LEAVES´ EYES: Lovelorn

Ein abwechlsungsreiches und kurzweiliges Album, welches zwar nichts wirklich Neues darstellt, aber deutlich macht, dass man bemüht ist, aus den Grenzen des Gothic Metals auszubrechen.

Nach der etwas enttäuschenden Single Into The Light liegt nun mit Lovelorn das erste Album von Liv Kristines neuer Band vor und belehrt all diejenigen eines Besseren, die die Band aufgrund der Single schon abgeschrieben hatten. Klar, auch auf Lovelorn finden sich solch sanfte Töne, auch hier gibt es atmosphärische Songs zu hören, die leicht und verträumt klingen, die mit Metal eben mal rein gar nichts zu tun haben. Doch zum einen sind diese Stücke weniger vorhersehbar und poppig als das offenbar auf den Geschmack eines größeren Publikums ausgelegte Into The Light, zum anderen ist dies nur eine Facette von Lovelorn, welches äußerst abwechslungsreich ausgefallen ist, ohne dadurch zerfahren zu wirken.

Kompositionen wie das introvertierte Titelstück, welches gänzlich ohne Drums und verzerrte Gitarren auskommt und stattdessen alleine auf die bezaubernde, elfenhafte Stimme der Norwegerin setzt, unterlegt von stimmungsvollen Gitarrenarpeggios und Keyboardstreicher- und Pianoklängen, oder For Amelie, bei dem Liv Kristine zunächst nur vom Piano und akustischen Gitarren begleitet wird, lassen einen dahinschweben. Auf der anderen Seite stehen stellenweise überraschend harte Songs wie Oceans´ Way, Temptation und das mit einem großartigen Refrain ausgestattete The Dream, bei denen Alex Krull durch seine derben Grunts einen starken Kontrast erzeugt zum Gesang von Liv, die hier wiederum auch mal durch opernhaften Gesang zeigt, dass sie ihre Stimme durchaus in unterschiedlichen Kontexten einzusetzen weiß. Das Bindeglied bilden stilistisch irgendwo dazwischen anzusiedelnde Stücke wie der eingängige Opener Norwegian Lovesong oder das abschließende Return to Life, bei denen die Gitarren zwar braten dürfen, die aber ohne Grunts auskommen. Nie hat man den Eindruck, dass eines der vertretenden Extreme deplatziert wirkt, im Gegenteil, Lovelorn macht einen äußerst homogenen Eindruck.

Zwar ist die auf drei Songs verwendete Paarung von weiblichem Gesang mit männlichen Grunts alles andere als neu, dennoch haben es LEAVES´ EYES irgendwie geschafft, nicht wie all die anderen Gothic Metal-Bands zu klingen, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass das Album eine eher positive, hoffnungsvolle Stimmung erzeugt und eine im Gothic-Bereich untypische Lebensfreude ausstrahlt. Für viele Metaller, die sich vielleicht gerne einen Nachfolger der alten THEATRE OF TRAGEDY gewünscht hätten, wird Lovelorn über weite Strecken zu sanft und zu glatt poliert sein, Ecken und Kanten hat das Album tatsächlich kaum zu bieten. Dennoch ist der Band aber ein hörenswertes, abwechslungsreiches und kurzweiliges Album gelungen, welches zwar nichts wirklich Neues darstellt, welches aber deutlich macht, dass man bemüht ist, aus den Grenzen des Gothic Metals auszubrechen.

Wie die Vorab-Single enthält auch Lovelorn eine Multimedia-Sektion. Auf dieser befindet sich der Videoclip von Into Your Light im Quicktime-Format sowie die Songs des Albums im MP3-Format. Weiterhin ist wiederum eine Macromedia-Director-Präsentation enthalten, die Windows- und Mac-Usern (hier wiederum nur in der Classic-Umgebung oder Mac OS 9) die Möglichkeit bietet, zur Musik die Texte zu verfolgen oder den Videoclip integriert in die Präsentation anzuschauen.

Veröffentlichungstermin: 24.05.2004

Spielzeit: 41:46 Min.

Line-Up:
Liv Kristine Espenæs Krull – Vocals

Mathias Röderer – Guitar

Thorsten Bauer – Guitar

Chris Lukhaup – Bass

Martin Schmidt – Drums

Alexander Krull – Programming, Vocals

Produziert von Alexander Krull
Label: Napalm Records

Hompage: http://www.leaveseyes.com

Tracklist:
1. Norwegian Lovesong

2. Tale of the Sea Maid

3. Ocean´s Way

4. Lovelorn

5. The Dream

6. Secret

7. For Amelie

8. Temptation

9. Into Your Light

10. Return to Life

11. Multimedia Section including Into Your Light Videoclip

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