NOBILITY OF SALT: Those Narrow Streets

Stilistische Einzelgänger, die auf "Those Narrow Streets" den Weg in ihre ganz eigene Welt weisen.

Eigenartig, diese Musik. Wie oft passiert es schon, dass eine Band nach keiner anderen klingt? So ganz und gar ihr eigenes Süppchen kocht? Selbst vorsichtige Anlehnungen an Psychadelic Rock Richtung CAN und AMON DÜÜL I/II und Dark Wave von DEATH IN JUNE erscheinen mir zu gewagt, ist doch die Schnittmenge insgesamt viel zu klein.

NOBILITY OF SALT aus Frankfurt an der Oder, bestehend aus René (v) und Ricardo Hoffmann (dr, k, g) und Ines Pollok (b), legen mit „Those Narrow Streets“ ihr zweites Full-Length-Album vor, das durch konsequente Ungereimtheiten Fragenzeichen um Fragezeichen bei den Hörern aufwerfen wird.

Das hat Komponist Ricardo Hoffmann sicher wohl kalkuliert, benutzt er nicht nur die klagenden Töne von Balalaika und Mandoline für seine oftmals verworrenen, fiebrigen Western-Phantasien, auch überraschen immer wieder abrupte Tempo- und Tonlagenwechsel einiger Figuren, während die restlichen Instrumente dabei monoton weiterlaufen. Das Ergebnis ist gewöhnungsbedürftig weil fremdartig, versprüht aber auch eine ganz eigene Magie. Mit jeder Menge Herzblut, gepaart mit Ausdrucksstärke und Kombinationsvermögen, malen NOBILITY OF SALT ganze Klanglandschaften, entführen in eine Welt à la „Kill Bill II“, wofür die CD einen ausgezeichneten Soundtrack abgegeben hätte. Melancholie, Dramatik, Sehnsucht, Wut, jede Empfindung wird so plastisch dargestellt wie es mit Tönen möglich ist.

Doch einige Wermutstropfen bleiben. Der Großteil der 15 Stücke ist instrumentell wunderschön, leider macht der Gesang von René Hoffmann vieles kaputt und man kann es nur als wohltuend für das Album bezeichnen, dass die Instrumentaltracks überwiegen. Es ist nicht die Stimme an sich, die stört, sondern die Art, wie sie aus einer Ecke zu schallen scheint, dumpf und monoton, auch unbeholfen. Einzig der Titelsong „Those Narrow Streets“ kann gesanglich überzeugen. Ein schlechtes Zeichen, denn das ist der einzige Track auf der Platte, dem Komponist, Gitarrist und Keyboarder Ricardo Hoffmann seine Stimme leiht. In diesen Disziplinen hat er einiges drauf, warum er allerdings auch noch die Aufgaben als Produzent und Beatbox-Programmierer übernommen hat, ist mir ein Rätsel. Die Produktion ist oft zu eng und steril, die Hälfte an Effekten hätte locker genügt und der Drumcomputer jagt mir mit nervig hohen Frequenzen mal Schauer über, mal ein Messer in den Rücken.

Trotz dieser (behebbaren) Mankos merkt man NOBILITY OF SALT ein Riesen-Talent an und es wäre toll, wenn zukünftige Werke mit dem gleichen Charme, aber mehr Professionalität entstehen würden.

Veröffentlichungstermin: 26.04.2004

Spielzeit: 67:30 Min.

Line-Up:
René Hoffmann – vocal

Ricardo Hoffmann – backup vocals and all instrumental except bass

Ines Pollok – bass

Produziert von Ricardo Hoffmann
Label: Amöbenklang/SX Distribution

Homepage: www.nobilityofsalt.de

Email: nobilityofsalt@yahoo.de

Tracklist:
A Russian Roulette

The Devil´s Dealer

Drunken Head

Distant Freighters

Enfance (Russian Roulette Theme)

Those Narrow Streets

The Guests

Highway Rain

54 Compton Street (Russian Roulette Theme

The Hardhearted Stranger

A Last Summer Storm

Backyard Agony (Russian Roulette Theme)

Unresting Wayfarer

Sea Breeze

The Frenchman´s Nervous Hands

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