EDENBRIDGE: Shine

Nein, das hier sind weder XANDRIA noch STAR QUEEN: Spätestens mit "Shine" machen EDENBRIDGE eindeutig klar, dass sie nicht mehr in das Lager der NIGHTWISH-Klone eingeordnet werden können, sondern anno 2004 durchaus eingenständige und vor allem hochklassige Stücke an den Mann bringen!

Es gibt wohl kaum ein Review über den unsäglichen Symphonic-Metal mit Frauengesang, in dem nicht irgendwann einmal der Name NIGHTWISH fällt, obwohl es gerade den Österreichern EDENBRIDGE auf ihrem vierten Album Shine endlich gelungen zu sein scheint, eine eigene Schiene zu befahren. Während Tarja und Co. nämlich im Laufe ihrer Karriere immer mehr an Bombast zugelegt haben und auf ihrem jüngsten Output Once sogar mit einem üppigen Orchester zusammengearbeitet haben, verzichtet die Band um Hauptsongwriter Lanvall schon seit Jahren auf derartige Elemente – auch Sängerin Sabine Edelsbacher konnte durch ihren natürlichen Gesang stets ihre eigene Duftnote bewahren. Warum hat es also bislang zwar weltweite Anerkennung, aber nie den wirklich großen Durchbruch gegeben? Auffällig an den letzten Werken Aphelion und Arcana ist jedenfalls weniger der Mangel an Eigenständigkeit als das Fehlen der wirklich herausragenden Songs: Es gab bislang einfach zu wenige Hooklines, die den kritischen Headbanger von jetzt auf gleich vollkommen überzeugen und in den Plattenladen locken konnten.

Auf dem neuen Output Shine sieht es in dieser Hinsicht aber glücklicherweise etwas besser aus. Angefangen beim epischen Opener, zugleich Titeltrack und mit seinen knapp neun Minuten Laufzeit das unweigerliche Herzstück des Albums, fallen die catchy Melodien auf, die in diesem Song im bislang mächtigsten Refrain der Bandgeschichte gipfeln. Trotz der Überlänge des Stückes verliert sich die Band niemals in überzogenen Frickeleien, es schlängelt sich vielmehr ein purpurroter Faden quer durch die zahllosen Highlights des Songs – ob es nun das fulminante Interlude oder die eingängigen Gesangsmelodien sind. Das nächste Stück Move Along Home ist hingegen wieder etwas geradliniger ausgefallen, so mündet das orientalische Intro ohne Umwege in ein schnell nachvollziebares Gitarrenriff, das während des gesamten Stücks zwischen Strophe und dem erneut sehr eingängigen Refrain immer wieder auftauchen soll. Waren die ersten beiden Tracks schon recht gegensätzlich, so folgt mit Centennial Legend bereits eine herzergreifende Ballade (hier kommen die NIGHTWISH-Analogien noch am stärksten zum Tragen) und mit Wild Chase ein tänzerischer Folk-Song – es ist eigentlich im Vergleich zu den bisherigen Leistungen der Band schon fast unheimlich, wie abwechslungsreich EDENBRIDGE anno 2004 agieren.

Auch im Folgenden fällt das breite Spektrum der Band auf, so ist Oktober Sky ein ungewöhnlich heftiger Song, Elsewhere eine weitere Ballade (diesmal allerdings ohne Parallelen zu Tarja und Co.) und What You Leave Behind ein sehr pathetischer Midtempo-Song mit ergreifenden Gitarrensoli geworden. Einzig das durchschnittliche And The Road Goes On kann mit den übrigen Stücken nicht mithalten, bei der großen Klasse der übrigen Tracks ist dieses Makel jedoch kaum erwähnenswert, zumal man sich dank der dynamischen Produktion von Dennis Ward – mit welchem EDENBRIDGE übrigens schon seit dem zweiten Silberling Arcana zusammenarbeiten – zu keinem Zeitpunkt der mit einer knappen Stunde durchaus annehmbaren Spielzeit befremdet fühlt, sondern durchgehend im uneingeschränkten Hörgenuss schwelgt.

Es ist also kaum noch erwähnenswert, dass EDENBRIDGE mit Shine ihr bisheriges Referenzwerk abgeliefert haben und mit dem Titeltrack und What You Leave Behind im gleichen Atemzug ihre beiden bislang stärksten Songs an den Mann gebracht haben. Man wird zwar auch künftig noch ab und an das ominöse N-Wort in Reviews über die Österreicher finden können, allerdings ist die absolute Gleichsetzung mit dieser Band inzwischen schlicht und ergreifend überholt. Im Endeffekt sollte es aber egal sein, wo man diese Band nun einordnet – ich habe nun jedenfalls erstmals ein EDENBRIDGE-Album im CD-Regal stehen, das nicht regelmäßig abgestaubt werden muss!

Veröffentlichungstermin: 25.10.2004

Spielzeit: 59:57 Min.

Line-Up:
Sabine Edelsbacher – vocals

Lanvall – lead & rhythm guitars

Andreas Eibler – rhythm & harmony guitars

Frank Bindig – bass

Roland Navratil – drums

Produziert von Dennis Ward
Label: Massacre Records

Homepage: http://www.edenbridge.org

Tracklist:
01. Shine

02. Move Along Home

03. Centennial Legend

04. Wild Chase

05. And The Road Goes On

06. What You Leave Behind

07. Elsewhere

08. October Sky

09. The Canterville Prophecy

10. On Scared Ground (Bonus Track)

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