blank

JOHN FOGERTY: Deja Vu (All Over Again)

Den Jüngeren unter euch dürfte dieser Name nicht so geläufig sein. Selbst ich als 1969er-Jahrgang hab die Karriere dieses Mannes nur am Rande miterlebt.

Den Jüngeren unter euch dürfte dieser Name nicht so geläufig sein. Selbst ich als 1969er-Jahrgang hab die Karriere dieses Mannes nur am Rande miterlebt: JOHN FOGERTY (der am 28. Mai 1945 in Berkeley / Kalifornien geboren wurde) war der Sänger / Songschreiber von CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL – einer Band, deren Anfänge bis ins Jahre 1959 reichen, als John Fogerty (Guitar), Doug Clifford (Drums) und Stu Cook (Piano) die THE BLUE VELVETS gründeten. Im November 1959 stieß Johns älterer Bruder Tom (der am 6.September 1990 an Tuberkulose starb) dazu. Von dort an nannten sie sich TOMMY FOGERTY & THE BLUE VELVETS. Unter diesem Namen wurden 1961/62 drei allerdings recht erfolglose Singles veröffentlicht! 1964 kam es dann zum Vertragsschluß mit Fantasy Records und zur Namensänderung in THE GOLLIWOGS, ein bei den Bandmitgliedern eher unbeliebter Name. Diesen behielt sie allerdings bis zur Unterzeichnung eines neuen Plattenvertrages bei – doch am 24. Dezember 1967 wurde die Band endgültig in CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL (im folgenden CCR abgekürzt) umbenannt. Der Bandname war eine Mischung aus den Worten Creed (Glaube) und Credence (Vertrauen). Das Clearwater stammte dagegen aus einer Bierreklame und sollte das Wahre und Reine in der Musik symbolisieren, während Revival für Wiedergeburt oder Neubeginn stand. Von Juli 1968 (Creedence Clearwater Revival) bis April 1972 (Mardi Grass – wohl das demokratische Werk der Band, denn jedes Bandmitglied – Tom Fogerty verliess die Band im Februar 1971 um eine Solokariere zu starten – komponierte und sang ein Drittel des Songmaterials – doch wie schlecht Demokratie sein KANN, wurde mit diesem Album deutlich, denn vom typischen CCR-Sound war wenig zu hören) veröffentlichte die Band sieben Studioalben, die allesamt mindestens Gold-Status erreichten und (neben einigen gecoverten Blues und Rock-Standards) unsterbliche wie zeitlose Klassiker wie Proud Mary, Bad Moon Rising, Fortunate Son, Suzy Q.(Part 1), I Put A Spell On You, Up Around The Bend, Travelin´ Band, Hey Tonight, Have You Ever Seen The Rain, Heard It Through The Grapevine oder Tombstone Shadow enthielten. 1969 hatte die Band über 110 Nennungen in den Billboard Charts auf ihrem Konto, was bedeutete, dass wöchentlich zwei CCR-Songs in den Bestenlisten standen. Na, setzt bei Nennung dieser Titel nun langsam der Aha- oder der Ach, von denen ist das-Effekt ein? Leider wurde am 16. Oktober 1972 die Trennung der Band verkündet, wobei die Gründe für den Split wohl finanzieller und persönlicher Natur waren. Während Doug Clifford und Stu Cook sich mit der mehr als peinlichen Cover- und Tributeband CREEDENCE CLEARWATER REVISITED zum Affen und völlig unglaubwürdig machten, startete JOHN FOGERTY eine Solokarriere. Doch leider versuchten viele Leute ihm Steine in den Weg zu legen, so dass sich John zeitweise mehr mit Rechtsstreitigkeiten als mit dem Schreiben von Songs beschäftigen musste. Am übelsten spielte ihm dabei der Boss von Fantasy Records mit. Wohl aus Neid, Enttäuschung und Wut über den Weggang seines Künstlers und lukrativen Zugpferdes wurde JOHN FOGERTY von Saul Zaentz bezichtigt, sich selbst plagiiert zu haben und verklagt. Man muss sich das mal vorstellen: Er wurde beschuldigt, bei sich selbst abgeschrieben zu haben! Glücklicherweise kam es in diesem Fall zum Freispruch, doch Saul Zaentz erwies sich als erbärmlicher Verlierer und verklagte JOHN FOGERTY im Jahre 1985 erneut. Dieses Mal ging es um die lächerliche Summe von 144 Millionen Dollar, die Mr. Zaentz forderte, weil er sich durch die Songs Mr.Greed und Zanz Kant Danz verumglimpft und beleidigt fühlte – man einigte sich schliesslich außergerichtlich.

JOHN FOGERTY liess sich von all diesen Dingen nicht stoppen und legt nun sein aktuelles Studioalbum vor – das sechste nach The Blue Ridge Rangers (1973 – hier spielte John alle Instrumente), John Fogerty (1975 – mit dem wohl bekanntesten Fogerty-Song erscheint Rockin´ All Over The World, das in der STATUS QUO-Fassung zu Weltruhm kam), Centerfield (1985), Eye Of the Zombie (1986) und Blue Moon Swamp (1997 – für diese Scheibe gabs eine Grammy-Auszeichnung). Deja Vu ist mit Sicherheit nicht das rockigste Album, das er jemals aufgenommen hat – aber dafür eines der abwechslungsreichsten. Natürlich thront über jedem einzelnen der zehn Songs (die es auf eine äusserst dürftige Gesamtspieldauer von etwas mehr als 34 Minuten bringen) die Reibeisenstimme von JOHN FOGERTY, die unter tausenden Gesangsstimmen rauszuhören ist. Leider vermag ich nicht zu beurteilen, wie John seine Vergangenheit heute sieht – verleugnen kann er sie mit einem Album dieser Klasse nicht. An allen Ecken und Kanten hört man den CCR-Sound raus. Sehr spartanisch produziert und instrumentiert – so würden CCR wohl heute klingen (kein Wunder, denn JOHN FOGERTY schrieb alle erfolgreichen Songs der Band.

Den Stil kann man vielleicht als Mischung aus Rock, Eingängigkeit, Blues, Country und etwas Folk bezeichnen. Der Titeltrack Deja Vu klingt eher ruhig (aber typisch), Radar dagegen für FOGERTY-Verhältnisse fast schon funkig. She´s Got Baggage ist der mit Abstand rockigste Song des Albums – dicht gefolgt von Wicked Old Witch (ein Song, der einen ganz grob an Bad Moon Rising denken lässt) und dem etwas ruppigen und sperrigen In The Garden. Rhubarb Pie hat dagegegen eine folkige Note, Nobody´s Here Anymore hört man an, dass DIRE STRAITS-Gitarrist MARK KNOPFLER hier die Gast-Klampfe bedient und Honey Do geht deutlich in die Country-Ecke. Abwechslung wird also gross geschrieben. Gut so.

Ein tolles, zeitloses Album. Hab jetzt nur noch zwei Bitten an Herrn Fogerty: Zum einen wünsche ich mir eine Deutschland-Tour und zum anderen die Veröffentlichung einer Compilation, die alle (und davon gab es einige) Stücke enthält, die nur als Single ausgekoppelt wurden und es nicht auf die regulären Alben schafften.

Veröffentlichungstermin: 18.10.2004

Spielzeit: 34:02 Min.

Line-Up:
John Fogerty (Gesang, Gitarre)

Kenny Aronoff (Drums)

Johnny O`Brian (Drums)

Jerry Douglas (Dobro)

Bob Applebaum (Mandoline)

Viktor Kraus (Bass)

David Santos (Bass)

Paul Bushnell (Bass)

Benmont Tech (Orgel)

Bob Britt (Gitarre)

Mark Knopfler (Gitarre)

Aaron Plunkett (Percussion)

Alex Acuna (Percussion)

Dean Parks (Rocka-a-Billy Guitar)

Produziert von John Fogerty
Label: Universal Music

Homepage: http://www.johnfogerty.com

Tracklist:
1) Deja Vu

2) Sugar-Sugar (In My Life)

3) She´s Got Baggage

4) Radar

5) Honey Do

6) Nobody´s Here Anymore

7) I Will Talk With You

8) Rhubarb Pie

9) Wicked Old Witch

10) In The Garden

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner