Nein, ein ganz normales Live-Album ist The Big Session Volume
1 nicht. Vielmehr handelt es sich hier um ein Folk-Projekt, bei
dem die OYSTERBAND zusammen mit vielen befreundeten
Musikern und Weggefährten an mehreren Abenden Konzerte
gespielt haben, wobei die Songs erst jeweils im Laufe des Tages
arrangiert wurden und dann im Laufe des Konzertabends doch
wieder verändert wurden. Diese Jam-Sessions wurden
festgehalten und finden sich auf dem vorliegenden Album
wieder. Diese Spontaneität ist auch auf dem Album jederzeit
spürbar und hörbar und macht das Album zu etwas ganz
Besonderem.
Natürlich ist das Album alleine schon aufgrund der großen Zahl
der Beteiligten ziemlich abwechslungsreich ausgefallen, was
sowohl die Arrangements als auch verschiedene Stimmungen
betrifft. So wird die ganze Bandbreite von a capella über sehr
minimalistische Instrumentierung bis hin zu sehr komplexen
Arrangements mit reichhaltiger Instrumentierung durch
Mandolinen, Streichinstrumente, Piano, Pipes, Flöten, Banjo und
Kantele. Die verschiedenen Stimmungen, die auf dem Album zu
finden sind, reichen hingegen von fröhlich beschwingt über
melancholisch bis zu tief traurig, so dass über die gesamte
Spielzeit wirklich niemals Langeweile aufkommt.
Mit der Vielzahl an Musikern geht aber auch einher, dass die
verschiedenen Darbietungen von schwankender
Qualität sind, wenn sie auch insgesamt auf einem hohen Niveau
ist und echte Ausreißer nach unten zum Glück ausbleiben. Das
quasi a-capella-Stück Lowlands etwa ist so ein Fall, der Gesang
von June Tabor ist hier einfach ein wenig zu unsauber. Das
vielstimmige The New Jerusalem, ebenfalls ein a-capella-Song,
hingegen ist ein echtes Highlight. Die einzelnen Stimmen sind
perfekt arrangiert, so dass sich ein sehr voller Klang ergibt –
gleichzeitig sind die Stimmen sehr transparent und sehr gut
herauszuhören.
The Big Session Volume 1 deckt die volle stilistische Bandbreite
dessen ab, was der Folk an Varianten zu bieten hat. Da wäre das
rockige The Country Life, Songs wie der Hungarian March, die
förmlich dazu einladen, das Tanzbein zu schwingen, der flotte
Country-Song The House Carpenter, bei dem natürlich auch
das Banjo zum Einsatz kommt, der gesanglich aber etwas
gewöhnungsbedürftig ist, oder das zwar rockig instrumentierte,
aber sehr ruhige und melancholische The Cuckoo´s Nest, bei
dem Jim Moray mit tollem Gesang glänzen kann und das als
einer der wenigen Songs mit einem E-Gitarren-Solo aufwarten
kann.
Zwar ist nicht immer alles perfekt, doch ist dies der Preis für die
Spontaneität, die erfolgreich auf den Tonträger transportiert
wurde. Für eine Live-Aufnahme ist außerdem der Sound sehr gut
und transparent, so dass The Big Session Volume 1 sowohl für
Fans empfehlenswert ist als auch zum Einstieg in die Welt des
Folk, denn das Album verschafft durch die große Zahl an
Gastmusikern einen guten Überblick über das, was die Folkszene
derzeit zu bieten hat.
Veröffentlichungstermin: 27.09.2004
Spielzeit: 64:58 Min.
Line-Up:
Chopper – bass guitar, cello, vocal
John Jones – vocal, melodeon
Lee Partis – drums, vocal
Alan Prosser – guitars, kantele, vocal
Ian Telfer – violin, viola, vocal
Gäste:
Phil Beer (SHOW OF HANDS) – mandolin, violin, vocal
Eliza Carthy – vocal, violin
Ben Ivitsky – 5-string viola, vocal
Steve Knightley (SHOW OF HANDS) – vocal, mandocello, quattro
Jim Moray – vocal, piano, guitar
James O´Grady – uillean pipes, whistles, violin, vocal
Brett Sparks (HANDSOME FAMILY) – vocal, guitar
Rennie Sparks (HANDSOME FAMILY) – vocal, banjo
June Tabor – vocal
Produziert von Rob Keyloch
Label: Westpark Music
Hompage: http://www.oysterband.co.uk
Tracklist:
1. John Barleycorn
2. Whitehaven
3. Lowlands
4. Country Life
5. Fuse
6. Ten Thousand Miles/Hungarian March
7. The New Jerusalem
8. When That Helicopter Comes
9. The House Carpenter
10. The Cuckoo´s Nest
11. We Shall Come
12. Love Will Tear Us Apart
13. Factory Girl
14. Country Life I Like To Rise
15. The Cornish Farewell Shanty