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MACHINE HEAD, CALIBAN, GOD FORBID am 15.11.2004 im Schlachthof Wiesbaden

MACHINE HEAD spielten zum ersten Mal in Wiesbaden und wollten zu diesem Anlass wohl nebenbei beweisen, dass sie nach wie vor angesagten und energischen Metal machen, der viel Bewegen kann. Mission gelungen, würde ich sagen.

Der Rauch um das neuste Werk der Mannen um Robert Flynn hat sich ja bereits etwas gelegt, aber zu diesem Anlass sei es noch einmal gesagt: MACHINE HEAD haben mit Through the Ashes of Empires für mich ein Album eingespielt, das erstmals seit dem Debüt Burn My Eyes so richtig kicken konnte und feierten dazu fast ein kleines Comeback, obwohl sie ja nie wirklich weg wahren. Eine Flut an Veröffentlichungen haben die Amis ja nie über uns ergehen lassen, das wird klar, wenn man sich die kurze Diskographie der Band, die eigentlich seit 1994 existiert, ansieht. Auf bekannte und unbekannte Gründe sei hier jetzt nicht näher eingegangen, denn zumindestens Live sind MACHINE HEAD immer noch absolute Brecher. Zu allem Überfluss tritt die Band, die auf ihren letzten Touren unser Gebiet (wie immer) großräumig umfahren hat, zum ersten Mal überhaupt im Wiesbadener Schlachthof auf. Eine Sache, auf die man natürlich Stolz ist und dementsprechend herrscht auch ein großer Andrang vor der Halle. Dass der Einlass, der eigentlich für 19.00 Uhr angesetzt war, sich über eine Stunde verspätet, trägt bei eisigen Temperaturen zwar nicht gerade zur guten Laune bei, kann aber das Gesamtbild kaum trüben.

GOD
GOD FORBID hatten mit schlechtem Sound zu kämpfen.

Jedenfalls war die Halle aufgrund der drastischen Einlassverschiebung (im Vergleich zu später) noch kaum gefüllt als GOD FORBID ihr Set begannen. Die Amis betraten die in rotes Licht getauchte Bühne und trugen uns ihre eigene Interpretation des so viel diskutierten Metalcore vor. Die Energie der thrashlastigen Lieder ging allerdings im grottenschlechten Sound zugrunde, was durch die überdrehte Lautstärke noch gesteigert wurde. Die Band an sich zeigte sich aber gut in Form und eingespielt und heizte der Menge mit Songs von allen bisher erschienenen Alben ein. Dass das nur zwei sind merkte man dem Set allerdings schon ein bisschen an. Der Auftritt wurde, allen Soundproblemen zum Trotz aber gut angenommen und die Fans reagierten durchweg positiv. Auch politisch ließen GOD FORBID nichts anbrennen. Raise your middle finger for George Bush. Fuck him! Und hunderte von Mittelfinger grüßten den wiedergewählten Präsidenten aus Deutschland. Trotz allem mussten GOD FORBID aber die Bühne verlassen, ohne bei mir groß Eindruck schinden zu können. Vielleicht nächstes Mal, mit besserem Sound.

Machten vor der Halle noch Gerüchte die Runde, CALIBAN hätten abgesagt, weshalb sich auch der Einlass verzögerte, so wurden diese spätestens zerstört, als das CALIBAN-Banner sich dezent vor dem übermächtigen MACHINE HEAD-Wandteppich erhob. Gut so, denn so ein Konzert verpasst man nicht gerne, was die mittlerweile zahlreich erschienenen Fans einen denken lassen.

CALIBAN
CALIBANs Neuzugang Marco Schaller.

Dahingegen schienen CALIBAN, als sie ihr Set mit The Beloved And The Hatred begannen zuerst für keine Resonanzen im Publikum sorgen zu können. Weit weniger Hände, als zuvor bei GOD FORBID wurden in die Luft gereckt, der Applaus erschien einem gedämpfter als zuvor. Das änderte sich aber ziemlich bald mit der obligatorischen Wall Of Death, die man in einer so großen Halle wunderbar ausreizen kann. Bis zum Mischpult teilte sich die Menge und der Pit, der daraufhin entstand konnte sich sehen lassen. Zum ersten Mal sah ich Ex-SIX REASONS TO KILL-Gitarrist Marco Schaller als neuen Basser bei CALIBAN auf der Bühne und der poste auch so, wie sich das für einen Basser gehört. CALIBAN ließen die volle Bandbreite an Songs los, der Fokus lag aber auf Kompositionen der zwei letzten Outputs Shadow Hearts und The Opposite From Within. Etwas negativ fiel mir lediglich der cleane Gesang auf, dessen Emo-Touch sowieso nicht jedermanns Sache sein dürfte. Was auf dem Album noch ganz gut rüberkommt, kann live absolut nicht überzeugen. Gitarrist Denis, der diese Parts auf der Bühne übernimmt muss sich hier ganz entschieden noch verbessern. Ansonsten durfte man einen soliden Auftritt der Deutschen erleben. Wer CALIBAN mag, war sicher nicht enttäuscht, wer die Band allerdings noch nie mochte, der hat hier wahrscheinlich auch keine Entdeckung gemacht.

MACHINE HEAD ließen sich status-getreu etwas Zeit, bis sie die Bühne betraten. Das Warten sollte sich allerdings lohnen, denn bereits bei den ersten Tönen des Openers Imperium war klar, dass es ein ganz großes Konzert werden sollte. Sofort war Bewegung in der Menge, bis in die hinteren Reihen. Die Band spielte motiviert und stark auf und das Set konnte sich sehen lassen, The Blood, The Sweat, The Tears, Take My Scars, Day Turn Blue To Gray kamen zwar wenig überraschend, aber umso genialer. Der Schlachthof entwickelte sich in Augenblicken zum Schlachtfeld, der Moshpit teilweise bis zum Mischpult.

MACHINE
MACHINE HEAD kamen, sahen und rockten (Rob Flynn).

MACHINE HEAD legten eine schweißtreibende Show vor und alle Anwesenden zogen mit. Entziehen konnten sich diesem Auftritt wohl wenige. Dave McClain, der, wie Rob verkündet sogar in Wiesbaden geboren ist, durfte zwischendurch ein kurzes Schlagzeugsolo hinlegen, dann ging es weiter. Die Musik von MACHINE HEAD ist einfach die ultimative Live-Musik, die abgehende Menge konnte das bezeugen. Kurz vor Schluss gab es noch ein fulminantes und ausgedehntes Descend The Shades Of Night und das extrem erheiternde Death Metal Prost-Lied (die Musiker knüppeln drauf los und Rob grunzt ganz tief Proooooost ins Mikro). Es folgte das Pflichtstück Davidian (für mich immer noch der beste Song, den die Band je geschrieben hat) und man ahnte schon traurig das Ende herbei. Das gestalteten MACHINE HEAD aber äußerst gelungen und die Amis holzten ein Medley aus SEPULTURAs Territory, PANTERAs Walk und METALLICAs Battery herunter, bevor mit Block der Endhammer fiel. Was bleibt ist ein Konzert erster Klasse, das ohne Lieder, wie das unsägliche From This Day auskam und stattdessen Energie pur lieferte. Ausgewachsene Moshpits, feierndes Publikum, lange Spielzeit, was will man mehr? Einziges Manko waren die offensichtlich überzogenen Merchandise-Preise, die teilweise schon an Unverschämtheit grenzten. Ansonsten: Danke, Schlachthof, Danke, MACHINE HEAD!

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von www.konzertassi.de.

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