DREAM THEATER: Live in der Phillipshalle in Düsseldorf am 08.04.00

DREAM THEATER spielen ´Metropolis Part 2: Scenes from a Memory´ komplett am Stück durch! Als Support: SPOCK´S BEARD!

Die Erwartungen waren übergroß, als ich die Phillipshalle in Düsseldorf betrat. Die Ankündigung, daß DREAM THEATER das Konzeptalbum ´Metropolis Part 2: Scenes from a Memory´ am Stück spielen sollten, unterlegt mit Bild und Filmmaterial, ließ nicht nur mich diesem Abend entgegenfiebern. Und so fanden sich immerhin 6000 Menschen in der Halle ein, um den Prog-Göttern zu huldigen.

Doch nicht nur DREAM THEATER sollten an diesem Samstag Abend abgefeiert werden! Denn zunächst durften SPOCK´S BEARD der Masse zeigen, daß sie durchaus Konkurrenz für den Hauptact darstellen, auch wenn zwischen den Bands kein Funken von Konkurrenzgedanken zu spüren waren.

Und daß SPOCK´S BEARD inzwischen einen ähnlichen Status bei der Prog Gemeinde erlangt haben, wie DREAM THEATER konnte man von Beginn des Konzerts an spüren. Die Reaktionen auf die Band waren fast ebenso frenetisch, wie die auf DREAM THEATER.

Und auch ich muß zugeben, daß die Band live einfach großartig ist, auch wenn ich in die Musik zum großen Teil einfach nicht rein finde. Schon allein, wenn die ´betagten´ Herren die Bühne betreten, herrscht in der Halle eine unvergleichliche Atmosphäre. Die Jungs strahlen eine derartige Sympathie aus, daß es eine wahre Freude ist. Man merkt den Herren an, daß sie niemandem etwas beweisen müssen und einfach nur Spaß an ihrer Musik haben können. Und genau hieraus resultiert auch dieses entspannte Flair, das ein SPOCK´S BEARD – Konzert ausmacht. Und dennoch wird bei SPOCK´S BEARD Musik auf höchstem Niveau geboten. Daß das ganze dann manchmal zu einer großen Jam Session ausartet, bei der die Band durch hervorragend dargebotene mehrstimmige Gesangspassagen brilliert, wundert bei diesen Musikern irgendwie niemand mehr.

Daß zu den Reaktionen auf SPOCK´S BEARD noch eine Steigerung möglich war, konnte man am Ende deren Auftritts gar nicht glauben, aber DREAM THEATER machten es dennoch möglich, auch wenn sich dies eigentlich nur durch die Quantität, aber nicht durch die Qualität des Jubels bemerkbar machte. Solch ein Ereignis hätte ich nach der Veröffentlichung von ´Falling into Infinity´ wirklich nicht mehr für möglich gehalten.

Doch auch, wenn die Band einen hervorragenden Set bot und vom Publikum abgefeiert wurde, war ich ein klein wenig enttäuscht. Die zu hohen Erwartungen halt mal wieder!

Als mich die Nachricht erreichte, daß DREAM THEATER das neue Meisterwerk ´Metropolis Part 2´ mit Filmsequenzen und ähnlichem Schnickschnack darbieten wollten, kam mir natürlich sofort das Musterbeispiel in Sachen Live-Umsetzung eines Konzeptalbums in den Sinn: QUEENSRYCHE´s ´Operation: Mindcrime´. Doch hiermit konnten DREAM THEATER zu keinem Zeitpunkt mithalten. Vor allem, daß mir Jordan Rudess im Interview vor dem Konzert noch ankündigte, daß das Konzert Klarheit in die Konzeptstory bringen sollte, ließ mich nach dem Konzert mit einem dicken Fragezeichen über dem Kopf stehen.

Dabei begann das Konzert recht vielversprechend. Die filmische Umsetzung der Intro-Sequenz entsprach fast 1:1 meinen Vorstellungen und ich glaubte schon, daß meine Träume erfüllt werden sollten. Doch danach kam erstmal gar nichts mehr. Ein paar Fotos, auf denen wohl die Protagonisten der Story abgebildet sein sollten, ein paar Live-Einblendungen der Band und massig Psychedelic-Computer-Effekte. Das war eigentlich das, was die meiste Zeit über die Monitore flimmerte. Und beim Stichwort Monitore komme ich gleich noch zu einem weiteren Kritikpunkt. Die Dinger wären nämlich vielleicht mit viel Wohlwollen für eine Halle in der halben Größe ausreichend gewesen, für diese Größenordnung waren sie aber eigentlich nur ein Witz. Wäre da nicht eine große Leinwand im Hintergrund sinnvoller gewesen? Ja, und zum Schluß des Albums gab´s dann doch noch ein paar Film-Sequenzen. Die Ermordung von Victoria und Julian war zwar hervorragend umgesetzt und entsprach erneut meinen Vorstellungen, aber eigentlich bekam ich nichts zu sehen, was ich nicht schon vorher gewußt hätte. Wo blieb denn diese erwähnte Klärung?

Naja, musikalisch gibt´s jedenfalls nichts auszusetzen, denn DREAM THEATER erwiesen erneut, warum sie zur Speerspitze des Prog Metals gehören. Die Band spielte ´Metropolis Part 2´ fast 1:1 zur Platte herunter und bewies, daß es sich bei DREAM THEATER eben nicht nur um eine ´Albumband´ handelt, sondern daß sie das komplexe Material auch ohne Probleme live umsetzen k. Abweichungen gab es im Grunde genommen nur beim Intro zu ´Through her Eyes´, bei dem John Petrucci den Song ´Auld Lang Syne´ einbaute und beim Keyboard-Solo zu ´Dance of Eternity´, das durch die seltsamen Rythmuseffekte sicher auf geteilte Meinungen stieß. Mir jedenfalls gefiel´s!

Nachdem dann also ´Metropolis Part 2´ komplett gespielt worden war, enterte die Band erneut die Bühne, um noch 2 superlange Medley´s zu spielen, bei denen das erstere zum größten Teil aus Songs von ´Awake´ und ´Change of Season´ bestand und zweiteres im Grunde genommen das ´When Images and Words Unite´-Medley war, das bereits auf der ´Through her Eyes´-Single zu hören ist. Allerdings kam die ´Pull me under´-Version noch um einiges agressiver, als auf der Single!

Doch gerade bei diesen zwei Medleys machte sich der Schwachpunkt der Band an diesem Abend (und auch generell?) mehr als deutlich: James LaBrie mag auf Platte ja noch ein ganz gutes Bild abgeben, aber was er live bringt ist manchmal wirklich unter aller Kanone. Bei ´Metropolis´ beschränkten sich die Ausreißer ja noch auf 2-3 Stellen, bei den Medleys lag er aber teilweise mit den Tönen sowas von daneben, daß es schon weh tat. Im Gegensatz zur restlichen Band kann der Sänger einfach nicht mit dem mithalten, was er auf Platte abliefert, und das spricht nicht gerade für sein Talent. Zu Schade, denn der Sängerposten ist in einer Metal-Band nun einmal mit der Wichtigste.

So kam es also, daß ich die Phillipshalle an diesem Abend nicht enttäuscht, aber auch nicht euphorisch verließ. Die Musik war wirklich geil, aber ein paar Kleinigkeiten, die für mich aber mit Hauptgründe für die Reise nach Düsseldorf waren, stimmten einfach nicht. Vielleicht hat sich die Band da einfach ein bißchen übernommen.

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