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ARENA: Pepper´s Ghost

Zwar ein gutes Album, gemessen an vergangenen Glanzleistungen der Band muss man es aber doch als kleine Enttäuschung bezeichnen.

Mit Pepper´s Ghost will die britische Prog-Institution den Hörer ins viktorianische London entführen, der Titel bezieht sich auf einen 1862 von Henry Pepper erdachten Trick, mit dem es möglich wurde, bei Theatervorstellungen Geistererscheinungen auf die Bühne zu projizieren. Laut Keyboarder Clive Nolan wollte man die Band mal wieder neu erfinden und ging deshalb sogar so weit, die Bandmitglieder als Comicfiguren in einer Cartoon-Welt des viktorianischen London zu erschaffen.

Musikalisch jedoch ist von einer Neuerfindung nicht allzu viel zu hören. Auch die ganz besondere Atmosphäre des viktorianischen London, wie sie von entsprechender Literatur ausgeht, transportiert das Album nicht oder nur in seltenen Momenten. Pepper´s Ghost ist vielmehr die konsequente Fortsetzung von Contagion, die Musik ist folglich noch etwas härter geworden – eine Entwicklung, die ja schon seit Immortal?, der ersten Veröffentlichung mit Rob Sowden am Mikro, auszumachen ist. Auf Überraschungen muss der Hörer jedoch verzichten. Für ARENA-Kenner ist Pepper´s Ghost leider ein wenig vorhersehbar, allenfalls in einigen Details wurde der bekannte Sound der Band angereichert oder modifiziert. Das mag man als Fan schade finden oder begrüßen, für Neulinge ist dies ohnehin unerheblich.

ARENA stehen also immer noch für düsteren, melancholischen und mittlerweile metallisch angehauchten Neo-Prog. Rhythmisch sind die Kompositonen meist ziemlich straight gehalten, und anstatt virtuoser und hoch komplexer Riffs und Soli konzentrieren sich ARENA darauf, mittels einfacher Powerchords, sphärischen Synthesizern und hochmelodischen Soli Atmosphäre aufzubauen. Dies gelingt den Meistern der Zurückhaltung auch auf Pepper´s Ghost ganz gut, aufgrund des etwas sterilen und kalten Sounds allerdings nicht so hervorragend wie in der Vergangenheit. Auch Rob Sowdens Gesangsleistung ist wie gewohnt stark. Das große Problem des Albums ist jedoch der Mangel an großen, mitreißenden Melodien und Gefühlen, die zum einem nicht zu vernachlässigenden Teil die Magie von ARENA ausmachen. Diese großen Momente finden sich auf Pepper´s Ghost leider viel zu selten, zum Beispiel in The Shattered Room nach knapp sieben Minuten. Bedlam Fayre, das mit teilweise verzerrtem Gesang und verfremdeten Drums daherkommt, besitzt zwar einen eingängigen Refrain, aber der Song schafft es nicht, die Seele zu berühren. Auf der anderen Seite stehen Stücke wie das ungewohnt gitarrenlastige Purgatory Road, das abwechslungsreich gestaltet ist, sich im Tempo steigert und mit gewohnt genialen Melodiebögen aufwarten kann. Mit der über dreizehn Minuten dauernden Opera Fanatica betreten ARENA dann einerseits Neuland – das Stück beginnt mit Operngesang, kann mit ungewohnt rasanten Basslinien und im Refrain mit einem mächtigen Chor begeistern -, andererseits gibt es hier einige sehr vertraut wirkende Gitarrenlead-Melodien zu hören.

Pepper´s Ghost unterscheidet sich bis auf einige Feinheiten hauptsächlich in der fehlenden Eingängigkeit der Melodien vom Vorgänger. So handelt es sich zwar um ein gutes Album, gemessen an vergangenen Glanzleistungen muss man es aber doch als kleine Enttäuschung bezeichnen.

Veröffentlichungstermin: 17.01.2005

Spielzeit: 52:31 Min.

Line-Up:
John Mitchell – Gitarre, Backing Vocals

Clive Nolan – Keyboards, Backing Vocals

Mick Pointer – Schlagzeug

Ian Salmon – Bass

Rob Sowden – Vocals und akustische Gitarre

Produziert von Clive Nolan und Karl Groom
Label: Verglas Music/InsideOut Music

Hompage: http://www.verglas.com/arenaworld

Tracklist:
1. Bedlam Fayre

2. Smoke And Mirrors

3. The Shattered Room

4. The Eyes Of Lara Moon

5. Tantalus

6. Purgatory Road

7. Opera Fanatica

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