ANDRE MATOS: Akustik-Session, Hot Shot Records, Hannover, 29.02.2008

40 kurzweilige Minuten, die die Musik der Brasilianer von einer anderen, ebenso ungewohnten wie hörenswerten Seite zeigten.

Anlässlich der Veröffentlichung seines Solo-Debüts Time To Be Free spielte Andre Matos (ex-SHAMAN, ex-ANGRA) eine Akustik-Session im Hannoveraner Plattenladen Hot Shot Records. Die ganze Angelegenheit war dermaßen übersichtlich, dass Matos und sein Gitarrist Andre Hernandez gar nicht erst Verstärker oder Mikros auspackten, als sie mit reichlich Verspätung am Ort des Geschehens eintrafen. Die knapp 30 anwesenden Fans kamen so in den Genuss einer tatsächlich ausgestöpselten Show. Dabei stand erwartungsgemäß das Material des aktuellen Albums im Mittelpunkt.

ANDRE
Konnte auch mit unkonventioneller Instrumentierung überzeugen: Andre Matos unplugged.

Nach einigen einleitenden Worten von Matos (komplett auf Deutsch) ging es mit Rio los. Dabei bewegten sich die beiden Andres in dynamischen Regionen, die Tinnitus-geplagte Rockkonzertjunkies vermutlich schon gar nicht mehr wahrnehmen können. Statt kräftiger Riffs gab es gefühlsvolle Zupfteile, statt treibendem Schlagzeug gab es im Rhythmus-Bereich plötzlich ungeahnte Freiheiten. Zusammengehalten wurde das zerbrechliche Klangbild vom enorm ausdrucksstarken Gesang, der zugleich das einzige Bindeglied zwischen den Melodic Metal-Songs des Albums und den dargebotenen Liedern darstellte. So wurde auch Looking Back in eine Ballade verwandelt, was ausgesprochen gut funktionierte und die Klasse des Songwritings unterstrich. Mit dem anschließenden Holy Land zollte Matos seiner ANGRA-Vergangenheit Tribut. Dabei zeigte sich einmal mehr sein Talent, exotische Musikstile in die Musik einzubinden. Bei aller Leidenschaft und Professionalität blieb dabei immer genügend Platz für lakonische Zwischenbemerkungen, die die Stimmung, welche sonst vornehmlich aus fasziniertem Schweigen bestand, auflockerten.

Bei Letting Go (oder dem, was nach der Akustik-Metarmorophose davon übrigblieb) hatte der zweite Andre seinen großen Auftritt in Form eines grandiosen Gitarrensolos, das ihm reichlich Szenenapplaus einbrachte. Beim unvermeidlichen Carry On übernahm im Mittelteil dagegen Matos mit seiner Melodika die Führung. So wurde aus der Speed Metal-Hymne ein südamerikanisches Volkslied. Erst beim letzten Song, How Long (Unleashed Away), wurde richtig gerockt. Hier demonstrierte Matos, dass er auch durchaus in der Lage ist, geradlinige Melodien kraftvoll zu intonieren. So gingen 40 kurzweilige Minuten zu Ende, die die Musik der Brasilianer von einer anderen, ebenso ungewohnten wie hörenswerten Seite zeigten.

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