PERZONAL WAR: Lange Haare sind mehr im Kopf, als darauf!

Die Troisdorfer Formation PERZONAL WAR darf sich mit ihrem formidablen aktuellen Album “Faces” ohne Zweifel zur Speerspitze der deutschen und auch internationalen Power/Thrash-Szene zählen. Ein abwechslungsreiches Werk, welches es zur Dauerrotation in meinem Player schaffte und der sympathischen Band endlich zum großen Durchbruch verhelfen sollte. Sänger/Gitarrist Metti stellte sich geduldig meinen Fragen und wenn ihr wissen wollt, warum ich u.a. Metti´s “Weibergeschichten” in seinen Lyrics nicht ganz deuten konnte, die Haare bei PERZONAL WAR gefallen sind und warum es keine Sau interessiert, wenn Küblböck´s Hund mit Eisbällchen beworfen wird, dann lest weiter …

Die Troisdorfer Formation PERZONAL WAR darf sich mit ihrem formidablen aktuellen Album “Faces” ohne Zweifel zur Speerspitze der deutschen und auch internationalen Power/Thrash-Szene zählen. Ein abwechslungsreiches Werk, welches es zur Dauerrotation in meinem Player schaffte und der sympathischen Band endlich zum großen Durchbruch verhelfen sollte. Sänger/Gitarrist Metti stellte sich geduldig meinen Fragen und wenn ihr wissen wollt, warum ich u.a. Metti´s “Weibergeschichten” in seinen Lyrics nicht ganz deuten konnte, die Haare bei PERZONAL WAR gefallen sind und warum es keine Sau interessiert, wenn Küblböck´s Hund mit Eisbällchen beworfen wird, dann lest weiter …



Hey Metti, alles fit im Schritt? Fettes neues Album, das ihr mit “Faces” am Start habt! Ich hatte ja schon Bedenken, als ich das Bandpic begutachtete. Haare ab und Trendmucke war meine Befürchtung. Hehe, immer diese Vorurteile, gelle? Wie kam es zum optischen Wandel?

Hi Gert, vielen Dank für das Kompliment … jaja … die Vorurteile :-). Seit dem letzten Album und “Faces” sind ja nun mal schon wieder zwei Jahre vergangen, in denen sich so einiges getan hat. Die “Haare-Ab”-Sache war nichts Geplantes, sondern hat sich im Laufe der Zeit einfach ergeben. Martin war der Erste und irgendwie kam dann eins zum anderen. Ich denke allerdings, dass man erwachsen genug an diese Sache rangehen sollte. Haare ab bedeutet ja nicht zwangsweise, kein Metal mehr zu sein. Wenn du beginnst, dir die Haare wachsen zu lassen hörst du von allen Ecken “wie bescheuert” und machst es dennoch, weil du Bock drauf hast. Wenn dich die Leute dann aber mit Metal in Verbindung bringen, krakeelen sie alle, wenn du die Matte abschneidest und schwups bist du wieder in der Rebellenrolle, weil die ganzen “true-metallischen” Moralapostel deinen Look nicht mehr mögen. Und um ehrlich zu sein gehen mir diese Diskussionen ob “True”, “New”, “Kurzhaarig/Langhaarig”, “oder was auch immer” so sehr auf den Sack, dass ich schon gar keinen Bock mehr habe mich über so eine Scheiße zu unterhalten. Da bohr ich lieber in der Nase …das ergibt wenigstens Sinn!

“Faces” ist zum Glück teilweise richtig heavy ausgefallen. Ich denke “Devil In My Neck”, “What We Call Progressive” und “Into The Fire” sind einige der härtesten Tracks eurer Karriere, oder? Woher kam diese Aggression und Angepisstheit?

Ja, da stimme ich dir zu. Wir alle stehen einfach total auf Thrash der alten Schule. Und wie schon erwähnt … nur weil du äußerlich nicht mehr langhaarig bist, heißt das ja nicht, dass du keinen Bock mehr auf Metal hast. In meinen Augen haben lange Haare mehr mit einer bestimmten Einstellung zu tun, als mit der tatsächlichen Matte auf dem Kopf. Meine These: Lange Haare sind mehr im Kopf, als darauf :-)! Vielleicht sind die genannten Tracks auch eine direkte Antwort auf eben dieses Klischee. Unsere Roots liegen nun mal im Bay-Area Bereich; mittlerweile haben wir auch einen spieltechnischen Level erreicht, der es uns erlaubt, solche Songs zu spielen. Vielleicht haben wir das auf den vorherigen Alben auch schon versucht … nur hat es da auch noch an instrumentalen Fähigkeiten bzw. an der nötigen Erfahrung gemangelt. Ein weiterer großer Pluspunkt ist der Sven, der die gesamte Platte durch sein Bassspiel enorm aufwertet … der alte Wemser!

Wiederum wurden die Melodien in eurem Sound nochmals verfeinert. Besonders gesangstechnisch hast du deine beste Leistung bisher abgeliefert. Gerade die mehrstimmigen Arrangements und die große Variabilität wirken sehr geil. Ein ums andere Mal springt mir ein Ohrwurmrefrain entgegen. Hast du hart an dir gearbeitet und wie denkst du selbst über deine Gesangsleistung im Bezug zu den Vorgängerscheiben?

Ui, da sage ich doch mal vielen Dank für das Lob. Natürlich habe ich versucht gesangstechnisch das Beste zu geben und ich habe in den letzten Monaten sehr hart an meinem Gesang gearbeitet. Nicht unbedingt bewusst, aber indem sich dein Musikgeschmack erweitert, und du ständig im Auto oder zu Hause deine derzeitigen Lieblingssongs trällerst, trainierst du die Stimme enorm. In der Vergangenheit war es oftmals so, dass wir weniger Zeit in Harmonien/Arrangements und Zweistimmigkeiten investiert haben. Diesmal haben wir uns bewusst hingesetzt und im Studio alle möglichen Varianten ausprobiert, um dem jeweiligen Song das geben zu können, was er braucht. Das hat letztendlich sehr viel Zeit gekostet; hat sich aber in meinen Augen stark gelohnt, weil man durch diesen Aufwand noch eine Menge aus den einzelnen Stücken herauskitzeln konnte.

METTI: Unsere Roots liegen nun mal im Bay-Area Bereich.
METTI: Unsere Roots liegen nun mal im Bay-Area Bereich.

Im Review zu “Faces” habe ich schon recht ausführlich über die Tracks berichtet. Mich würde jetzt noch interessieren wie ihr auf die Idee gekommen seid “My Secret” zu komponieren. Das Stück ist ja recht eingängig und mainstreamig und sicherlich auch für Leute verdaubarer, die nicht so auf den härteren Power/Thrash Metal stehen. War dies kalkuliert und ihr wolltet damit euren ersten Hit landen?

Nein, “My Secret” entstand genau wie alle anderen Songs auch. Aber schon beim Schreiben des Songs dachte ich mir, dass er ein ganz besonderes Feeling besitzt. So etwas passiert aber nur durch Zufall. Dass ausgerechnet “My Secret” als Video ausgekoppelt wurde, war zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht klar. Es stellte sich allerdings heraus, dass extrem viele Leute gerade diesen Song besonders mochten und er komischerweise die Brücke zwischen “Metallern” und “Nicht-Metallern” schlägt. Mein Favorit für ein Video wäre “Devil In My Neck”; aber wenn du ganz ehrlich bist, würde das rein gar nichts bringen. Du kannst nur einen Song nehmen, der “mainstreamig” angehaucht ist, da du sonst keine Chance hast, den Clip bei einem Sender unter zu bekommen. Leute, die mit Metal nichts am Hut haben, hatten sich dann wegen “My Secret” die CD gekauft und waren wegen den harten Songs darauf erst mal geschockt. Es kamen jetzt aber schon viele Fans auf uns zu und sagten, dass – obwohl sie auf uns wegen “My Secret” aufmerksam geworden sind – sie mittlerweile die härteren Tracks noch geiler finden. Das war bei OZZYs “Dreamer” und seiner letzten Scheibe ja auch so. Ich denke, dass eine Menge Leute auf melodischen, Bay-Area angehauchten Metal stehen würden, wenn sie ihn hören könnten. Du bekommst aber über Radio/TV nun mal kein Airplay mit dieser Musik und deshalb kannst du den Umweg nur über eine solche Nummer wie “My Secret” gehen. Ich persönlich zähle den Song aber auch neben “Devil In My Neck” zum Besten des Albums. Und siehe da; auch Leute, die sonst nie auf uns aufmerksam geworden sind stehen auf die Musik und finden auf einmal auch die harten Nummern geil. Ich persönlich bin sehr stolz darauf, mit PERZONAL WAR die Musik spielen zu können, die ich am liebsten höre. Das ist hauptsächlich Bay Area Thrash, der aber über 80er Metal, modernen Metal, modernen Rock bis hin zu experimenteller Mucke geht. Dies miteinander zu vereinen und in ein einheitliches Soundgewand zu bringen ist die Motivation die Band nach vorne zu bringen.

Zu “My Secret” habt ihr auch erstmals einen Videoclip gedreht, der sehr ansprechend ist. Zudem habt ihr dafür das “Der Schuh des Manitu”-Kamerateam engagiert und den teuren Clip quasi für Null Euro bekommen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Und lief das Teil schon im Fernsehen?

Wir müssen uns bei diesem Clip ganz herzlich bei allen Beteiligten bedanken. Stephan Lacant, Vera Brenner und ganz besonders Katrin Staub und Steffen Kaus wären da namentlich zu nennen. Ohne die und alle Mithelfenden wäre das nie möglich gewesen. Sascha arbeitet in der Fernsehbranche und hat deshalb Kontakte zu Leuten, die im TV-Bereich tätig sind. Aus einer “Thekenspinnerei” ist dann nach und nach ein richtig großes Projekt geworden, an dem letztendlich 30 Leute beteiligt waren. U.a. kannte jemand Stephan Schuh und Sascha Ersfeld (Kamerateam bei “Der Schuh des Manitu”), die die Kamera beim Clip übernommen haben. Ein großes Dankeschön geht auch an die Firma Action Concept, die das ganze Unterfangen stark unterstützt hat. Danke euch allen für diese super geile Erfahrung! Auf Onyx, Hit 21 und bei Vivas Hellkitchen läuft der Clip bereits; in Holland haben wir es bei “The Box” (Viva-Tochter) in die Rotation geschafft, was bedeutet, dass der Clip über zehn Mal am Tag gesendet wird und auch in Ungarn, Frankreich und Spanien läuft der Song auf diversen Sendern. Genaue Infos habe ich aber leider auch nicht; immerhin kann der Clip ja auch bei der Erstauflage der “Faces”- CD bestaunt werden, die nebenbei ja auch noch Multimedia Schnick-Schnack und zwei Bonus-Tracks enthält … also ab in den Laden :-)!!!

Wenn wir schon beim Film sind, dann lass uns noch kurz über deutsche Schmalzserien reden. Bei der Soap “Unter uns” seid ihr auch musikalisch vertreten gewesen. Was hast du diesbezüglich zu berichten und schämst dich eigentlich nicht, haha?

Um ehrlich zu sein habe ich “Unter uns” noch nie gesehen; auch nicht die Folge, in der unsere Mucke lief. Ein Mädel war da wohl völlig mies drauf und hörte dann Metal in voller Lautstärke, um wieder runterzukommen; das waren dann PERZONAL WAR mit “Dragon´s Mouth”. Da Sascha eine Zeit lang bei “Unter uns” gearbeitet hat, lag es nah, da mal ein kleines Sperenzchen dieser Art unter zu bringen :-)! Das Ganze war aber mehr ein Gag … ein metallischer Gag hua, hua…

Line-Up-technisch gab es auf der Bass-Position auch eine Änderung. Martin Buchwalters (drums) Bruder Frank musste die Band verlassen und wurde durch AARDVARKS-Viersaiter Sven Krautkrämer ersetzt. Was waren die Gründe für den Wechsel? War es für Martin nicht ein schwerer Schritt seinen Bruder bei der Band zu verlieren? Warum habt ihr euch gerade für Sven entschieden? Und was machen die AARDVARKS eigentlich, gibt’s die coole Band noch?

Klar war es eine blöde Sache; wie es wahrscheinlich bei jedem Besetzungswechsel ist; niemand macht so etwas gerne. Allerdings gab es über einen langen Zeitraum Problemchen und letztendlich entschieden wir dann alle, getrennte Wege zu gehen. Letztendlich war die Entscheidung richtig und wir sind momentan zufriedener als je zuvor. PERZONAL WAR ist endlich ein Team, in dem jeder sein Bestes gibt und sich selbst Pfefferkörner in den Arsch streut, um die Band nach vorne zu bringen. Sven hat super Ideen und passt menschlich wie auch spielerisch perfekt zur Band. Er hat frischen Wind in die Band gebracht und gibt auch live mächtig Gas … und ganz besonders auf persönlicher Ebene läuft es mit Sven wunderbar. Wenn du dich innerhalb der Band wohl fühlst und du dadurch Spaß an gemeinsamen Auftritten und dem Rumhängen vorher und nachher hast, projizierst du das auch auf die Zuschauer … und ich glaube die Leute merken, dass wir Spaß in den Backen haben. Frank spielt mittlerweile bei der geilen Death Metal Combo ENDART, und scheint dort auch sehr glücklich zu sein. Und AARDVARKS gibt es mit verändertem Line-Up noch immer; in meinen Augen auch eine verdammt gute Band.

METTI: PERZONAL WAR ist endlich ein Team, in dem jeder sein Bestes gibt und sich selbst Pfefferkörner in den Arsch streut, um die Band nach vorne zu bringen.
METTI: PERZONAL WAR ist endlich ein Team, in dem jeder sein Bestes gibt und sich selbst Pfefferkörner in den Arsch streut, um die Band nach vorne zu bringen.

Lass uns nun mal über die Texte des aktuellen Albums sprechen. “Devil In My Neck” beschäftigt sich mit der Frage, was nach dem Tode kommt, ob es noch ein Leben danach gibt. Denkst du oft über den Tod nach und was glaubst du, was wirklich danach sein wird?

Nun ja … so wirklich beschäftigt sich der Text nicht mit dem Tod. Grundaussage des Textes ist viel mehr: Man ist für sein eigenes Schicksal verantwortlich und hat eine Menge mitzubestimmen, wohin der eigene Weg führt. Von nix kommt nix. Deshalb muss man sich ab und zu auch mal selbst in den Arsch treten. Wichtig dabei ist, dass man nach vorne schauen sollte, und nicht vergangenen Zeiten hinterher trauert. Der Gedanke “hoffentlich wird es so, wie es vorher war” funktioniert nie! Man bekommt ein bestimmtes Gefühl nie gleichermaßen zurück, denn wenn man daran schon denkt, ist es nicht mehr unbeschwert … viel mehr sollte man an einer Sache arbeiten, um ein vergleichbares neues Gefühl zu schaffen.

“Burning Symbols” handelt von Umweltkatastrophen. Diese nehmen immer mehr zu und der Mensch hat noch immer nicht die Zeichen der Natur erkannt, um sein Fehlverhalten zu ändern. Was denkst du, wie lange wird die Erde noch in dieser Form existieren und was würdest du diesbezüglich ändern, wenn du in diesem Land das sagen hättest?

Das Absurde ist doch einfach, dass jeder weiß, wohin es führt, wenn wir in dieser Art und Weise weiter machen, und dennoch niemand etwas ändert. Irgendwann wird es wohl mal den Riesenknall geben … das haben wir uns dann selbst zuzuschreiben.

Kindesmisshandlung aus der Sicht einer betroffenen Person und die Schwierigkeit die ganze Sache zu vergessen wird in “My Secret” abgehandelt.

Nun ja…da muss ich dich leider erneut enttäuschen. Mit Kindesmisshandlung hat der Song rein gar nichts am Hut. Viel mehr geht es dabei um eigene Erfahrungen: Eine zerbrochene Beziehung! Du sagst dir immer wieder “Schau nach vorne”, und wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist, schaffst du es doch nicht diesen allerletzten Schritt zu gehen und die Sache endgültig innerlich abzuhaken. Einige Dinge prägen einfach zu sehr, als dass man sie “theoretisch” abhaken kann.

“Divergent”: was möchtest du uns mit dem “divergent daydream” in deinem Kopf mitteilen?

Kennst du das Gefühl, wenn du dir für irgendetwas total den Arsch aufreißt, und es dennoch auf der Kippe steht, ob es klappt, oder nicht? Und obwohl einen diese Neugier und diese Spannung fix und fertig machen, stellen sie dennoch einen verdammt hohen Reiz dar. Da spielt eben immer dieses Gefühl mit “was man sich hart erarbeiten muss, ist im Endeffekt oft das Spannendste”. Dieser Reiz, der gleichzeitig oft Angst macht soll der “Divergent Daydream” sein.

“From Within Through Time”: eine zerbrochene Beziehung, in der du bereust nicht wirklich gezeigt zu haben, wer du wirklich bist und wie du eigentlich auch sein kannst. Ein Bereuen, dass du dich deinem Partner nicht vollständig offenbart hast? Bist du ein komplizierter Mensch, wenn es um Beziehungen geht?

Mhhhhh … wahrscheinlich schon. Obwohl ich mich in einer Beziehung schon so zeige, wie ich wirklich bin. Das hat aber ja auch eine Menge mit innerer Reife zu tun. Vor drei Jahren stand ich noch an einem anderen Punkt im Leben als jetzt. Durch Fehler, die man macht, sollte man lernen …von daher haben auch die schlechten Erfahrungen ihr Gutes und man fragt sich beim nächsten Mal wohl, ob man es wieder genauso machen würde, wie beim Mal davor. Vielleicht geht jeder im Leben mal durch Zeiten, in denen er selbst nicht so genau weiß, wer er eigentlich ist und was er eigentlich will. Wenn man sich selbst darüber nicht im Klaren ist, kann man auch kaum mit seinem Partner darüber reden … man kann auf einige Fragen keine Antworten geben, da man sie selbst nicht weiß. Sehr kompliziert, aber darum geht es in dem Text.

METTI: Irgendwie machen die Schwächen eines Menschen ihn doch erst sympathisch.
METTI: Irgendwie machen die Schwächen eines Menschen ihn doch erst sympathisch.

“Into The Fire” ist erneut ein Song zum Thema Umwelt und wie der Mensch diese zerstört. Dieses Thema scheint dich sehr zu beschäftigen, oder?

Man kann diese ganze Umweltsache ja irgendwie auch auf die ganze Situation, die momentan in der Welt herrscht beziehen. Irgendwie scheinen alle immer Bekloppter zu werden. Schau dir die Situation im Irak an … die Terroranschläge in der ganzen Welt; das alles nimmt ja gar kein Ende und die Leute werden immer extremer. Anscheinend werden wir uns irgendwann tatsächlich selbst zu Grunde richten. Dieser Wahnsinn, von dem man täglich liest bzw. ihn im Fernsehen sieht ist doch eigentlich kaum in Worte zu fassen.

Hmmm, bei “All I Gave” bin ich mir nicht so recht sicher. Zuerst dachte ich, dass die Lyrics aus der Sicht eines Mörders geschrieben sind. Kam dann zum Entschluss, dass es eher eine Person ist, die sich versucht selbst zu zerstören und sich Verletzungen/Schmerzen zufügt. Klär mich auf! 🙂

Das hat auch eher was mit einem Mädel zu tun … und ist in eine Story verpackt :-)! Ich habe mir da für eine bestimmte Person den Arsch völlig aufgerissen, und dieses “Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel” hat mich am Ende ganz schön wahnsinnig gemacht. Sinngemäß: Du gibst alles, was du kannst; tötest dich innerlich fast selbst; erreichst aber dennoch nicht, was du willst, obwohl eigentlich alles dafür spricht. Die hohen Erwartungen, die man dabei vielleicht an sich selbst stellt sind unmöglich einzuhalten und vielleicht bringt einen gerade das noch mehr auf die Palme. Der Track gehört zu meinen absoluten Favoriten, da er total heavy und gleichzeitig emotional geworden ist, und irgendwie ein verdammt böses Feeling besitzt.

“Tears”: Schwäche kann genauso gut eine Stärke im Leben sein?

Irgendwie machen die Schwächen eines Menschen ihn doch erst sympathisch. Es ist vielleicht auch eine Grundtendenz in unserer Zeit, dass es falsch ist, Schwächen zu zeigen. Das Höher- Schneller- Weiter-Prinzip lässt das nicht zu. Warum sollte man seine eigenen Schwächen verleugnen? Ich denke, wenn man sich derer bewusst ist, kann man viel intensiver leben und sich positiv von unserer sehr oberflächlichen Gesellschaft abheben.

“The Essential”: Die Gegensätze von Liebe und Schmerz, ebenso der Gegensatz von Kirche und Leben?

Eigentlich geht es bei dem Track um das Wichtige im Leben, das wahrscheinlich jeder für sich selbst entscheiden muss. Was haben Worte wie “Liebe”, “Schmerz”, “Ehrlichkeit” oder “Beständigkeit” in unserer Gesellschaft eigentlich noch für eine Bedeutung? Sind das nur noch leere Phrasen? Kuck dir die Casting-Scheiße an, Big Brother oder ähnlichen Schrott. Die Leute verblöden bewusst und finden das auch noch super. So viele Leute hecheln ständig dem hinterher, was trendy ist; nur um hip zu sein und mitreden zu können. Ich kann so ein oberflächliches Verhalten nicht verstehen … welcher Star jetzt mit wem über drei Ecken was hat, mit nacktem Arsch über Britneys Visage rutscht oder den Hund von Daniel Kübelböck mit Eisbällchen beschmeißt, kann doch eigentlich nur jemanden interessieren, der rein gar nix anderes zu tun hat, oder?

“Faces”: Schizophrenie, das zweite Gesicht, das jeder haben kann. Bin ich da erneut auf dem Holzweg?

Ich denke, dass es oft nicht einfach ist, sein wahres Gesicht zu zeigen, da man ja irgendwie fast schon dazu erzogen wird, sich stromlinienförmig zu verhalten, um “im Leben voran zu kommen”. Ich denke allerdings, dass man mit ein wenig Menschenkenntnis so was sehr schnell merkt. Ob man sich genauso verhält, wie alle anderen, kann man ja für sich selbst entscheiden. Ich denke einfach, dass wenn man zu dem steht, was man ist, man auch ein glücklicheres Leben führen kann, als jemand, der sich ständig nach dem Fähnchen im Wind richtet.

Bei “Just Some Pain” greifst du erneut die Psyche des Menschen auf. Welcher innere Schmerz ist gemeint?

Mal wieder eine kleine Story, die durch ein Mädel inspiriert wurde :-). Es geht hierbei um die Problematik, bestimmte Gefühle deuten zu wollen, die man nicht deuten kann. Vielleicht gibt es für einige Gefühle gar keine rationale Erklärung, und man sollte es auch dabei belassen. Wenn du verliebt bist, handelst du oft, wie ein völliger Idiot … und wenn du das jemandem erzählst, wird er nur den Kopf schütteln und sich seinen Teil denken. Aber ist das nicht gerade das Besondere daran? Wenn du, obwohl du dich selbst eigentlich als vernünftig und konsequent einschätzt, völlig bescheuerte Aktionen bringst, muss es dir doch mit der Sache sehr wichtig sein, oder? Natürlich ist so etwas auch sehr oft mit schmerzlichen Erfahrungen verbunden … also “Just Some Pain”. Aber irgendwie schöpft man daraus ja auch neue Energie. Der Text behandelt das Ganze aber eher ein wenig abstrakt.

Wer ist in deinen Lyrics zu “The Sleeper” der Schläfer? Sicher nicht der Terrorist bezüglich der aktuellen politischen Lage.

Dabei geht es um das schlechte Gewissen, das immer dann auftaucht, wenn es einem am wenigsten passt :-)! Wenn man versucht sich selbst einen in die Tasche zu tun, sich mit unangenehmen Dingen nicht auseinandersetzt, kommen sie früher oder später doch auf einen zurück. Vor einigen Dingen kann man nicht weglaufen … und wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt sind sie oft gar nicht so schlimm, wie erwartet.

“What We Call Progressive”: ein großes “Fuck You” an unsere Leistungsgesellschaft, in die sich jeder Bürger einreihen muss. Jeder Mensch geht seiner Routine nach und keiner macht sich mehr Gedanken über das Leben und erledigt den vorgegeben Mist? Jeder sollte wieder sein Gehirn einschalten!

Exakt! Wir machen uns Gedanken über so viele belanglose Dinge; die schwere Entscheidung welches der zehn Paar Schuhe ich jetzt kaufen soll oder wo ich denn jetzt in den Urlaub hinfahre und woanders verhungern Menschen. Man sollte sich mal vor Augen führen über was und wen, und wie oft wir darüber meckern, wie schlecht es uns geht. Dass andere aber nicht mal das Nötigste zum Überleben haben, vergisst man dabei sehr leicht. Es geht nur noch um Profit und Konsum … und das eigene Wohl; was anderes interessiert nicht, und das ist doch irgendwie eine sehr beängstigende Tendenz.

METTI: Der Gedanke 'hoffentlich wird es so, wie es vorher war' funktioniert nie!
METTI: Der Gedanke ‘hoffentlich wird es so, wie es vorher war’ funktioniert nie!

Die Produktion von “Faces” wurde ja bis auf einen Teil der Drums komplett von Martin in die Hände genommen und sie ist sehr fett ausgefallen. Mittlerweile ist euer Drummer ein richtiger Crack in Sachen Produktion geworden. Sieht er darin (neben der Band) seine Zukunft und welche Combos hat er bisher produziert?

Martin hat in meinen Augen einen absoluten Klasse Job abgeliefert. Er hat über die Jahre sehr viel gelernt und wird mit jeder Produktion, die er macht, besser. Dass er dabei mit vielen verschiedenen Bands verschiedener Stile arbeitet, hilft PERZONAL WAR natürlich ebenfalls sehr weiter, da wir als Band natürlich auch davon profitieren. Den Job als Tontechniker bei Gernhart macht der Martin ja nun schon seit ein paar Jahren. Neben DELIRIOUS, ELVENKING, FIRE IN THE ATTIC, SPECTRAL und einer Menge anderer Rock, Punk und Metal-Combos wird Martin auch die nächste SUIDAKRA-Scheibe produzieren und evtl. auch VICTOR SMOLSKIs kommende Soloscheibe mischen. Und dann geht es hoffentlich auch schnell wieder ans nächste PERZONAL WAR-Album! An alle Bands, die einen guten Sound brauchen: Meldet euch einfach bei uns unter info@gernhart.de.

Wie bist du mit der Arbeit eures Label AFM zufrieden? Mittlerweile sind einige coole Bands an Bord.

Bisher sind wir sehr zufrieden. AFM scheinen mittlerweile sehr von PERZONAL WAR überzeugt zu sein und an die Band zu glauben. Wir haben sehr gute Promotion, können viele Interviews geben und ich denke das Interesse an der Band ist um einiges gestiegen. Da haben AFM mit Sicherheit einen großen Teil zu beigetragen und auch was Samplerbeiträge, das Video etc. angeht, können wir uns wirklich nicht beschweren. Natürlich besteht die Gefahr bei den vielen großen Namen, die mittlerweile bei AFM unterschrieben haben, selbst immer mehr ins Hintertreffen zu geraten. Deshalb müssen wir unser Bestes geben, um da mithalten zu können … wir arbeiten dran :-)!

Metti, du hast erneut das Booklet/Cover-Design übernommen. Was willst du uns mit dem Cover und dem Inlay vermitteln?

Das ganze sollte einen düsteren, modernen Touch bekommen und dennoch METAL sein. Ich persönlich stehe sehr auf die Artworks von Travis Smith (NEVERMORE, OVERKILL, SOILWORK, etc.), die in den meisten Fällen viel Interpretationsfreiraum haben und sehr zeitgemäß rüberkommen. Das Artwork zeigt die einzelnen Bandmitglieder im Hintergrund … die vielen kleinen Faces ;-). Im Booklet selbst findest du, unterstützend zu jedem Songtext eine kleine, passende Illustration. Ich habe mir diesmal sehr viel Zeit und Mühe mit dem ganzen Design gemacht, da der Fan ja auch etwas Vernünftiges für sein Geld bekommen soll. Ich glaube, dass für viele Metalheads eine CD wirklich noch einen Wert darstellt und ein cooles Gesamtbild, das zur Band und zur Musik passt, finde ich schon sehr wichtig.

Ihr seid gerade erst mit BLAZE und CIRCLE II CIRCLE auf Tour gewesen. Wie seid ihr da reingerutscht und welche Erfahrungen habt ihr sammeln können? War dies der nächste Schritt in eine rosige Zukunft für PERZONAL WAR?

Die Tour hat sehr viel Spaß gemacht und wir haben eine Menge gelernt. Wir sind sehr gut behandelt worden und sowohl Bands als auch Crew waren extrem nett und fair zu uns. Ich denke, dass wir auch trotz des geringen Zuschauerschnitts eine Menge neuer Fans erreicht haben, und wir hoffen natürlich, dass wir dazu demnächst noch weitere Gelegenheit bekommen werden. Die Reaktionen der Zuschauer sprechen auf jeden Fall dafür, dass es ein paar Leute gibt, die die Band mögen … außer uns selbst, und das motiviert natürlich ungemein :-)!

PERZONAL WAR - Logo


Wenn du deine Karriere in diesem Moment Revue passieren lässt, was hättest du gerne anders gemacht und was beibehalten?

Eigentlich bin ich sehr zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben. Alleine die Tatsache immer mehr “Idole” kennen zu lernen ist doch schon sehr befriedigend … so erfüllt man sich nach und nach kleine, ideelle Ziele. Das Einzige, was nicht hätte unbedingt sein müssen, war das ganze Hick-Hack mit B.Mind Records. Aber auch daraus haben wir gelernt und vielleicht war es gut, dass wir diese Probleme zu einem so frühen Zeitpunkt hatten. Wir gehen auf jeden Fall mittlerweile wesentlich vorsichtiger vor, wenn es sich um irgendwelche Vertragsgeschichten dreht.

Was sind deine persönlichen Zukunftsziele, sowohl im Bezug auf die Band, als auch privat?

Ich habe gerade einen neuen Job angefangen und stelle für einen großen Musikhandel Kataloge und Anzeigen zusammen. Desweiteren bin ich selbstständig als Grafiker unterwegs. Auf diesem Gebiet Fuß zu fassen und mich zu etablieren ist natürlich eins meiner persönlichen Ziele … das ist ja bei unserer momentanen Wirtschaftslage leider nicht selbstverständlich. Natürlich versuchen wir ebenfalls PERZONAL WAR nach vorne zu bringen und uns Stück für Stück zu etablieren. Auch das ist ja in der momentanen Situation sehr, sehr schwierig. Wenn alles gut läuft werden wir gegen Ende des Jahres ein weiteres mal auf Tour gehen und dann hoffentlich mächtig Ärsche treten :-)! Außerdem werden wir schnellstmöglich mit neuen Songs für das kommende Album anfangen, da wir zur Zeit ohne Ende motiviert sind und in diesem Bandgefüge total viel Spaß zusammen haben. Da macht die gemeinsame Zeit einfach super viel Spaß und so lange das so gut funktioniert, sollte man das ausnutzen. Mal sehen, was das laufende Jahr noch so für Überraschungen parat hat. We are hot and ready!

Nun, das soll es von meiner Seite aus gewesen sein. Ich hoffe, wir können mal wieder zusammen rocken und einen heben. Möchtest du noch etwas loswerden, das dir unter den Fingernägeln brennt? Bis denne, hau rein!

Vielen Dank für das Interview! Ich hoffe, es gefällt dir und den Lesern. Ich kann nur wie immer darauf hinweisen … ballert LEFAY mit Emails zu, die sollen endlich mal wieder einen neue Platte rausbringen :-)! Solange das nicht der Fall ist, hört doch mal in “Faces” rein. Vielen Dank an alle, die uns über die lange Zeit unterstützt haben, wir wissen das sehr zu schätzen. Heavy Metal for President!

Layout: Uwe

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