DRAGONLAND: Starfall

"Es wurde Zeit, endlich unserer Vision näher zu kommen, ein perfektes Melodic Metal-Album zu schreiben." – ob dieses große Vorhaben den Schweden DRAGONLAND wirklich gelungen ist, lest ihr hier!

Fragt man in seinem True-, Melodic- oder Power Metal-Bekanntenkreis nach einer Band namens DRAGONLAND, so erhält man ziemlich schnell fundierte, umfangreiche Antworten über Backkatalog, Bandhistory und sonstige Errungenschaften, die eine Band nur haben kann. Ebenso schnell werden die oft voreilig herausposaunten Auskünfte jedoch revidiert, hat man den Namen doch recht schnell mit DRAGONFORCE, DRAGONHEART oder evtl. sogar den stilfremden DRAGONLORD verwechselt, was aufgrund der unzähligen Verwendungsmöglichkeiten für das feuerspuckende Fabelwesen im melodischen Heavy Metal auch nicht unbegründet ist. In diesem Review beziehe ich mich jedenfalls eindeutig auf das Album der Schweden von DRAGONLAND, die mit Starfall bereits ihren dritten Auftritt in den internationalen Plattenläden verzeichnen. Das anno 1999 gegründete Sextett um Gitarrero Nicklas Magnusson (PROPHANITY), Bassist Christer Pedersen (NIGHTSHADE) und den renommierten Tastenmann Elias Holmlid, der schon bei KING DIAMOND und FALCONER mitwirkte, konnte mit ihren 2001 und 2002 über Black Lotus Records veröffentlichten Ton- und Hoffnungsträgern The Battle Of The Ivory Plains und Holy War augenscheinlich derartig überzeugen, dass nun sogar die Verantwortlichen von Century Media auf die Band aufmerksam geworden sind.

Mit dem Vorhaben, ein perfektes Metal-Album zu schreiben – so der O-Ton des Gitarreros Olof Mörck – das Songwriting für das Album angegangen, ist es der sympathischen Band tatsächlich gelungen, ein kompositorisch ausgereiftes Werk vorzulegen. Zwar können der gesichtslose Opener und der folgende, extrem kitschig, um nicht zu sagen poppig ausgefallene Titeltrack diesen Gedanken zunächst nicht bestätigen, doch spätestens bei Calling My Name wird dem Hörer schnell klar, dass die talentierten Schweden hier Großartiges geleistet haben: Im Stile von SONATA ARCTICA beginnt der Song mit einem gesprochenen Intro, um danach kräftig drauflos zu scheppern. Richtig gehört, auch wenn die Band zweifelsohne der Happy Metal-Fraktion zugeordnet werden kann und der Gesang von Jonas Heidgert doch meist weit oberhalb des Violinschlüssels zu notieren ist, sorgen die Instrumentalisten immer für das nötige Feuer unter dem Hintern – hinzu kommt der druckvolle Sound, für den sich EVERGREY-Fronter Tom S. Englund sowie der Soundtechniker Arnold Lindberg verantworten. Was auf dem beschriebenen Song schon überzeugen kann, wird im weiteren Verlauf mit dem epischen The Dream Seeker und dem extrem variationsreichen The Shores Of Our Land auf die Spitze getrieben – diese Songs gehören zum Besten, was der schwedische Power Metal in den letzten Monaten hervorgebracht hat, auch wenn Konkurrenten wie NOCTURNAL RITES oder die flotteren Stücke von DREAM EVIL immer noch ein wenig ausgetüftelter erscheinen. Im Folgenden gibt es zwar keine wirklichen Ausschläge nach oben zu verzeichnen, aber der positive Eindruck bleibt bestehen und die Musik ist immer auf einem höheren Niveau anzusiedeln. So erreicht die abschließende The Book Of Shadows-Trilogie leider nicht annähernd die Größe eines Something Wicked This Way Comes oder Trinity Of Lust, schließt das Album aber in jedem Falle würdig ab.

Eigentlich scheint also die Frage, ob DRAGONLAND ihre anfangs erwähnte Vision verwirklichen konnten, bereits beantwortet: Die Band liefert auf Starfall elf technisch ausgereifte Stücke und zeigt intelligentes Songwriting, was sie sich allerdings auf dem dritten (und wohl bislang stärksten) Output leider nicht zuschreiben kann, ist Eigenständigkeit, die für mich in jedem Falle einen großen Teil eines perfekten Albums ausmacht. Es gibt einfach zu viele Stellen auf diesem Silberling, bei denen ich mich immer wieder fragen muss, wieso man nun doch wieder in einen so konventionellen Melodiebogen verfällt und sich an die oben erwähnten Idole anbiedert, anstatt ab und an mal neue, oder sagen wir: nicht ganz so ausgetretene Pfade zu betreten. Auch auf textlicher Ebene werden mir, wenn auch auf anspruchsvolle Weise, zu viele Klischees abgegrast, ähnlich wie beim – um den Bogen zur eingangs erwähnten Problematik herzustellen – unsäglichen Bandnamen. Für das nächste DRAGONLAND-Album wünsche ich mir jedenfalls noch einen Tick mehr Risikobereitschaft, dann ist vielleicht auch die Höchtsnote drin…

Veröffentlichungstermin: 25.10.2004

Spielzeit: 49:30 Min.

Line-Up:
Jonas Heidgert – vocals

Elias Holmlid – synthesizers

Nicklas Magnusson – guitars

Olof Mörck – guitars

Christer Pedersen – bass

Jesse Lindskog – drums

Produziert von Tom S. Englund & Arnold Lindberg
Label: Century Media

Homepage: http:www.dragonland.se

Tracklist:
01. As The Madness Took Me

02. Starfall

03. Calling My Name

04. In Perfect Harmony

05. The Dream Seeker

06. The Shores Of Our Land

07. The Returning

08. To The End Of The World

09. The Book Of Shadows Part I: A Story Yet Untold

10. The Book Of Shadows Part II: The Curse Of Qua´a

11. The Book Of Shadows Part III: The Glendora Outbreak

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