VANITAS: Lichtgestalten

"Lichtgestalten" bricht zwar erfolgreich aus den Klischees des Gothic Metals aus und klingt relativ eigenständig, ist aber musikalisch zu simpel und somit vorhersehbar.

Die österreichischen VANITAS sind eine der wenigen Bands, denen es gelingt, trotzdem sie auf den schon obligatorischen Wechselgesang von Sopran und Growls setzen, aus den Klischees des Gothic Metal-Genres auszubrechen. Das liegt zum einen daran, dass man neben klassischen Einflüssen auch elektronische Elemente, meist in Form von Drum-Loops, sowie folkige oder auch mal mittelalterlich anmutende Melodien, die manchmal fast schon fröhlich klingen, in den Sound integriert hat und zudem beim Gitarrenriffing auch mal Einflüsse aus dem traditionellen Heavy Metal hörbar sind. Zum anderen gewinnt die Band durch die morbiden, sehr gelungenen deutschsprachigen Texte eine eigene Note.

Wenn es auch gelingt, nicht in den üblichen Klischees zu versinken und sich einen eigenen Sound zu erarbeiten, so lässt die Qualität der auf Lichtgestalten enthaltenen Songs dennoch ab und an zu wünschen übrig und richtig starke Kompositionen sind rar gesät. Zu letzteren zählt zum Beispiel das ziemlich moderne Lebenslauf. Während in der Strophe Drum-Loops und düstere Synthesizer regieren und sich die Rockinstrumente sehr zurückhalten, gipfelt das Stück in einem echten Ohrwurm-Refrain, in dem Maria Dorn und Andreas Schärfinger perfekt harmonieren und es mühelos schaffen, gegen die treibenden Drums und Gitarren anzusingen.

Beim direkt darauf folgenden Tausende Quadrate kommt dann aber direkt die andere Seite der Band zum Vorschein. Das Stück beginnt zwar sehr vielversprechend, nachdem das Tempo dann jedoch angezogen wird, ist es an Einfallslosigkeit nicht mehr zu überbieten. Acht Takte lang wird der gleiche Akkord gehalten bei simplem Achtel-Riffing, man wartet nur darauf, dass endlich der Wechsel kommt und weiß schon vorher ganz genau, welcher Akkord folgen wird – der dann prompt folgt und wiederum endlos lange gehalten wird. Das alles ist viel zu simpel und vorhersehbar und somit einfach nur langweilig. Daran ändern auch recht aufwändigen Arrangements nichts. Die Geige, die auf dem ganzen Album eine recht große Rolle spielt und immer wieder auftaucht, wird nämlich oft nicht wirklich integriert, sondern erklingt häufig in Intros, die jedoch irgendwie aufgesetzt und künstlich vorangestellt wirken.

Sammelleidenschaft zeigt die Band dann wieder von ihrer Schokoladenseite – der Kontrast etwa zwischen den fröhlich-folkigen Melodien im akustischen Gewand im Intro und dem kranken Text, der darüber gesprochen wird, ist sehr gut gelungen. Bei Missverstanden gibt es ein nettes Pedalton-Lick, ansonsten ist dieser Song aber recht unspektakulär.

Insgesamt ist Lichtgestalten ein Album, das zwar erfreulich eigenständig klingt und auch den ein oder anderen bärenstarken Song enthält, als Ganzes aber deutliche Schwächen im Songwriting zeigt und zudem, insbesondere was die Bassdrum betrifft, etwas drucklos produziert ist. Das ist deutlich ausbaufähig, muss man aber nicht unbedingt haben.

Veröffentlichungstermin: 07.06.2004

Spielzeit: 54:22 Min.

Line-Up:
Andreas Schärfinger – Gesang, Gitarre

Maria Dorn – Sopran

Christoph Högl – Gitarre

Johannes Kickinger – Keyboards

Manuel Simoner – Bass

Franz Löchinger – Schlagzeug
Label: CCP Records

Hompage: http://www.vanitas.at

Email-Adresse der Band: andreas@vanitas.at

Tracklist:
1. Endlosschleife

2. Lebenslauf

3. Tausende Quadrate

4. Sammelleidenschaft

5. Missverstanden

6. Re:Inkarnation

7. Kontrollverlust

8. Menschen…Gott…Maschinen

9. Vergangenes kehrt wieder

10. Relatives Freisein

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