KEEP IT TRUE II: Der Festivalbericht

Festivalbericht zum KEEP IT TRUE II am 10. April 2004 in Lauda-Königshofen mit IRONSWORD, ELIXIR, WIZARD, ATTACKER, CLOVEN HOOF, BLITZKRIEG, HALLOWEEN und MANILLA ROAD.

IRONSWORD | ELIXIR
| WIZARD | ATTACKER
| CLOVEN HOOF | BLITZKRIEG
| HALLOWEEN | MANILLA
ROAD




War tatsächlich schon ein Jahr seit dem letzten KEEP IT TRUE-Festival vergangen?
Man muss schon sagen, die Veranstalter wissen, wie man die Aufmerksamkeit des
potentiellen Publikums aufrecht erhält und die Wartezeit kurzweilig überbrückt…so
richtig zum Stillstand scheint das Unternehmen nie gekommen zu sein. Noch erstaunlicher
ist es allerdings nach wie vor, wie man es schafft, derartige Underground-Metal-Legenden
wie HALLOWEEN, MANILLA
ROAD
, CLOVEN HOOF oder ATTACKER
für ein Festival zusammentrommeln zu können und dennoch eine sehr fannahe Organisation
aufzufahren, was an allererster Stelle beim gnadenlos niedrigen Eintrittspreis
beginnt. Da kann man echt nur den Hut davor ziehen!

Ansonsten haben die Macher
des KEEP IT TRUE 2004 im Gegensatz zum Vorjahr
nicht viel verändert, sowohl was die positiven, als auch die negativen Dinge
betrifft. Gerade zweiteres ist etwas schade, denn die Kritikpunkte der letzten
Veranstaltung wiegen bei einer Wiederholung halt naturgemäß schwerer. Die Warteschlange
an der Getränke- und Essensausgabe war zum Teil einfach nervig (aber nach wie
vor erträglich), inzwischen als echte Zumutung muss man aber das Soundproblem
bezeichnen. Mag sein, dass man es sich nur einbildet, aber viele haben den Matsch,
der da zum Teil aus den Boxen kam, fast noch als schlimmer empfunden, als im
Vorjahr. Ich bin mir sicher: würde das Problem gelöst werden, wären die meisten
Besucher auch gerne bereit ein paar Euro mehr Eintrittsgeld zu bezahlen und
dass man mit der entsprechenden Investition an dieser Stelle einen enormen Effekt
erzielen kann, haben die Veranstalter des BUILDING
A FORCE-Festivals
drei Wochen zuvor gezeigt.

Aber wie gesagt, auch im positiven
Sinne hat man keine Veränderungen vorgenommen und so herrschte auch dieses Jahr
wieder die gleiche, entspannte Atmosphäre, wie schon im Vorjahr und dass das
Interesse am Keep it True in dem einen Jahr gestiegen ist, bewiesen die Besucherzahlen,
bereits zur Zeit der Metalbörse. Da war schon ordentlich was los, was das Stöbern
in den Plattenkisten nicht einfach machte, einen aber nicht am viel zu viel
Geld ausgeben hinderte. Und da gehörte natürlich erneut das Aufeinandertreffen
von Fans und Musikern zum guten Ton, egal ob es sich da um einen Mark Shelton
(MANILLA ROAD), einen Deathmaster (DOOMSWORD
– trotz dass man nicht spielte), einen Rich Walker (SOLSTICE/ISENTORR
– ebenfalls ohne Bühnenauftritt) oder Brian Ross (BLITZKRIEG) handelte, von
den vielen Musikern aus mehr oder weniger lokalen Acts ganz zu schweigen. Im
Publikum selbst wussten natürlich wieder vor allem die fanatischen Südeuropäer
die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und manchmal kann man wirklich nur noch
staunen, vor allem auch wie textsicher diese Jungs und Mädels ihre Götterbands
verehren. Und angesichts einer derartigen Euphorie fällt es schwer nach eher
weniger, als mehr zu verlangen, die Tendenz, das Festival eher zwei Mal im Jahr
stattfinden zu lassen, sehe ich dennoch mit eher einem flauen Bauchgefühl. Denn
gerade von den Acts des älteren Semesters konnten mich dieses Jahr nicht alle
überzeugen und die Gefahr, dass die Atmosphäre des Besonderen dadurch Schaden
nimmt, dass man erkennen muss, dass nicht alle strahlenden Helden vergangener
Tage noch in ihre schimmernden Rüstungen passen, ist einfach vorhanden. Exklusivität
kann ganz schnell zum Trott werden und an der Stelle sollte man vielleicht Vorsicht
walten lassen, damit man in Zukunft weiterhin die Halle des KEEP IT TRUE mit
dem Gefühl verlässt, Teil von etwas Besonderem gewesen zu sein.

IRONSWORD

(nach oben…)

Die Portugiesen IRONSWORD
sind auf Platte gut. Das ist zumindest meine Neubewertung der Band, seit ich
die Truppe nun auf dem KEEP IT TRUE live erleben konnte. Mit dem selbstbetitelten
Debüt hatte man ein
Album abgeliefert, mit dem man nicht für Begeisterungsstürme, aber doch für
ein anerkennendes Kopfnicken sorgte und so blickte ich diesem Auftritt eigentlich
sehr positiv entgegen – wollte also die Band einfach mal ganz gerne live sehen.
Leider schaffen es IRONSWORD aber nicht wirklich zu überzeugen, zumindest
jedenfalls bei diesem Gig nicht. In einer bodenständigen Dreier-Besetzung, konnte
man die dadurch vorhandenen “Lücken” einfach nicht stopfen, der schlechte und
matschige Sound der Anlage tat dazu noch ihr übriges. Bassist Vic blieb während
des gesamten Konzerts im Grunde genommen bewegungslos, während Sänger Tann durch
die doppelte Belastung Vocals/Gitarre stark eingeschränkt war. Seinen Drang
zur Bewegung lebte er meistens in kurzen Metal-Hero-Posen aus, ansonsten war
er aber den größten Teil der Zeit am Mikro gefesselt, bzw. musst sich auf seine
Solo-Teile konzentrieren. Hinzu kam, dass Tann die tiefen, rauen Vocalteile
zwar souverän und druckvoll rüber brachte, bei den hohen Gesangslinien allerdings
heillos überfordert war und kaum einen Ton traf. Das alles zusammen bewirkte,
dass einen die Songs auch nicht so recht packen wollte, zumal man zu den großen
Komponisten des Metal schlichtweg nicht gehört. Und so zog sich der Auftritt
leider viel zu sehr in die Länge und von ein paar Die-Hardies vor der Bühne
abgesehen, machte sich allseits Ernüchterung breit. Auf Platte hör ich mir IRONSWORD
ganz gern mal wieder an, live muss ich die Portugiesen zumindest in dieser Form
nicht nochmal gesehen haben. (Fierce)

ELIXIR

(nach oben…)

Und
dann kam der erste Hingucker des 2004er KEEP IT TRUE Festivals. ELIXIR
hatten sich zur Promotion ihrer aktuellen Scheibe “The Idol” zusammengefunden,
den anwesenden True Metallern die Vorzüge des NWoBHM-Sounds nahe zu bringen.
Ein durch und durch gelungenes Unterfangen, da sich die Band in guter Spiellaune
vorstellte. Natürlich ist der Bewegungsradius im gesetzten Alter etwas eingeschränkter
und die allerletzte Aggressivität fehlt den eher hardrockenden ELIXIR sowieso,
trotzdem konnte die Band voll überzeugen und machte einen sehr sympathischen,
professionellen Eindruck. Wo sind die Jungs in den letzten fünfzehn Jahren gewesen?
(Wings)

WIZARD

(nach oben…)

An WIZARD
scheiden sich bei vampster anscheinend immer noch die Geister. Während Onkel
Fies nach einer kurzen Fotosession die Flucht in hintere Hallengefilde antrat,
konnten mich die vier Bocholter
wieder mal mit einer gelungenen Show mitreißen. Sänger Sven machte zwar einen
etwas angeschossenen Eindruck, wurde vom Publikum aber tat- und stimmkräftig
unterstützt. Und so wurden die live bestens funktionierenden Granaten der Marke
“Defenders Of Metal”, “Son Of Odin”, “Head Of The Deceiver”, “Iron War”, “Vampires
From Hell” und und und begeistert mitgegrölt. Die eine oder andere etwas peinliche
Ansage kann man sich zwar noch klemmen, insgesamt stehen WIZARD als einer der
besten deutschen Live-Acts aber für reinrassigen, extrem truemetallischen Steel.
So soll es sein! (Wings)

ATTACKER

(nach oben…)

Die Show von ATTACKER
sollte genau das werden, was viele von ihr erwartet haben: eine grandiose Deutschland-Live-Premiere.
Nachdem die Band mit ihrem Reunion-Album bereits bewies, dass man wohl weiterhin
mit ihr rechnen kann, war klar, dass man dies nun livehaftig unterstreichen
musste, um sich nicht der Gunst der geneigten Fans (von denen man als Underground-Legende
schlicht abhängig ist) zu berauben. ATTACKER schafften das
locker und sorgten nun auch endlich für den richtigen Enthusiasmus in der Menge,
in der nun zumindest in den vorderen Reihen gemeinsames Ausrasten angesagt war.
Dabei wurden die neuen Stücke überraschenderweise genauso gut aufgenommen, wie
älteres Material der Sorte “Revelations of Evil” oder “Lords of Thunder”. Kein
Wunder bei diesen Songs, die live wirklich richtig gut knallen und zum anpeitschen
geradezu geschaffen sind. Da hatte die Band eigentlich leichtes Spiel, vor allem
wenn ein Bob Mitchell die hohen Schreie genauso trifft wie auf Platte. Im Gegensatz
zu manch davor spielenden Band wirkte man trotz der langen Metal-Abstinenz routiniert
und eingespielt und das zahlte sich aus. Das Publikum fraß der Band förmlich
aus der Hand, egal ob altes oder neues Material, die Stücke wurden mitgesungen
und gebangt und ohne Übertreibung kann man sagen, dass der ATTACKER-Auftritt
zu den Höhepunkten des zweiten KEEP IT TRUE zählte. Von einer Truppe alter Herren
konnte man hier jedenfalls nichts spüren (im Gegensatz z.B. zu den etwas drögen
DARK QUARTERER), stattdessen zeigte man sich mit viel Biss und Spielfreude.
Der Metal hatte also tatsächlich nun endlich so richtig Einzug in der Halle
gehalten. (Fierce)

CLOVEN HOOF

(nach oben…)

CLOVEN HOOF sind wohl
nicht nur bei mir etwas unter ferner liefen im NWoBHM-Nirwana verschwunden.Etwas
zu unrecht, wie man aus dem respektablen Auftritt der Jungs schlussfolgern könnte.
Der Schwerpunkt des Sets lag auf dem 88er Album “Dominator”, wobei die Band
durch viel Spielfreude, ein energiegeladenes Stageacting und ein seit YNGWIE
MALMSTEEN
s Hochzeiten nicht mehr gesehenes Rüschenhemd des Bassisten beeindrucken
konnte. Wer auf einer Börse einer der vier regulären LPs oder die ziemlich rare
Mini-LP zu sehen bekommt, kann die Teile relativ bedenkenlos verhaften. (Wings)

BLITZKRIEG

(nach oben…)

Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhh!
Wie liebe ich die Band um Brian Ross! Verglichen mit früheren Auftritten (z.B.
in Wacken) hat sich zwar das Set nicht großartig verändert, aber BLITZKRIEG
haben nach wie vor das gewisse Etwas. Zum Beispiel viel mehr Aggressivität als
ELIXIR oder CLOVEN HOOF, ein fettes Riffing und einen gnadenlos durchprügelnden
Drummer, der selbst den ältesten Band-Klassiker in ein neues, wie angegossen
passendes neues Kleid verpackt. BLITZKRIEG wäre eine der wenigen Bands, bei
der eine Live-CD wirklich Sinn machen würde. Bei Hymne a’la “I’m Not Insane”,
“Unholy Trinity”, “Metalizer”, dem obligatorischen Killer “Blitzkrieg” oder
dem Rausschmeißer “Hell Bent For Leather” (obwohl man darüber streiten kann,
ob eine Band wie BLITZKRIEG, die mehr als genug Material für eine Stunde hat,
unbedingt eine Coverversion spielen muss) fraß die Halle dem charismatischen
Frontmann aus der Hand. In einer gerechten Welt würde Brian Ross ein 64-Zimmer
Schloss bewohnen und kein durchkommerzialisierter Wendehals wie Rob Halford.
Auf jeden Fall eine Höhepunkt des Festivals, nur ATTACKER konnten mich noch
mehr überzeugen. (Wings)

HALLOWEEN

(nach oben…)

Mal ganz ehrlich: hätte irgend jemand damit gerechnet, die Amis HALLOWEEN jemals
auf deutschem Bühnenboden live erleben zu können? Und haben nicht schon genug
von euch darauf gehofft, jemals die legendäre Bühnenshow der US-Horror-Metaller
zu sehen zu bekommen? Die Hoffnung auf eine Verwirklichung des zweiten Wunsches
stieg, als ersterer mit der Ankündigung der Band auf dem KEEP IT TRUE-Billing
in greifbare Nähe rückte. Doch man sollte nicht zu gierig werden, denn die große
Horror-Show wurde nicht wirklich geboten. Als zusätzlich zu der ohnehin schon
gut gewählten KEEP IT TRUE-Kulissse
auf der Bühne ein Gartenzaun inklusive Rosengarten-Torbogen aufgebaut wurde,
wurde die Spannung auf jeden Fall geschürt, die Umsetzung sollte dann allerdings
hinter den Erwartungen zurück bleiben. Dabei startete die Band gut durch, George
Neal sah aus, als hätten die Neunziger für ihn nie stattgefunden und Brian Thomas
war stimmlich in Bestform. Und spätestens bei den Melodielinien von “What a
Nice Place” war musikalisch die HALLOWEEN-Fanwelt eh in Ordnung. Nach wie vor
hat dieses Ausstrahlungsgemisch aus 80er-Tennie-Horrorstreifen, US-Metal und
Glam im Sinne von W.A.S.P.
oder TWISTED
SISTER
nichts an seinem Reiz verloren, wodurch man auch heutzutage noch
gut die Tatsache ausgleichen kann, dass man zu den ganz großen Songwritern –
trotz einiger hervorragenden Kompositionen – nie gezählt hat. Auf dem KEEP IT
TRUE zeigte man jedenfalls, dass man dennoch genug Vorzeigestücke am Start hat,
die ordentlich Power haben und mit griffigen Melodien daher kommen, “Crawl to
the Altar”, “Welcome”, oder “No one gets out” waren zudem richtige Klassiker,
die man da um die Ohren geblasen bekam. Nicht ganz überzeugen konnten da die
neuen, mit einem etwas modernen Anstrich versehenen Stücke und vor allem der
Song des Ablegeprojekts ABANDON wollte so gar nicht recht in den Auftritt passen,
es ist aber nachvollziehbar, dass die Band die einmalige Gelegenheit nutzte,
auch in Deutschland etwas Werbung für die Combo zu machen. Wie bereits erwähnt
war die Show an sich nicht das große Ding und beschränkte sich im Grunde genommen
auf das Wechseln des Outfits zu (fast) jedem einzelnen Song und natürlich der
theatralischen Darbietung der Stücke von Sänger Brian. So sah man ihn mal in
Knochenshirt und -Armbänder, mal im verratzten Hexer-Outfit, als Cop oder mit
Gruselmaske und auch wenn ich persönlich sagen muss, dass ich da einfach viel
mehr erwartet hätte, den Spaß an diesem Auftritt ließ ich mir durch meine zu
hohen Ansprüche nicht nehmen, dazu mag ich die Art, wie die Band rüber kommt
viel zu sehr und so wurde die Show für mich dennoch der erwartete Höhepunkt
des zweiten Keep it True – letztendlich war diese Band diejenige, auf die ich
mich am meisten gefreut hatte und dem wurden HALLOWEEN (knapp) gerecht.

MANILLA ROAD

(nach oben…)

Doch
noch ein kleiner Kritikpunkt zum Schluss. Ich weiß nicht, ob man dem eigentlichen
Headliner MANILLA
ROAD
einen Gefallen getan hat, als letztes auf dem Billing auftreten zu
dürfen. Die Zeit war zu diesem Punkt der Veranstaltung derart fortgeschritten,
dass zu Beginn des Sets vielleicht noch ein Viertel des Publikums anwesend war
und auch wir von vampster haben uns zu diesem Zeitpunkt aus dem Festival ausgeklingt.
Vielleicht dann doch lieber eine Band weniger…

Layout: Alex C.

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner