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MECHANICAL POET: Woodland Prattlers

Die Russen spielten auf "Woodland Prattlers" eine abwechslungsreiche Metal Opera ein, die als mutiges Konzeptalbum märchenhafte Geschichten erzählt. Die interessante Musik passt da wie der Deckel auf den Topf: Spieluhrenklängen, cineastisch orchestrierte Klangteppiche und nicht zuletzt höchst abwechslungsreicher Heavy Metal, der nur schwer einzuordnen ist.

Wie wichtig sind eigentlich die Lyrics und das Booklet in Verbindung mit der auf CD gepressten Musik? Oft führen diese von den Bands großteils liebevoll und aufwändig erdachten und gestalteten Begleiterscheinungen ein trauriges Schattendasein. Aus diesem Schattenreich drängt geradezu das Booklet von MECHANICAL POETs Woodland Prattlers, das maßgeblich zum Verständnis und Liebgewinnung der Musik der Russen beiträgt.

Leider lag unserer Review-Version des Debütalbums kein Booklet bei, so dass wir in puncto Lyrics auf die Homepages des Trios und des für das Artwork verantwortlichen Lee Nicholson ausweichen mussten. Doch diesen Umweg nahmen wir gern in Kauf: immerhin eröffnete uns dieser Schritt ein neuartiges Metalerlebnis, das fern von jeglichen Hard & Heavy-Klischees, fantasievolle Themen aufgreift und mit progressiven Metal untermalt.

Der Bilder- und Tonreigen wird von einem infantil cineastischen Intro eröffnet, der den Hörer stimmig in eine Fantasiewelt voller skurriler Figuren entführt. In weiterer Folge werden die einzelnen Songs durch die Comic-Bilder im Booklet visualisiert, wobei die Lyrics in den Sprechblasen der Protagonisten eine Heimat finden. Durch den Umstand, dass oft mehrere Charaktere die Seiten bevölkern, gilt es für Sänger Max Samosvat, jedem einzelnen eine ganz besondere Stimme zu schenken – und das gelingt dem 1981 geborenen Moskowiter vorzüglich. Die Vocals vereinen Kraft und Gefühl und sind wandlungsfähig wie ein Barbapapa.

Doch auch die Instrumental-Fraktion zeigt sich variabel, indem sie orchestral unterstützten Progressive Metal in allen Facetten zum Besten gibt. Da werden Spieluhren und Pianos verträumte, scheinbar für kindliche Ohren bestimmte Töne entlockt, während an anderen Stellen kernige Gitarrenriffs das Klangbild bestimmen. Dabei passen sich die Melodien geschickt dem Inhalt der Lyrics und den Zeichnungen an, ohne die das Album nur die Hälfte wert wäre. Thematisch behandelt Woodland Prattlers kleine, mit Humor gewürzte Märchen, in denen sich etwa ein Zombie-Jüngling zu weit von seiner märchenhaften Friedhofslandschaft entfernt und nicht mit der allzu vitalen Umgebung zurecht kommt (Strayed Moppet) oder wo sich zwei Waldtrolle um eine Münze streiten, was in Swamp-Stamp-Polka witzig und folkloristisch vorgetragen wird.

Durch den Soundtrack-Charakter des Albums wird man als bloßer Zuhörer nur schwer zum abwechslungsreichen Liedgut Zugang finden. Zu abrupt und unverständlich wären hier die Wechsel zwischen den Stilarten, sowie die allgemeine Struktur des Longplayers. Doch in Verbindung mit dem Booklet steht dem mit allen Sinnen aufnehmenden Interessenten eine äußerst eigenständige Metal Opera zur Verfügung, die sich in ein gänzlich unkonventionelles Gewand hüllt.

Veröffentlichungstermin: 29.11.2004

Spielzeit: 49:59 Min.

Line-Up:
Max Samosvat – Vocals

Lex Plotnikoff – Guitars

Tom Tokmakoff – Drums

Produziert von Tom Tokmakoff
Label: Aural Music

Homepage: http://www.mechanicalpoet.net

Email: info@mechanicalpoet.net

Tracklist:
1. Main Titles

2. Stormchild

3. Bogie In A Coal-Hole

4. Sirens From The Underland

5. Will O The Wisp

6. Strayed Moppet

7. Old Years Merry Funeral

8. Natural Quaternion

9. Shades On A Casement

10. Swamp-Stamp-Polka

11. End Credits

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