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MORBID ANGEL, HATESPHERE: Münster-Breitefeld, Live Arena – 09.04.2005

MORBID ANGEL kamen zum ersten Mal in die Arena. Mehr brauchte nicht gesagt werden, mehr brauchte man nicht zu wissen. Wiedervereint mit Ur-Sänger und Bass-Monster David Vincent und mit dem relativ neuen Mann Tony Norman an der zweiten Gitarre, es konnte nur etwas ganz besonderes werden, an diesem Abend.

Die Live Arena sollte am 09.04.2005 ein ganz besonderes Schmankerl auffahren: MORBID ANGEL kamen zum ersten Mal in die Arena. Mehr brauchte nicht gesagt werden, mehr brauchte man nicht zu wissen. Wiedervereint mit Ur-Sänger und Bass-Monster David Vincent und mit dem relativ neuen Mann Tony Norman an der zweiten Gitarre, es konnte nur etwas ganz besonderes werden, an diesem Abend. Unter dem Motto Masters Of Chaos Tour 2005 lief das Ganze und MORBID ANGEL bewiesen, dass sie kein neues Album brauchen, um für volle Locations zu sorgen.


Als Vorband standen die Dänen-Thrasher von HATESPHERE auf dem Programm. Da die Jungs nun nicht gerade musikalisch mit MORBID ANGEL vergleichbar sind, war es doch überraschend, wie viele HATESPHERE-Shirt-Träger auszumachen waren und wie viel Resonanz die Band erhielt. Aber dazu später. Für den Anfang stürmten die Dänen jedenfalls die Bühne und begannen ihr Thrash-Brett. Fast schon euphorisch kündigte Sänger Jacob Bredahl an, dass sie heute eine ganze Stunde spielen dürften, was ja eine absolute Seltenheit wäre und fast einem kompletten Set entspräche. Der Focus lag auf Songs des neuen Silberlings Ballet Of The Brute: Deathtrip, What I See I Despise, 500 Dead People, aber auch die restliche Schaffenszeit der Band blieb natürlich nicht unberücksichtigt und Songs wie Release The Pain wurden abgebrettert und vom Publikum postwendend abgefeiert. Von der neuen The Killing EP kam das Lied You´re The Enemy an den Start. HATESPHERE rissen sich spürbar alle Gliedmaßen aus, um die Live Arena-Crowd zu fassen zu bekommen, was auch mehr als passabel gelang. Bredahl war als Fronter natürlich der Blickfang Nummer eins, setzte sich gut in Szene und heizte den Anwesenden höllisch ein. Die Band war sichtlich eingespielt und wahnsinnig spielfreudig, Erschöpfung vom langen Touren war an diesem Abend in keinem der dänischen Gesichter zu sehen. Der Spaßfaktor blieb durch Bredahls Ansagen immer hoch genug, herzhaft was zu lachen gab es, als ein irischer Fan auf die Bühne kam, sich dort halb entkleidete und mit seinen T-Shirt als Luftgitarre in der Hand neben den Gitarristen poste. HATESPHERE machten sich einen Jux daraus, ließen den Iren unbehelligt auf der Bühne herumlaufen, als wäre er ein Bandmitglied und hatten spürbar Spaß an der Sache. Überhaupt waren HATESPHERE denkbar publikumsnah, Jakob ließ die Fans bei etlichen Gelegenheiten mitsingen und freute sich wie ein Kind, als einer den Text eines Songs über eine längere Strecke singen konnte. Nach gut einer Stunde ging dann die Zeit für HATESPHERE vorbei, das Schlusslicht bildete die ANTHRAX-Coverversion Caught In A Mosh und das Anheizen der Live Arena konnte man den sympathischen Dänen durchaus als gelungen durchgehen lassen.

Nach einer langen Umbaupause kam dann schließlich die fast schon erwartete Ansage, das Stagediving um jeden Preis zu unterlassen, da die Band sonst von der Bühne gehen würde und die Anwesenden den Rest der Nacht mit MANOWAR bestraft werden würden. Dann erklang schließlich das dramatische Intro und MORBID ANGEL betraten die Bühne. In rotes Licht getaucht bezogen die Amis ihre Posten. David Vincent gab sich dominant, im hautengen Latex-Oberteil mit invertiertem Pentagramm und sah ob seiner Masse etwas aus, wie eine prall gefüllte Leberwurst im Death Metal-Gewand. Musikalisch ließ man sich dann auch nicht lang bitten. Rapture läutete den Beginn eines klassischen MORBID ANGEL-Sets ein. Die Soundwand war vorzüglich, einzig der Gesang erschien mir Anfangs mit zuviel Hall versehen. Die Band präsentierte sich in allen Belangen so, wie man es von einer einschlägigen Kult-Combo erwarten darf und muss: technisch steinsolide und energiegeladen. Frontman David Vincent hatte die Menge von Anfang an im Griff, seine Ansagen kamen auf den Punkt und waren kein billiges Geschwätz. Trey Azagthoth und der frischere Tony Norman, die zusammen das Gitarren-Duo stellten, ergänzten sich optimal und überschütteten die Fans mit Riffs und Soli in technischer Perfektion. Die Bühnenpräsenz strahlte eine machtvolle, königliche Erhabenheit aus, immer ein Indikator für eine kompromisslose Death Metal-Band, die alles richtig macht. Die Songauswahl beschränkte sich fast völlig auf Material von Altars Of Madness, Covenant und Domination, Stücke wie Dominate, Where The Slime Lives, Immortal Rites, Blood On My Hands oder Sworn To The Black treffen zielsicher den Geschmack des Publikums. Die Gitarristen-Fraktion nutzte die Pause zwischen den Songs, um regelmäßig die verschwitzten Klampfen gegen neue auszutauschen, denn selbst die vorhanden Ventilatoren auf der Bühne konnten die Temperaturen natürlich nicht wesentlich mindern. Als schließlich doch der erste übermütige Stagediver die Bühne erklomm, zeigten die Stage-Securities, dass die vorherige Ansage kein Spaß war und der Fan wurde rigoros von der Bühne gestoßen. Das Spektakel fand aber noch kein Ende und während MORBID ANGEL ihre Todesblei-Granaten ins Feld führten, profilierten sich die Bühnenwächter anscheinend darin, wer die Diver am schnellsten und brutalsten zurück über den Bühnenrand befördern konnte. Vincent widmete einen Song einem Betroffenen und entschuldigte sich umgehend für die Vorfälle. Als ein Fan in der ersten Reihe den Ventilator von Vincent anfasste, wurde er kurzerhand an den Haaren gezogen und ins Gesicht geschlagen. Der Bassist und Sänger reagierte kopfschüttelnd und mehr als verstimmt auf den Vorfall und verweigerte trotzig das Weiterspielen, bevor er sich dann doch entschloss, das Set nicht darunter leiden zu lassen und den Tieftöner wieder in Schwung zu bringen. Der Uralt-Song Evil Spells und das obligatorische Chapel Of Ghouls läuteten dann das offizielle Ende der Show ein. Da die Anwesenden natürlich auch nach über einer Stunde noch nicht genug hatten, ließen die Zugaberufe nicht lange auf sich warten, ebenso wie die Band. Also zogen die Florida-Ikonen noch zwei weitere Songs, darunter World Of Shit vom Stapel und beendeten somit einen saustarken Auftritt. MORBID ANGEL brauchten kein neues Album, um die Live Arena zu füllen, ja vom aktuellen Longplayer Heretic fand sogar kein einziger Song seinen Weg in die Setlist dieses Abends. Somit gingen MORBID ANGEL diesbezüglich auf Nummer sicher, auch wenn ich glaube, dass sich zum Beispiel Enshrined by Grace ganz gut gemacht hätte.

Die Masters Of Chaos Tour 2005 fand insgesamt verdienten Anklang und zählt definitiv zu den Konzerten, die man so schnell nicht vergisst. Und MORBID ANGEL haben damit ganz klar bewiesen, dass auch anno 2005 durchaus noch mit ihnen zu rechnen ist. Rost – soviel ist sicher – hat die Band keinen angesetzt, im Gegenteil, der Auftritt war herrlich geil. Allen Daheimgebliebenen, die das im Vorfeld nicht glaubten oder denen die 18 Euro an der Abendkasse zu viel waren, kann ich an dieser Stelle eigentlich nur mein herzlichstes Beileid aussprechen.

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