NASUM, A-TEAM, OAK: München, Feierwerk – 11.11.2004

Die Stars des Grindcore auf Stippvisite in München – um es in Trümmern zu hinterlassen.

Grund eins mich auf dieses Konzert zu freuen: NASUM habe ich zuletzt im Jahr 2001 live bewundert, wohl auch weil sie zuletzt vor vier Jahren auf ausgedehnter Europatour waren. Grund zwei mich auf dieses Konzert zu freuen: Das neue Album Shift ist wiederum extrem genial und brutal. Grund drei mich auf dieses Konzert zu freuen: Der Arbeitstag war scheiße, Frust muss abgebaut werden. Ähnlich ging es wohl vielen anderen Fans, die ins Feierwerk auf die anständige Seite der Münchner Roten Meile pilgerten. Ein bunt gemischtes Publikum bestehend aus Death Metallern, Hardcore-Kids und Punks war bereit für den ultimativen Mosh, gut 200 Gäste fanden sich in dem gemütlichen Club ein.

A-TEAM
Als das A-TEAM nach OAK, die ich leider verpasst habe, begannen den Kessel vor den schwedischen Vorzeigegrindern zu erwärmen war bereits klar, dass sie gut punkten würden – schließlich haben NASUM einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Truppe aus dem Allgäu. Mit zwei Sängern, von denen einer sehr manisch abging, heizte das A-TEAM amtlich mit Hardcore-lastigem und melodischem Grindcore ein, selbst wenn man nicht übersehen darf, dass von Anfang an klar war, dass sie nach den ersten Riffs von NASUM vergessen sein würden. Nichtsdestotrotz lieferten sie ordentliche Riffs, punkige Drums und eine gehörige Portion Rotz ab. Das gefiel nicht nur mir, auch das restliche Publikum fand Gefallen am A-TEAM, selbst wenn einige Songs etwas undurchsichtig klangen. Die motivierte Band, das sympathische Auftreten und die an den Tag gelegte Spontanität sorgte für gute Laune und ließ die Vorfreude auf NASUM zusätzlich ansteigen.

NASUM
Ohne große Rockstarallüren kamen sie auf die Bühne, sahen und siegten. Bereits bei den ersten Tönen des Openers Particles war klar, dass ich Tags darauf Schmerzen haben würde, spätestens bei den folgenden The Engine of Death und Twinkle, Twinkle, Little Scar wurde dies bestätigt: Schlappe drei Minuten versehentlicher Moshpit reichten aus, um mir einen Ellbogen in den Rücken zu rammen. Danke dafür, wer auch immer das war. Ich entschloss mich das Konzert von einem sicheren Standpunkt zu betrachten und wurde mindestens genauso umgeblasen. Sei es einerseits dadurch, dass die gut gelaunten NASUM eine derartig gut eingespielte Einheit darstellten oder dass die Schweden einen Brecher nach dem Anderen ins tobende Publikum feuerten. Auch an der Darbietung mangelte es nicht, Gitarrist Urban zeigte sich als perfekt integriertes neues Bandmitglied, bei dem es an Coolness rein gar nicht mangelte. Drummer Anders, nicht nur menschlich ein Ruhepol, saß wie ein Fels in der Brandung hinter dem Drumkit und zeigte gar keine Mühe bei den brutalen Blast Beats und tonnenschweren Grooves. Der am Mikrofon gefangene Mieszko zeigte sich dennoch als guter Entertainer, der wie der abseits der Bühne auf Krücken gehende Basser Jon keine Gelegenheit zum gelungenen Posing ausließ. Dieser war Blickfang Nummer eins und machte einem Lama Konkurrenz, fing seine Spucke selbst auf – sei es mit dem Bart oder dem Shirt und nicht selten mit seinem Mund.

Zeigten wie niveauvoll und eingängig Grindcore sein kann: NASUM

Lassen wir die ekeligen Details beiseite, denn die Songauswahl verdient auch Aufmerksamkeit. Zwar verzichtete die Band auf drei meiner absoluten Lieblingssongs (Alarm, Stormshield und Fury), aber mit neuen Songs wie dem chaotisch-brutalem Closer to the End, dem melodischen Like Cattle und dem fett groovenden Wrath mit Knallern von Helvete wie I Hate People und Doombringer war für jeden was dabei. Ebenso durften Klassiker wie Shadows und Inhale / Exhale der beiden ersten Alben nicht fehlen. Nach 45 Minuten Blast Beats und Mosh-Grooves war das reguläre Set beendet, womit sich die Menge selbstverständlich nicht zufrieden gab. Die Zugabe bestand hauptsächlich aus alten Songs, mit denen die Band einen Moshpit provozierte, wie ich ihn selten erlebt habe. Nach dem einem kurz improvisierten Ende war endgültig Feierabend und sowohl die Band als auch das Publikum waren überglücklich – intensiver geht es nicht.

So ein Konzert gibt es nicht alle Tage, daher waren die Erwartungen ziemlich hoch – und sie wurden übertroffen. Von einer Band, die zeigt wie niveauvoll und eingängig Grindcore sein kann. Auf viele weitere Alben und Jahre, auch viele weitere Touren, auf viel weiteren gut investierten Schweiß, auf diesen unglaublichen Abend. Danke.

Setlist NASUM:
Particles

The Engines Of Death

Twinkle, Twinkle Little Scar

Shadows

A Welcome Breeze of Stinking Air

Fatal Search

Circle of Defeat

Little Cattle

Scoop

Bullshit

Relics

Tested

Closer to the End

Wrath

The Deepest Hole

Löpandebandsprincipien

I Hate People

Doombringer

Just Another Hog

Inhale/ Exhale

The Black Swarm

Multinational Murderers Network

Parting is Such Sweet Sorrow

This is…

The Masked Face

Darkness Falls

End

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