blank

MOTÖRHEAD, SEPULTURA, THE RING: Osnabrück, Halle Gartlage – 01.12.2004

Immer wieder kommt es vor, dass man bei einem Konzert mit offenem Mund dasteht und man nicht so recht glauben mag, was da gerade abgeht. Am ersten Tag des diesjährigen Dezembers wurde ich in diesen Zustand beim MOTÖRHEAD/SEPULTURA Konzert in Osnabrück versetzt.

Immer wieder kommt es vor, dass man bei einem Konzert mit offenem Mund dasteht und man nicht so recht glauben mag, was da gerade abgeht. Am ersten Tag des diesjährigen Dezembers wurde ich in diesen Zustand beim MOTÖRHEAD / SEPULTURA Konzert in Osnabrück versetzt. Die Gründe: 1.) Ausverkauft! Mit ca. 2.000 Anwesenden war die gute alte Halle Gartlage bis zur Oberkante voll und die Schlange davor zog sich beim Einlass bis nach Mexiko. MOTÖRHEAD scheinen wieder voll angesagt zu sein. Wer hätte das im Vorfeld gedacht? Ich nicht! Speziell die Osnabrücker Metal-Szene glänzt überwiegend mit einer riesengroßen Abwesenheit bei Konzerten, aber an diesem Abend hatte man größtenteils nur Autokennzeichen aus der näheren Umgebung gesichtet und man könnte annehmen, dass es wieder bergauf geht. Abwarten! 2.) Junges Publikum! Wahnsinn. Wo kommen die alle her? Girlies, Skater, Hardcoreler und jede Menge andere Jüngere waren anwesend und hielten sich schon ganz gut die Waage mit den bereits Älteren. Vielleicht haben einige von denen zuviel Sarah Kuttner auf MTVIVA geguckt und Lemmy als extrem cool empfunden und wollten sich den Typen jetzt mal hautnah ansehen …

Angekündigt war der Einlass für 20 Uhr und der Beginn für 21 Uhr. Tatsächlich lief alles bereits über eine Stunde früher ab und die meisten verpassten dadurch die erst kurz vor der Tour angekündigten schwedischen Melodic Metaller THE RING. Schade, dass immer die kleinen Bands unter diesen Falschinformationen zu leiden haben.

SEPULTURA

Das rechtzeitige Erscheinen zur SEPULTURA-Show war für mich durch die endlose Schlange während des Einlasses nicht realisierbar, der Sound war aber auch draußen zu hören: Troops of Doom hallte bis vor die Halle! Als ich zur Hälfte des Gigs den Raum betrat, wurde mir und allen anderen bewusst, dass das ein korrekter Konzertabend wird. Und das ist der 3.) Grund des Staunens: Dachte man im Vorfeld, dass das Package gar nicht soooo gut zusammen passt, dann hatte man sich geirrt – denn bei den Brasilianern tobte bereits der Mob vor der Bühne und das gute 50 Minuten lang. Ob jung, ob alt, alle bekamen hier das volle Brett um die Ohren geholzt und die Jungens gaben sich frischer denn je. Da war es auch egal, dass die Soundwand etwas schief hing, denn kurzzeitig war der Bass völligst verschwunden und die Gitarre dröhnte unkontrolliert in der Gegend rum. Nichtsdestotrotz gab sich Gitarren-Hero Andreas Kisser wie eh und je verliebt in sein Instrument, experimentierte bei Escape to the Void ein bisschen rum und ließ so alles mal ne Runde heftiger klingen. Derrick war auch gut drauf, hüpfte mitreißend über die Bühne und brüllte was das Zeug hielt, die meiste Zeit verloren sich seine Blicke aber irgendwo über der Menge anstatt in dieser. Das sah streckenweise merkwürdig aus oder vielleicht konnte man annehmen, dass er eine Show sehr konzentriert absolviert. Das gespielte Material in der zweiten Hälfte des Sets war mit Territory, Arise , Dead embryonic cells eher älteren Kalibers und bei diesem war mal wieder die bessere Stimmung auszumachen als bei neueren Sachen wie Mind War.

MOTÖRHEAD

Alles MOTÖRHEAD-mäßig im Griff: Lemmy

Was ist unter anderem das Schlimmste bei einem Konzert? Genau: Wenn die Bühne niedrig gebaut wurde und dadurch fast nichts von der auftretenden Band gesehen wird, auch nicht wenn man zu den größeren Anwesenden zählt. Und Osnabrücker Locations sind bundesweit führend, denn z. B. auch in der großen Halle im N8 muss man sich schon an vorderster Front einen Platz erkämpfen oder anders zusehen, dass man nicht nur den Sound hört, sondern auch etwas zu Gucken bekommt. Nach dem SEPULTURA-Gig strömten dann die restlichen Leute von der Vorhalle in die Bühnenhalle und es wurde immer enger. Auf den Rängen war so oder so kein Platz mehr zu erhaschen und auf den Treppenaufgängen stapelten sich bereits die Leute. Im Klartext: Wer nicht in den ersten drei Reihen oder auf den Rängen stand, konnte meistens nur die Köpfe der Briten sehen. Im Vorteil waren natürlich die Mädels, die von irgendwem auf die Schulter genommen wurden, aber komischerweise haben die es nicht wirklich lange auf diesen ausgehalten. Des Öfteren sah man Plastikbecher mit Hochprozentigem in den Händen, denn Whiskey/Cola oder ähnliches wurde hier zu Spotpreisen eingeschenkt. Da hat sich der ein oder andere geärgert, dass es noch nicht Wochenende war und man sich nicht intensiv in Lemmys Normalzustand versetzen konnte. Seit neun Jahren war der Rockveteran und seine Bande nicht mehr in Osnabrück präsent. Das war es ihm auch wert zu erwähnen, nachdem unter anderem Dr. Rock und Stay Clean ohne Pause absolviert wurden, gefolgt von Killers vom aktuellen Inferno-Album. Wenn man etwas sichten konnte, dann sah man die Band auf einer gewohnt hell ausgestrahlten Bühne mit massig extra Scheinwerfern an beiden Seiten. Im Hintergrund diesmal nicht den klassischen Banner mit weißem MOTÖRHEAD-Kopf auf schwarz, sondern das aktuelle Inferno-Cover, was natürlich nicht den großen Unterschied darstellte. Irgendwas war an diesem Abend anders als bei sonstigen MOTÖRHEAD Konzerten. Ganz klar: Die Lautstärke! Diese war zu Beginn recht gut eingependelt, aber nachdem Lemmy den Soundmischer zur Erhöhung dieser aufrief, wusste man sofort, dass ein MOTÖRHEAD-Konzert einfach laut sein muss. Dieser Ansicht waren nicht alle, denn einige Anwesende suchten bei den nachfolgenden Metropolis und Over the Top das Weite, denn es wurde erneut die Schmerzgrenze erreicht. Macht nichts, deswegen waren alle vor Ort (zumindest die, die drauf vorbereitet waren) und kommen immer wieder gerne: traditionell Mucke hören bis der Arzt kommt! Und die Auswahl der Setlist mit Stücken wie I don´t mine, Killed by death und Iron Fist war auch wieder traditionell MOTÖRHEAD-mäßig. Gar nicht Lemmy-mäßig waren seine Ansagen, denn die reduzierten sich größtenteils auf die Nennung des nächsten Songs, ein schnelles Danke oder etwas fix dahin gemurmeltes. Da fehlte der Witz oder Spruch zwischendurch – irgendwie! Was Ende der 80er/Anfang der 90er auf Konzerten noch allgemeiner Standard war, aber aus irgendeinem Grund inoffiziell abgeschafft wurde, sind ja mordslange Drumsolos. Einige Bands fangen mit dem Zeitstrecker und der Pause für die Restmusiker wieder an. MOTÖRHEAD haben damit nie aufgehört und Mikkey trommelte der Menge während Sacrifice gekonnt einen vor den Latz und die Freude war allerorts groß. Juhuh, das konnte nicht mehr getoppt werden. Das anscheinend gute Auskommen mit dem Support zeigte sich bei der Ankündigung von Going to Brazil, wobei Lemmy sich bei SEPULTURA bedankte und ihnen den Song widmete. Der Einsatz der Mundharmonika bei Whorehouse Blues wurde im Späteren auch begrüßt und ein Zeichen gegen diese ganzen Playbackgeschichten gesetzt. Sehr schön. Ein paar nette Special-Effects gab es mit den in aggressiv rot gefärbten Äuglein auf dem MOTÖRHEAD-Banner, untersetzt mit einer ordentlichen Menge Nebel. Die etwas lange Vorstellung der Bandmitglieder vor Ace of Spades war wiederum etwas langweilig, denn man kennt das Trio schließlich. Letztendlich fehlte nur noch der altbewährte Overkill und erneut vergingen die traditionellen 80 Minuten und 0 Sekunden wie im Fluge.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner