leute Sodom aus der Ich-will-grad-nicht-Bands-gucken-sondern-trinke-lieber-noch-ein-Bier-Lethargie reißen. Erstens spielen die drei ohnehin überall und zweitens ist ihre Show nie von großartigen Überraschungen geprägt. Nun, auch beim WFF fand sich eine beachtliche Meute vor der Bühne ein, um Tom Angelrpipper und Co. zu feiern. Über ihre Rüben hatten sich die Ruhrpöttler Schweinemasken gestülpt und dann ging es auch gleich los mit Code Red. Alles wie gehabt – Tom brült die Texte ins Publikum und das nimmt dankbar jeden Satz an und feiert. Neben neuen Songs wie Tombstone und Standards wie Bombenhagel/Ausgebomt oder The saw is the law, Outbreak of evil und Wachturm spielten Sodom zu meiner Freude auch Remember the Fallen vom Agent Orange Album, sowie einen neuen Song namens MI 6 (ich hoffe, ich kann meine Notitzen noch richtig entziffern, sollte ich mich irren, dürft ihr euch gerne bei mir beschweren ) . Der aufgewirbelte Sand in den vorderen Reihen erinnerte Angelripper wohl daran, dass er auch staubige Western-Songs gemacht hat, und so ließ er es sich nicht nehmen Gomorrha of the plates vom Desperados-Album in die Menge zu schießen. Leider litt die Band unter einem ziemlich bescheidenen Sound, die Mehrzahl der Fans ließ sich davon aber nicht stören und übertönte den Matsch aus den Boxen mit lauten Sprechchören. Zum Abschluß gab es noch ein Medley aus Onkel Tom-Saufliedern und nach einer kleinen Explosion verließen Sodom zum Missfallen der Fans die Bühne. Ein Auftritt ohne Überraschungen (außer dass die stumme Ursel diesmal nicht zum Zuge kam) und ohne großartige Höhepunkte, der aber verdammt gut angekommen ist und einmal mehr für eine dichte Staubwolke vor der Bühne sorgte.

[…]
Oompf war nun wieder eine der Bands, die uns nicht sonderlich interessiert, leider hatten wir es dann geschafft Bolt Thrower komplett zu verpassen und können diesmal nicht einmal die Schuld auf einen geänderten Zeitplan schieben , bei Agnostic Front verließen einige fluchartig den Bereich, in dem die Band auch nur zu hören war. Die Aussicht, bei Biohazard rumzuhüpfen, konnte auch niemanden aus unseren Reihen dazu bewegen, sich von seinem Klappstuhl zu erheben.

Den restlichen Samstagabend verbrachten wir damit, das ein oder andere Bierchen zu kippen, mit unserem Vogel um die Wette zu pfeifen oder Maikäfer jagen. 50% legten sich dann schlafen und kamen in den Genuss eines wiederum sehr experimentellen Pfeifkonzerts, verpassten leider aber auch einen der besten Auftritte des Festivals.



PAIN

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Der Name Tägtgren scheint doch eine große Anziehungskraft auszuüben – das Zelt, in dem Pain das Saturday Night Fever einleiteten, war gut gefüllt und auch im Fotograben trat man sich gegenseitig auf die Füße. Nach einem recht ausführlichen Soundcheck ging es dann mit kleiner Verspätung los. Und wie auch bei Primordial war ich überrascht, wie viel ein guter Frontman ausmacht. In kristallklarem, differenziertem Sound und einer beachtlichen Lautstärke fegten Pain los. Donnernde Gitarren kombiniert mit Industrialklängen sind zwar nicht gerade das innovativste, das man sich in der Szene vorstellen kann, dennoch sind Pain ganz anders als Rammstein, die ja recht oft als Vergleich herangezogen werden. Besonders deutlich wird der Unterschied, wenn man die Live-Umsetzung der Songs in Betracht zieht. Pain bieten keine pseudo-böse, aufgesetzte Show und sie beherrschen im Gegensatz zu Rammstein ihre Instrumente. Von Peter Tägtgren sollte man eine ordentlich Show erwarten können, doch er hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Wie ein Berserker rannte der Schwede über die Bühne, mit verzerrtem Gesicht schrie er seine Texte. Ihm gelang es, sich zu den einfachen, stumpfen Rhythmen so zu bewegen, dass die meisten im Publikum jede seiner Bewegungen verfolgten. Mal stand er am rechten Bühnenrand, mal am linken, mit beindruckender Schnelligkeit sprintete er von vorn nach hinten und wieder zurück, ohne über die herabhängenden Ärmel seiner Zwangsjacke zu stolpern.

Irgendwie scheint er sich seiner Sache nicht so ganz sicher zu sein und ein wenig Furcht vor den Reaktionen der Hypocrisy Fans zu haben – warum sonst wird der Mann nicht müde, zu erklären, dass er von und ganz hinter Pain steht. So auch in Rojschizjora, auch hier hielt er eine kleine Ansprache, in der er noch mal drauf hinwies, dass keiner das Album Rebirth kaufen musste. Die Songs kamen mit einer Ausnahme alle vom zweiten Album Rebirth, lediglich ein Titel von Debüt war in den Augen des Meisters würdig, gespielt zu werden. Im Publikum wurde jeder Track dankbar angenommen und bereits beim zweiten Song wurden die ersten Leute aus den vorderen Reihen gezogen. Besonders erstaunlich fand ich, dass so viele Frauen den weg ins Zelt gefunden hatten, die ihren Rufen und Transparenten nach nicht nur Interesse an der Musik hatten. Nach dem regulären Set gaben Pain noch eine Zugabe, da der Jubel einfach nicht verstummen wollte.

Ein gelungener, angenehm roher Auftritt, und das obwohl es erst der vierte war. Von Abstimmungsproblemen innerhalb der Band war nichts zu spüren, es war fast schon schade, dass Tägtgren das Augenmerk nur auf sich zog, denn auch seine Mitstreiter boten einen beeindruckenden Anblick.

[…]
Nach Pain sollten Think About Mutation spielen, taten sie auch – für mich und Fierce jedoch kein Grund, uns weiter die Beine in den Bauch zu stehen, zumal ich den Gesang dieser Band schon aus der Entfernung im Zelt liegend als ziemlich nervend empfand…



[SONNTAG]

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Mus ich extra erwähnen, dass am Morgen unser Vögelchen bereits seit Stunden aktiv war? Also aufgestanden, ein wenig mit den Nachbarn geplaudert, Kaffee gegen Brot getauscht und uns mit allerlei Scherzen auf den Comedy-Sonntag eingestimmt. Den Anfang machten:



MANOS

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Komische Bands haben ja eine gewisse Tradition auf dem WFF – vielleicht kann sich der eine oder andere (Boxi erinnert sich ganz bestimmt) an AOK erinnern, die letztes Jahr das Publikum in zwei Lager spalteten. Manos hatten in Roitzschjora ein Heimspiel, das war nicht zu übersehen – bereits kurz nach ein Uhr mittags war es voll vor der Mainstage. Das Trio betrat die Bühne und hatte dreißig Minuten lang offensichtlich eine menge Spaß. Der Bassist hatte sein Instrument mittels Ästen, einer Akkustikgitarre und Zweigen um ungefähr fünf Meter verlängert, was ihm aber nicht daran hinderte, munter auf der Bühne umherzuspringen und dabei das ein oder andere Auge aus dem Publikum zu fischen – zumindest war er manchmal kurz davor, bei einem Bewegungsradius von knapp 10 Metern auch kein Wunder. Musikalisch bieten die Ossis soliden Thrash/Death Metal. Doch zumindest live ist nicht unbedingt die Musik das wesentliche für diese Band, sondern die doch sehr ungewöhnliche Show. Da wird auch mal ein Gedicht rezitiert – der Floh oder Die Putzfrau und Songtitel wie We Mosh, oder Bad Chicken Attack sprechen ja wohl für sich. Ob das Ganze nun Kult, lustig oder einfach nur doof ist – ist Geschmackssache, wir waren uns da selbst nicht so ganz einig 😉 dem Publikum hat es jedenfalls gefallen.



ANGEL DUST

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Angel Dust hatten an diesem Wochenede ganz klar die Arschkarte gezogen – einen uncooleren Platz im Billing als den zwischen Manos und Knorkator gibt es für eine ernsthafte Band wohl wirklich nicht. Der Mixer schien ähnlich zu denken, oder er mochte die Band einfach nicht, jedenfalls war der Sound eine Zumutung. Soviel Pech auf einmal hat eigentlich niemand verdient, und ganz besonders nicht, wenn eine Band so sympathisch auftritt wie Angel Dust. Sänger Dirk Thurisch legte viel Wert auf Kommunikation mit dem Publikum, er wurde nicht müde, sich bei den Fans, die immerhin die ersten Reihen bevölkerten, zu bedanken und ließ sich weder davon, dass man teilweise keine Gitarren, kein Keyboard noch er seinen eigenen Gesang hörte, entmutigen. Es wurde schnell deutlich, wer das neue Album Enlighten The Darkness kannte und wer nicht: Letztere wandten sich nämlich mit grausen vom Soundmatsch ab. Schade. Let me live oder Fly away erreichten bei diesem Auftritt leider nicht annähernd die Qualität der Studioversionen, auch bleed verlor ziemlich an Atmosphäre. Insgesamt gesehen, war der Auftritt nicht gerade gelungen, was aber keinesfalls an der Band lag: die Jungs gaben sich nämlich wirklich Mühe und freuten sich, da zu sein. Leider sahen das viele im Publikum ganz anders, und statt ruhig auf Knorkator zu warten, bedachten sie Angel Dust mit völlig unnötigen und unverdienten Aufhören-Rufen und Pfiffen. Das hatten sie wirklich nicht verdient.



KNORKATOR

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In gewohnt schrillem Outfit betraten die Chaoten die Bühne. Die roten Fellanzüge von Buzz Dee und Alf Aator waren noch die harmlosere Variante, Stumpen war es offensichtlich zu warm, so dass er seinen tätowierten Luxuskörper lediglich in einen geblümten Damenbadeanzug zwängte. Optisch bot die Band ohnehin einiges, denn wer kugelt sich schon mit einer Orgel über die Bühne und liegt dabei mal auf dem Instrument und aber auch mal darunter? Wer läuft auf Händen über die Bühne? So was machen nur völlig durchgeknallte Menschen, die sich Stumpen nennen. Über die Musik will ich gar nicht viele Worte verlieren, wobei die Kirchenmusik-Coverversion von AC/DCs Highway to hell schon recht erhaben wirkte. Viel lustiger ist es allerdings, sich von Stumpen beschimpfen zu lassen. Mehrfach erklärte er, dass dies eine Rrrrrrock `n Rrrroll Show sei und das sich das Publikum bitteschön entsprechend zu verhalten habe. Applaus wurde kurz und knapp mit den Worten Schnauze halten abgewehrt. Sämtlich Showeinlagen, die die Band geplant hatte, funktionierten übrigens nicht. Eine riesige Kanone, mit der Nahrungsmittel ins Publikum geschossen werden sollten, versagte einfach und sehr zum Verdruss der Band (wir sind entrüstet) den Dienst. So sahen sich die Kerle gezwungen, Kartoffeln und Gurken und Zucchinis mit eigener Muskelkraft in die Menge zu pfeffern. Allerdings erwies es sich als keine gute Idee, einen fünf Kilo Sack Kartoffeln ins Publikum zu schleudern. Die einzelnen Kartoffeln prasselten umgehend zurück, es sah praktisch aus wie bei einer Steinigung. Stumpen bewies dann einmal mehr, dass er ein sportliches Kerlchen ist und warf eine Kartoffel in das hintere Viertel des Festival-Geländes. Man stelle sich vor, dass man sich einfach zurückzieht, weil einen diese Band nicht die Kartoffel interessiert und bekommt eben jene an den Schädel geworfen… Nun, auch die Sache mit der Riesen-Pumpgun hatte einen anderen Effekt als beabsichtig – Buzz Dee durchnässte nicht, wie wohl geplant die Fans, sondern sorgte für einen Kurzschluss, dumm gelaufen! Insgesamt ein kurzweiliges Vergnügen mit einer Band, die sich selbst nicht ernst nimmt und bei der man öfters den Eindruck hat, dass sie musikalisch eigentlich viel mehr auf dem Kasten hat, als sie nach außen hin darstellt.



J.B.O.

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Etwas enttäuschend war die Show der rosaroten Franken. Das neue Album soll im Herbst kommen, somit war klar, dass nicht viel neues Material präsentiert werden wird. Allerdings hofften wir doch auf den ein oder anderen neuen Song, doch es sollte nicht sein. Mit fünfzehn-minütiger Verspätung ging es dann los mit Verteidiger des wahren Blödsinns. Die Songs, die über das Internet gewählt werden konnten, waren allesamt J.B.O.-Live-Standards ohne Überraschungen. Gimme dope joana wurde laut Hannes sehr oft gewünscht und darum auch gespielt, einmal mehr schlich dazu ein Rastaman, ein Polizist und Joana höchstpersönlich herum, bei Mei Alde is im Playboy drin wurde das bekannte Plakat mit Pete Steel-Körper und einmontiertem Gesicht gezeigt. Bimber bumber dödeldei wurde in fränkischem Dialekt vorgetragen, wobei die anwesenden Franken dazu angehalten wurden, dem restlichen Publikum doch bitte den Text zu übersetzen – übrigens: die Band schien sich über die Frankengrill-Fressbude auf dem Gelände fast mehr zu freuen, als über die vielen pink gekleideten Fans. Eine Überraschung gab es dann doch: bei Fahrende Musikanten erhielt die Band stimmkräftige Unterstützung von Tom Angelripper, der zwar ordentlich ins Mikro röhrte, sich ansonsten aber wohl auf einen Waldweg wähnte. Oder warum sonst sollte er seine Einlage auf der Bühne darauf beschränken, gelangweilt von rechten zum linken Rand der Bühne zu spazieren? Die Band wurde gefeiert, dennoch finde ich es nach wie vor schade, dass auch der letzte Song, ein guter Tag zum Sterben praktisch keine Überraschung bot – außer, dass die Gitarre ausfiel und sich Veit mehrmals böse verspielte, was das Publikum aber nicht weiter störte, schließlich kennt jeder Fan den Text ohnehin auswendig.



SLAYER

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Auf Slayer hatten zumindest fünfzig Prozent der vampster-crew das ganze Wochenende gewartet. Doch unsere Geduld sollte noch auf eine viel härtere Probe gestellt werden. Etwa eine Stunde dauerte der Soundcheck, laut Running Order waren jedoch nur dreißig Minuten vorgesehen. Wie sich später herausstellen sollte, gab es Probleme mit dem Gitarrensound – allerdings wissen wir das nur durch Zufall. Wenn schon einer der Veranstalter auf die Bühne hüpft, um eine Band anzukündigen, dann wäre es wohl auch angebracht, eine Begründung für eine derartige Verspätung zu geben. So gab es doch tatsächlich Leute, die behaupteten, Slayer würden erst spielen, wenn es dunkel ist. Es zeigte sich aber, dass sich die lange Wartezeit durchaus gelohnt hatte. Der Sound war schließlich klasse, eine einzige massive Wand aus Gitarren und Schlagzeug – kein Matsch wie zuvor an jenem Tag. Slayer kamen und legten los mit War Ensemble. Um mal das wesentlich vorweg zunehmen: die Show war ein Killer! (sogar ein gewissen Maiden Fanatiker musste zugeben, dass Slayer besser waren). Von den ersten Riffs an brach in den ersten Reihen die Hölle los, Leute wurden gleich mehrfach aus der Menge gezogen, es standen doppelt so viele Ordner rum wie an den Tagen zuvor und hatten alle Hände voll zu tun.

Tom Araya war sichtlich überwältigt von der megapositiven Reaktion der Fans, mit einem breiten Grinsen und ungläubigem Blick stand er auf der Bühne und war erst mal sprachlos. Und es sollte die nächsten zwei Stunden so weitergehen – lediglich der Song Stain of the mind kam weniger gut an – zumindest hatte ich den Eindruck. Ansonsten gab es einen Querschnitt durch alle Alben, von Evil has no Boundaries bis zur quasi komplett gespielten Reign in blood (so lange ist die ja auch nicht…), Hell awaits, mandatory suicide , perversions of pain war so ziemlich alles dabei. Immer wieder starre die Band ungläubig ins Publikum, Tom Araya nahm sogar den Ausdruck this is beautiful in den Mund, kaum zu glauben. Den Song perversions of pain widmete Araya dann auch den Leuten im Moshpit, wo es wirklich dreckig abging. Slayer verzichten völlig auf die üblichen Headliner-Spielereien: keine Mitsingparts, eigentlich keine richtig peinliche Ansage, stattdessen boten sie ein brutales Set voller Klassiker. Die Band kommt inzwischen auch optisch recht sympathisch rüber und mich hat es nicht gestört, dass die Pausen zwischen den einzelnen Songs manchmal ein wenig lang waren, da Slayer den Jubel auskosteten – sie haben es verdient! Natürlich wurde vehement nach Zugaben verlangt, die gab es dann auch: South of Heaven mit Hammerintro: der erste Teil des Gitarrenintros kam von Band und dann setzten Hanneman und King auf die Sekunde genau ein, untermalt von einer simplen, aber effektiven Lightshow – Gänsehaut überall.



Time to say goodbye…

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Nach Slayer war für uns das Festival leider zu Ende, da mancher Arbeitgeber es einfach nicht einsehen wollte, dass am Montag eigentlich Urlaub beantragt war. So verpassten wir leider Orphanage, Goddess of Desire und die Desperados und begaben uns müde, aber glücklich auf den Heimweg.

Das WFF hat mal wieder richtig Spaß gemacht – und wenn auch das Wetter nicht so ganz mitgespielt hat, war es ein rundum gelungenes Festival.

Jede Menge Fotos vom WFF gibt es übrigens in unserer With Full Force 2000-Gallery!

Bericht: vampiria & vampster-Team

Fotos: boxhamster

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