VINTERSORG: The Focusing Blur

Ein äußerst komplexes, Genregrenzen überschreitendes Werk, das zwar schwer zugänglich ist, aber mit jedem Hören neue Facetten offenbart.

The Focusing Blur ist ein Album welches dem Hörer viel abverlangt – viel Zeit und viel Konzentration – und reiht sich somit nahtlos in die bisherige Diskographie ein, denn auch die letzten beiden Werke, Cosmic Genesis und Visions From The Spiral Generator waren alles andere als leichte Kost. Auch sonst ist The Focusing Blur wohl ein typisches VINTERSORG-Album geworden. Progressive Passagen mit unkonventionellen, aber für VINTERSORG typischen Melodiebögen von Gitarre und Gesang und zunächst seltsam anmutendem Piano-Geklimper wechseln sich ab mit ruhigeren, folkbeeinflussten und vor allem eingängigeren Parts mit akustischen Gitarren und hier und da auftauchenden Flötenklängen und atmosphärischen, schwebenden Gesangsharmonien, nur um mehr oder weniger abrupt in rasante blackmetallische Gefilde zu wechseln. All diese Zutaten ergeben jedoch eine sehr homogene Mischung, die um einiges ausgewogener klingt als beim sehr techniklastigen und wenig folkloristischen Vorgänger und im gesanglichen Bereich noch variantenreicher ist als zuvor.

Auf The Focusing Blur passiert meist so viel auf einmal, dass der Hörer zunächst gar nicht weiß, wohin er seine Aufmerksamkeit lenken soll. Da wären die erwähnten unkonventionellen Melodien, die volle Konzentration und mehrere Hördurchgänge benötigen, bis sie sich einem erschließen und in Konkurrenz stehen zum wahnwitzigen Fretless-Bassspiel von Ausnahme-Tieftöner Steve Di Giorgio und dem abwechlsungsreichen, nicht minder anspruchsvollen Drumming von Asgeir Mickelson. Es gibt also wahnsinnig viel zu entdecken, so dass sich auch noch vielfachem aufmerksamen Hören noch neue Details erschließen. Bei all dieser harten Kost tut es richtig gut, dass sich mit A Microscopical Macrocosm ein von akustischen Gitarren getragener, relaxter Song mit hoher Eingängigkeit auf dem Album befindet, welcher in der Tradition von The Enigmatic Spirit oder A Star-guarded Coronation steht und dem Hörer eine wohlverdiente Verschnaufpause bietet. Curtains mit seinem Honky-Tonk-Klavier-Part zeigt hingegen eine eher spaßige Seite von VINTERSORG, die man so nicht unbedingt erwartet hätte.

The Focusing Blur ist ganz sicher kein Album, das man nebenbei hören kann, sondern ein anspruchsvolles Stück Musik, welches den Hörer fordert. Wer dazu bereit ist, dem erschließt sich dann aber auch eine einzigartige, faszinierende Klangwelt.

Veröffentlichungsdatum: 16.02.2004

Spielzeit: 53:50 Min.

Line-Up:
Vintersorg – All vocals, rhythm & lead guitars, acoustic guitars, keyboards, Hammond and loop editing

Mattias Marklund – Lead & rhythm guitars

Steve Di Giorgio – Fretless bass

Asgeir Mickelson – Drums

Lars A Nedland – storyteller, Hammond lead
Label: Napalm Records/SPV

Homepage: http://www.vintersorg.com

Tracklist:
1. Prologue Dialogue – the reason

2. The Essence

3. The Thesises Seasons

4. Matrix Odyssey

5. Star Puzzled

6. A Sphere in a Sphere? (to infinity)

7. A Microscopical Macrocosm

8. Blindsight Complexity

9. Dark Matter Mystery – blackbody spectrum

10. Curtains

11. Artifacts Of Chaos

12. Epilogue Metalogue – sharpen your mind tools

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