LANFEAR: Another Golden Rage

Genau so muss zeitgemäßer progressiver Power Metal klingen. Für Genre-Fans vielleicht das Album des Jahres.

Eigentlich sollte LANFEAR ein weitaus größerer Erfolg beschert sein, als dies bisher der Fall gewesen ist. Der große Durchbruch war nämlich The Art Effect entgegen der Erwartungen unseres Fierce nicht, was den Bekanntheitsgrad und die Popularität der Band angeht. Wenn es im Musikbusiness auch nur einen Funken Gerechtigkeit gibt, sollte sich das aber mit dem neuen Album endlich ändern, welches im Vergleich zum Vorgänger eine deutliche Steigerung darstellt und die Band endgültig an die Speerspitze des deutschen Power Metals katapultiert.

Die Rahmenbedingungen wurden bei Another Golden Rage beibehalten: Es ist das zweite Album mit dem nun nicht mehr ganz so neuen Sänger Tobias Althammer, erscheint ebenfalls bei Massacre Records und wurde wiederum von Jan Vacik im Dreamscape Studio in München produziert und mit einem enorm kraftvollen Sound versehen, doch noch etwas transparenter als beim Vorgänger ausgefallen ist.

Instrumental ziehen LANFEAR erwartungsgemäß mal wieder alle Register, wie bereits der äußerst gelungene Eröffnungstrack und Titelsong zeigt, in dem sich treibende Drums, virtuoses Riffing und futuristische Keyboards jeweils auf technisch höchstem Niveau trotz aller Verspieltheit zu einem nach vorne gehenden und sofort nachvollziehbaren Power Metal-Hammer mit leichtem Prog-Einschlag verbinden. Gekrönt wird dies durch den meist sehr hohen, gleichzeitig klaren und enorm kraftvollen Gesang von Tobias Althammer, der so richtig aus sich herausgeht und vor allem deutlich an Ausstrahlung gewonnen hat. Denjenigen, die bisher nicht mit den neuen LANFEAR in Berührung gekommen sind, sei gesagt, dass die Musik, die gleichzeitig heavy und äußerst melodisch ist, bisweilen etwas an TAD MOROSE zu A Mended Rhyme-Zeiten erinnert, nicht nur aufgrund ähnlich eingesetzter Keyboards, sondern auch, weil bei Tobias Althammer gewisse stimmliche Parallelen zu Urban Breed auszumachen sind. Im Grunde ist es kaum möglich, Highlights anzuführen, denn Another Golden Rage ist eine einzige Ansammlung von erstklassigen Songs mit einer Fülle von Ohrwürmern, wie sie auf The Art Effect noch nicht vorhanden waren und mit denen die Band niemals auch nur ansatzweise in Happy Metal-Gefilde abdriftet. Wie die bereits erwähnten TAD MOROSE klingen auch LANFEAR eher amerikanisch als europäisch. Dass LANFEAR begnadete Songwriter sind, wird auf Another Golden Rage deutlicher als je zuvor. Scheinbar spielend werden Tempi gewechselt und Breaks eingebaut, dass es einem ganz natürlich vorkommt und den Fluss eines Songs nicht behindert, sondern sogar noch fördert.

Mit Transmigration, das mit einem rasanten Singlenote-Riff daherkommt, dem im Midtempo gehaltenen Silence sowie dem sich mit der Thematik der Wiedergeburt beschäftigenden Outliving The Ages hat man drei großartige Hymnen am Start, bei denen ganz deutlich wird, dass Althammer in seinem Metier in Deutschland momentan ohne ernsthafte Konkurrenz da steht. Dass er aber noch weitaus mehr drauf hat als mehr oder weniger typischen Power Metal-Gesang, zeigt sich bei der trotz Saxophon-Solo unkitschigen Ballade Eternally, welche mit cleanen Gitarren und Keyboard-Streichern arrangiert ist bei der er mit sehr gefühlvollem Gesang überzeugen kann. Bei Shades Of Black wird dann, wie bereits auf Zero Poems, mit einigen Death/Black-Vocals experimentiert. Aufgrund der klaren Gesangslinien und -harmonien sowie des in der Bridge rasanten Blastbeats erinnert das Stück ein wenig an INTO ETERNITY und dürfte für deren Fans ein gefundenes Fressen sein.

Wer auf melodischen, aber nicht verweichlichten Power Metal mit jeder Menge technischer Finessen steht, der zwar anspruchsvoll aber nicht vertrackt ist, der kommt an diesem Album nicht vorbei. Es ist der Band wirklich zu wünschen, dass sie endlich die Anerkennung erhält, die sie verdient hat, denn genau so muss zeitgemäßer progressiver Power Metal klingen. Für Genre-Fans vielleicht das Album des Jahres.

Veröffentlichungstermin: 24.01.2004

Spielzeit: 50:18 Min.

Line-Up:
Tobias Althammer – Vocals

Markus Ullrich – Guitars

Kai Schindelar – Bass

Richie Seibel – Keyboards

Jürgen Schrank – Drums

Produziert von Jan Vacik
Label: Massacre Records

Hompage: http://www.thelanfear.com

Tracklist:
1. Another Golden Rage

2. The Unrestrained

3. Dispraise

4. Transmigration

5. Eclipse

6. Shades Of Black

7. The Voice Within

8. In Silence

9. Eternally

10. What…For

11. Outliving The Ages

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