Die Maschinenklänge von Beyond Evil 308 ertönen im Hintergrund, als das Publikum im Stuttgart-Vaihinger Universum sich noch gar nicht recht bewusst zu sein scheint, dass das Konzert der japanischen Horrorpunks BALZAC bereits begonnen hat. Jedenfalls verstummen die Unterhaltungen erst nach und nach, als The Grave – Dreizehn das Intro fortsetzt und sich die Seitentür öffnet, und die Instrumentenfraktion die Bühne betritt, jubelt das Publikum im gut gefüllten, wenn auch recht echt bemessenen Saal, lautstark!
Jep, BALZAC haben definitiv bereits einen festen Fankreis, auf den sie in Deutschland bauen können und außergewöhnlicherweise haben sich schon einige Mädchen im Teenie-Alter eine ganze Weile vor Konzertbeginn vor der Location eingefunden, um den Bandmitgliedern Autogramme abzuluchsen und sich gemeinsam mit den Musikern ablichten zu lassen. Sehr fannah präsentierten sich die Nippon-Punks vor dem Konzert, während sie bei ihrem Konzert-Einzug zunächst unnahbar wirken. Sänger Hirosuke betritt die Bühne, um die Mundpartie eingehüllt mit dem markanten BALZAC-Halstuch – eines der feinen und prägnanten Trademarks von BALZAC. Während Schlagzeuger Takayuki und Gitarrist Atsushi komplett in ihre Knochenkostüme gekleidet sind, hat Sänger Hirosuke lediglich ein Knochentop an und wie man es von vielen Bildern und Videos gewohnt ist, tritt Bassist Akio wieder einmal mit Anzug, Seidenhemd und Hut auf. Und dann geht es los, genauso, wie man das erwartet hat, zetsubou no ano basho eröffnet den Gig, Hirosuke schreit seine Texte durchs Megafon und die Band zeigt sich quirlig und spielfreudig.
Mit Season of the Dead führt man den Weg von Came out of the Grave konsequent fort, Akio bringt seine lang gezogenen Schreie, Hirosuke hat sich inzwischen das Halsband vom Kinn gezogen und das Publikum wippt sich langsam ein. Auffällig, wie tight die Band zusammen spielt, hat man im Vorfeld doch schon davon gehört, dass es mit der Liveperformance nicht so weit her sein soll. Davon ist aber nur kurz was zu spüren, als die Rhythmusfraktion sich eine kleine aber vernachlässigbare Holprigkeit erlaubt, danach sind solche Unsicherheiten passee. Stattdessen kommt Gitarrist Atsushi immer mehr in Fahrt und beweist, dass er auch live den Songs diesen ganz besonderen Kick verleihen kann. Es macht nichts, dass man von den Texten der Band nicht allzu viel versteht, BALZAC kommunizieren mit der internationalen Sprache der Musik, konzentrierren sich dabei ausschließlich auf die letzten beiden Alben Out of the Light fo the 13 Dark Night und Came out of the Grave und zeigen, dass beide Werke mit Hits geradezu vollgepackt sind. Ja sicher, viele der Stücke klingen recht ähnlich, und dennoch erkennt man die einzelnen Songs schon nach wenigen Tönen wieder, freut sich auf jedes einzelne Go und die Ohohohs könnten zum Mitsingen nicht weniger geeignet sein. Natürlich darf da der ganz große BALZAC-Hit The Pain is all around auf keinen Fall fehlen, gleichermaßen verbreiten aber auch Stücke wie Psycho in 308, Day the Earth caught Fire, Out of the Blue II oder Beware of Darkness live ihre ganze Power. BALZAC bedanken sich dabei ganz auf die japanische Weise mit Verbeugungen vor dem Publikum und wissen die Begeisterung des Publikums, das zwischendurch auch gern mal zum Pogo ansetzt, sehr wohl zu würdigen. Schade allerdings, dass die Band bereits nach einer knappen Stunde Spielzeit zum ersten Mal die Bühne verlässt, um sich sichtlich erschöpft vom Publikum nochmals zu zwei Zugabesongs auffordern zu lassen. Das hat auch danach noch lange nicht genug, die einsetzende Musik von Konserve und die auf die Bühne kletternden Roadis lassen aber keinen Zweifel aufkommen, dass dieses Konzert schon vorbei sein sollte. Schade, eine derart kurzweilige Angelegenheit hab ich schon lange nicht mehr erlebt und dem Sound dieser Band hätt ich noch ewig zuhören können. Dennoch haben BALZAC alle Erwartungen erfüllt und die Begeisterung gestärkt. Wann ist die nächste Deutschlandtour?
Und hier findet ihr die Foto-Gallery zum Konzert!